Phileas Loh und Pascale Andraczi aus Filderstadt musizierten auf Einladung der Kulturakademie im Kloster Ochsenhausen. Zum Abschluss gaben sie im Haus der Wirtschaft eine Kostprobe ihres Könnens. Lampenfieber hatten beide aus einem bestimmten Grund allerdings überhaupt nicht.

Filderstadt - Gruppen von Kindern und Jugendlichen wuseln am Samstagmorgen durch die neoklassizistische Weite im Stuttgarter Haus der Wirtschaft. Auf der Bühne der König-Karl-Halle läuft die Generalprobe für die szenische Umsetzung des „Poesieautomaten“ von Hans Magnus Enzensberger. Die Abschlussveranstaltung der Kulturakademie Baden-Württemberg steht unmittelbar bevor. Gleich werden die Stipendiaten des siebten Jahrgangs vor Publikum Kostproben ihres Könnens geben. Auch zwei junge Musiker aus Filderstadt stehen in den Startlöchern.

 

Zeit mit Leuten verbringen, die die gleichen Interessen haben

Und zwar ganz gelassen: „Wir spielen nur fünf Minuten“, merkt Phileas Loh (14) an. „Eigentlich ist das viel zu kurz.“ Der jazzbegeisterte Schlagzeuger hat die Kreativwochen an der Landesakademie Ochsenhausen sichtlich genossen. „Es war toll, so viel Zeit mit Leuten zu verbringen, die die gleichen Interessen haben“, resümiert er. „Wenn ich sonst irgendetwas von meinem Lieblingsdrummer Brian Blade erzähle, gucken meistens alle nur groß. Mit den anderen Musikern konnte ich mich da besser austauschen.“

Ein Außenseiter ist Loh auch am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, wo er zur Schule geht, nicht. Gleichaltrige, die die Begeisterung für den Trommler von Herbie Hancock, John Patitucci oder Chick Corea nicht teilen können, wissen sein Ballgefühl zu schätzen: Phileas kickt beim TSV Plattenhardt. Pascale Andraczi, die inzwischen Richtung Böblingen umgezogen ist, war lange ebenfalls mehrgleisig aktiv. Die 13-Jährige spielt seit mehr als sieben Jahren Klarinette, schlug sich aber auch lange wacker im Karate. „Da ich auch noch tanze und im Orchester des Musikvereins Ehningen mitspiele, war das irgendwann zeitlich nicht mehr machbar“, sagt sie. „Das ist auch mein größtes Problem, wenn ich an ein Musikstudium denke: Wann soll ich auch noch ein Zweitinstrument lernen?“

Beruflich in die Fußstapfen des Vaters treten

Phileas ist entschlossen, alle Hürden zu nehmen. Er will auf jeden Fall in die Fußstapfen seines Vaters treten, der hauptberuflich Bass spielt. Die jeweils einwöchigen Kurse in den Sommer- und Faschingsferien haben ihn darin nochmals bestärkt: „Sich den ganzen Tag ausschließlich mit Musik zu beschäftigen, war klasse“, schwärmt er. „Von zu Hause weg zu sein, fand ich zwar aufregend. Heimweh hatte ich aber eigentlich nicht.“ – „Man lernt genügend Gleichgesinnte kennen, um sich nie allein zu fühlen“, bestätigt Pascale. Die Altersunterschiede unter den Schülern der Klassenstufen sechs bis acht seien dabei nicht ins Gewicht gefallen.

Improvisation, modale Tonleitern, Arrangement – die Einblicke, die die beiden erhalten haben, reichen weit über das hinaus, was ihnen der schulische Musikunterricht bieten kann. „Am Gymnasium muss der Lehrer ja immer an die denken, die kein Instrument spielen und kaum eine Note lesen können“, sagt Phileas, der die Schlagzeugstöcke schwingt, seit er sechs ist. „Das bringt mir nicht so viel. Hier war ich jetzt richtig gefordert.“ – „Ich habe viel Neues über mein Instrument gelernt“, stimmt Pascale zu. „Offiziell als Talent gefördert zu werden, fühlt sich natürlich auch gut an. Ich bin im Moment sehr motiviert, noch mehr Musik zu machen, soweit es meine Zeit erlaubt.“