Eine Frau aus Filderstadt hat sieben Jahre lang als Entwicklungshelferin im Nahen Osten gearbeitet. Nun will sie Erdbebenopfern in Syrien helfen.

Mirjam Walter (31) aus Bonlanden hat über den Zivilen Friedensdienst sieben Jahre lang als Entwicklungshelferin im Libanon gearbeitet und engagiert sich ehrenamtlich für die Hilfsorganisation Syrian Eyes. Den Opfern des Erbebens zu helfen, ist nun ihr Hauptanliegen.

 

Frau Walter, Sie waren lang im Nahen Osten. Wie erlebten Sie die Zeit dort?

Im Libanon hat sich sehr viel verändert in den vergangenen drei Jahren durch die Wirtschaftskrise, aber da ist ganz viel Engagement. Im Libanon sind extrem viele syrische Geflüchtete. 1,5 Millionen Syrer kommen auf vier Millionen Libanesen, das ist schon noch mal eine andere Hausnummer als hier und bedeutet eine enorme Herausforderung für die Bevölkerung und die wirtschaftliche Lage. In unserem Projekt ging es auch darum, Konflikte zwischen den libanesischen Aufnahmegemeinden und den syrischen Geflüchteten zu bearbeiten.

Das Erdbeben hat Nordsyrien stark getroffen. Was hören Sie von Ihren syrischen Freunden?

Es ist ein Riesenchaos, gerade in Syrien, weil es gar keine staatliche Hilfe gibt und auch kaum internationale Hilfe. Die Leute sind größtenteils auf sich allein gestellt, in vielen Ortschaften ist noch keinerlei Hilfe angekommen. Ganze Stadtviertel und Dörfer sind zerstört. Die Leute sagen: Es herrscht seit zwölf Jahren Bürgerkrieg – und jetzt auch noch das Erdbeben. Dadurch, dass es dort Bombardierungen gab und vieles schon kaputt und wackelig war, ist vieles eingestürzt. Straßen sind schlecht passierbar, das heißt, man kommt schwer in die Gebiete. Mental sind die Leute einfach fertig. Da geht einfach nichts mehr.

Was benötigen die Menschen am dringendsten?

So ziemlich alles. Ich habe gestern mit den Leuten von Syrian Eyes telefoniert, die fahren nächste Woche selbst hin, um vor Ort zu schauen, was am dringendsten gebraucht wird, und direkt zu helfen. Die organisieren sich jetzt vor Ort. Es mangelt an allem. Es ist super kalt, man braucht Heizungen, warme Kleidung und Decken, man muss Häuser reparieren, man muss essen, man braucht Windeln, Medizin und Hygieneartikel.

Sie unterstützen Syrian Eyes bei der Spendenakquise. Wie will die Organisation helfen?

Syrian Eyes besteht komplett aus Freiwilligen. Sie haben den Vorteil, dass sie nicht über Institutionen gehen müssen und dass kein Geld für Verwaltungs- oder Personalkosten draufgeht, sondern dass sie viele Kontakte vor Ort haben. Sie haben in Beirut Sachspenden gesammelt und fahren jetzt eben in die Krisengebiete. Sie wollen auch schauen, dass man Häuser, die noch reparierbar sind, erst mal instand setzt, damit die Leute zurück können und nicht auf der Straße sitzen. Ich selbst werde in den nächsten Monaten sicherlich wieder in den Libanon fliegen, aber im Moment schaue ich, dass ich hier Aufmerksamkeit erregen kann. Aus meiner Erfahrung ist es so, dass die Leute hier gerne geben, wenn sie wissen, dass das Geld ankommt.

Weitere Informationen im Internet unter www.gogetfunding.com/syria-earthquake-grassroots-response/