Bürger berichten, die Nagetiere in Filderstadt gesichtet zu haben. Sie gelten als Überträger von Krankheiten. Ein Schädlingsbekämpfer und ein Mitarbeiter des Tiefbauamts geben Tipps und beantworten drängende Fragen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filderstadt - Es war die zweite Ratte in kurzer Zeit, die bei der Kreissparkasse in Bernhausen vor Tobias Hoeft flüchtete. Das erste Tier habe seine Freundin keine 100 Meter von dieser Stelle entfernt im Wohngebiet gesehen. „Dass es schon die zweite in so kurzer Zeit war, fand ich schon auffällig“, sagt der Bernhäuser. In der Facebook-Gruppe Filder-Pinnwand hat er in die Runde gefragt: „Haben wir ein Rattenproblem in Bernhausen?“ Hoeft ist offenbar nicht der Einzige, der in letzter Zeit Ratten gesichtet hat. Aus der Diskussion lässt sich schnell die These herauslesen, dass sicher das Hochwasser – das auch Teile Filderstadts getroffen hat – schuld ist. „Wenn der Wasserspiegel steigt, kommen die vermehrt hoch“, schreibt zum Beispiel einer.

 

Bringt Hochwasser Ratten mit sich?

Norbert Branz, der Leiter des Tiefbauamts in Filderstadt, sieht keinen zwingenden Zusammenhang zwischen starken Regenfällen und Rattensichtungen. „Ratten verkriechen sich eigentlich primär“, sagt er. „Ich halte das für konstruiert.“ Bisher sei bei ihm zudem kein Hinweis eingegangen, dass es aktuell ein Rattenproblem in der Stadt gebe. Und auch in den vergangenen Jahren sei es diesbezüglich recht ruhig gewesen in Filderstadt. „Es gab da mal ganz andere Zeiten“, sagt Norbert Branz. Vor 20, 30 Jahren sei man noch nicht so professionell gegen die Tiere vorgegangen. Das habe sich geändert.

Sind Ratten gefährlich?

„Ratten sind Bakterienüberträger“, sagt Jürgen Burkhardt, ein Schädlingsbekämpfer aus Leinfelden-Echterdingen. Laut Experten können Ratten viele Krankheiten übertragen– darunter Salmonellen, Rattenbandwurm, Borreliose, Hantavirus, aber auch die gefürchteten multiresistenten Keime, gegen die die gängigen Antibiotika nicht mehr helfen. Die Tiere schlüpfen laut dem Schädlingsbekämpfer Burkhardt nicht nur aus Kanälen auf der Straße, sondern können durchaus auch aus der heimischen Toilette klettern. „Das Toilettenrohr ist wie eine Leiter aufgebaut“, sagt er.

Was macht die Stadt gegen Ratten?

Einmal im Jahr bekämpft die Stadt Filderstadt zusammen mit einer Fachfirma gezielt die Ratten bei einer Aktion. Dann werden die paar Hundert Fressköder, die in der Kanalisation der Stadt verteilt seien, ausgetauscht. Die Köder bestehen laut Branz aus Rattengift, das den Tierchen mundet. Die Tiere sterben nicht sofort, sondern erst nach einigen Tagen. Sie verbluten innerlich. Würden sie sofort umkippen, wäre dies eine Warnung für ihre Artgenossen, erklärt Branz. Die Rattenkadaver werden dann in der Kläranlage angeschwemmt und vom Rechen aussortiert.

Was ist zu tun, wenn ich Ratten sehe?

Obwohl die vorbeugende jährliche Aktion gegen die Ratten laut dem Leiter des Filderstädter Tiefbauamts eine erfreuliche Wirkung zeigt, kann es durchaus vorkommen, dass irgendwo vermehrt Ratten auftreten. Die Stadt sei dankbar über Hinweise aus der Bürgerschaft, denn dann könne sie die Kanäle in der entsprechenden Gegend genauer unter die Lupe nehmen. Wer irgendwo Ratten sichtet, kann sich ans Tiefbauamt in Filderstadt wenden, die Telefonnummer lautet 0711/7 00 36 73.