Deutlich teuer und deutlich später – das sind die schlechten Nachrichten für S-Bahnpendler auf der Filderebene. Die Verlängerung nach Neuhausen macht Probleme. Und wie reagiert die Politik auf diese Information?

Filderstadt - Nun sei der Zeitpunkt gekommen, um ernsthaft über das Projekt nachzudenken, sagt Stefan Hermann, der Fraktionschef der Freien Wähler in Filderstadt. Es sei fraglich, ob die Kosten noch in einer angemessenen Relation zum Nutzen stehen, erklärt er.

 

Hintergrund ist, dass die Neubaustrecke zwischen Bernhausen und Neuhausen wesentlich teurer werden soll als bisher gedacht. Um rund 84 Millionen soll der Preis im Vergleich zur Kostenschätzung im Jahr 2014 auf 209 Millionen Euro steigen. Dies haben die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) errechnet, die das Projekt planen und bauen. Der Kostenanteil von Filderstadt würde von 3,5 Millionen auf 5,8 bis 6,7 Millionen Euro steigen. Hinzu kommt, dass die erste Bahn erst 2026 und damit vier Jahre später nach Neuhausen fahren soll, als bisher geplant war.

Es sei noch nicht gesichert, dass es später einmal eine Fortsetzung der Strecke ins Neckartal gäbe, sagt FW-Fraktionschef Hermann. „Die Bahn lohnt sich nicht, wenn Neuhausen Endbahnhof bleibt.“ Für Sielmingen bringe die Neubaustrecke vor allem Nachteile. Der geplante Bahnhof ziehe zusätzlichen Autoverkehr an. Das Konzept sehe außerdem vor, dass Flächen nördlich des Stadtteils für Wohnungsbau gebraucht würden, um den Nutzen der Bahn zu erhöhen.

Die Strecke müsse ins Neckartal verlängert werden

Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Ulrich Steck, kann diese Argumentation nachvollziehen. Er ärgert sich über die Zeitverschiebung und warnt vor neuen Preiserhöhungen. „Das Projekt ist doch nur dann sinnvoll, wenn die Strecke irgendwann ins Neckartal verlängert wird“, sagt auch er. Dies sei im Moment aber sehr fraglich. „Wir brauchen diesbezüglich dringend Ansagen von der Region und vom Kreis.“

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Catherine Kalarrytou, kann die Zweifel am Projekt verstehen. Sie findet die Verzögerung und Preissteigerung „total ärgerlich“. Es ist schade, dass die SSB diesbezüglich in die Muster der Deutschen Bahn verfallen“, sagt sie. Vor dem Hintergrund des Klimawandels bewertet sie die neue Schienenverbindung allerdings als sinnvoll. Für wichtig hält sie, dass Gespräche geführt werden, damit die Anschlussarbeiten für die neue S-Bahn im Bernhäuser Bahnhof dann stattfinden, wenn die Strecke Flughafen bis Bernhausen sowieso wegen des Baus des dritten Gleises gesperrt wird. Dazu erwarte sie eine Auskunft von SSB-Chefplaner Volker Christiani, der am Montag in den Gemeinderat kommt.

Die Strecke aufzugeben, wäre „grottenfalsch“

Auch der SPD-Fraktionschef Walter Bauer will Christiani einige Fragen stellen. Beispielsweise, ob der als möglich angekündigte 15-Minuten-Takt problemlos umgesetzt werden kann. Außerdem wolle er wissen, wie es mit der Barrierefreiheit im S-Bahnhof Sielmingen aussieht, sagt Bauer und fordert nach wie vor einen zweiten Aufzug. Schließlich sei immer noch nicht klar, wer das Parkhaus dort baue. Man müsse jetzt die Chancen ergreifen, um das Projekt zu verbessern. „Es wäre grottenfalsch, wenn wir es aufgeben würden“, sagt Bauer zu den Bedenken der Freien Wähler.

Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Dennis Birnstock will an dem Projekt festhalten. „Es ist nach wir vor richtig“, sagt er, ärgert sich aber gleichzeitig über die schlechten Nachrichten der Stuttgarter Straßenbahnen. Das Projekt sei so geplant worden, dass es möglichst billig werde. Als Beispiel dafür nennt Birnstock die Eingleisigkeit zwischen Sielmingen und Neuhausen oder aber den Deckel über der S-Bahnstrecke bei der Alemannenstraße, der aus Kostengründen nicht realisiert werden soll. Und dann steige der Preis plötzlich um 60 Millionen Euro. „Das ist schwer zu vermitteln“, sagt er.