Die Stadt Filderstadt wächst voraussichtlich doch nicht so drastisch wie ursprünglich geplant. Daran gibt es auch heftige Kritik. Von einem Schlag gegen die junge Generation ist die Rede. Was ist da los?

Filderstadt - Die Abstimmung im Gemeinderat fiel nun deutlicher aus als erwartet. Waren im Technischen Ausschuss die beantragten Steichungen noch allesamt durchgefallen, so erhielten nun Freie Wähler und Grüne für ihre Anträge, wenn sie gemeinsam marschierten, eine Mehrheit. Oft stimmten auch Dieter Weinmann und Helmut Schumacher (beide CDU/FDP) mit ihnen.

 

Rund 46 Hektar wurden aus dem Entwurf des Flächennutzungsplans (FNP) gestrichen, zwei neu aufgenommen. Damit bleiben von den ursprünglich im Entwurf enthaltenen 98 noch 54 Hektar übrig. Gestrichen wurden unter anderen solch große Flächen wie das ins Auge gefasste Mischgebiet nördlich der Firma Gemalto in Sielmingen (rund 13 Hektar) oder die vor allem für die Ansiedlung von Firmen gedachten Flächen im Affelter östlich von Bonlanden, in der Nähe des Boss-Logistikzentrums.

Auch neue Flächen ins Spiel gebracht

Gleichzeitig wurden aber auch neue Flächen von der CDU/FDP ins Spiel gebracht und mehrheitlich beschlossen. Sie befinden sich in Sielmingen, westlich der Silcherstaße (zwei Hektar) und östlich von Gemalto (vier Hektar). Bei letzterer Fläche, die für Gewerbe genutzt werden soll, ist allerdings fraglich, ob sie überhaupt in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden kann, da sie im Regionalplan als Grünzäsur ausgewiesen ist. Oberbürgermeister Christoph Traub sagte zu den Stadträten: „Damit beauftragen Sie uns, Gespräche mit der Region zu führen.“ Traub hatte darauf hingewiesen, dass die oben erwähnte Fläche nördlich von Gemalto eigentlich gebraucht werde, um der Region zu zeigen, dass die Stadt entlang der geplanten S-Bahn-Strecke aufsiedeln will. Mit der entsprechenden Vorgabe der Region soll gewährleistet werden, dass sich der Ausbau der S-Bahn- Strecke auch rechnet. Ohne die als Grünzäsur ausgewiesene Fläche östlich von Gemalto stehen im FNP für die Ansiedlung von Gewerbe bis 2030 insgesamt 17 Hektar zur Verfügung. Für Mischflächen (halb Gewerbe, halb Wohnen) bleiben 13 Hektar übrig. Für neue Wohngebäude sind es rund 14 Hektar. Für Gemeinbedarfsflächen der Stadt bleibt es bei zehn Hektar.

„Wir brauchen qualitatives Wachstum“

Auch bei der Gemeinderatssitzung am Mittwoch wurde darauf hingewiesen, dass für Wohngebäude eigentlich mindestens 25 Hektar gebraucht würden. Nur dann könne der Bedarf für die bereits ansässigen Filderstädter gedeckt werden. Mehrere Sprecher von CDU/FDP und SPD befürchteten, dass wegen der Streichungsbeschlüsse viele Jugendliche, die eigentlich in Filderstadt bleiben wollen, wegziehen müssen. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der jungen Generation“, sagte Dennis Birnstock (CDU/FDP).

Sprecher von Freien Wählern und Grünen wiesen erneut auf die fruchtbaren Böden hin, die durch die Bebauung versiegelt werden. „Wir brauchen ein qualitatives und kein quantitatives Wachstum“, sagte Stefan Hermann (FW). Es sei nicht garantiert, dass auf neuen Wohnbauflächen auch bezahlbarer Wohnraum entstehe, erklärte Armin Stickler (Grüne).

Diesen Aspekt griff Oberbürgermeister Christoph Traub auf. Er forderte von den Stadträten, die sich für die Flächenstreichungen eingesetzt hatten, dass sie nun auch bezahlbaren Wohnraum schaffen. „Sie müssen uns die richtigen Werkzeuge an die Hand geben“, sagte er und meinte damit vor allem den Kauf der Flächen durch die Stadt, bevor sie Bauland werden. Der Entwurf des Flächennutzungsplans soll nun neu aufbereitet und dann ausgelegt werden. Erst danach kann der Plan endgültig verabschiedet werden. Es sei im Sinne der Stadt dies möglichst bald zu tun, sagte OB Traub auf Anfrage. Es könne jedoch sein, dass erst der neue Gemeinderat, der im Mai gewählt wird, den Beschluss fasse.