Der Stadtbahntunnel der U12 in Münster ist am Freitag durchbrochen worden. Davon ist der Fildertunnel für Stuttgart 21 noch weit entfernt. Dort feierte man die ersten 1000 Meter – die Bohrmaschine arbeitet zurzeit unter dem Fasanenhof.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Im äußersten Süden der Landeshauptstadt und im Nordosten, im Fasanenhof und in Münster, ist der Freitag für Tunnelbauer ein Festtag gewesen. Während auf den Fildern gefeiert wurde, dass die S-21-Röhre in Richtung City die ersten 1000 Meter erreicht hat, sind die Mineure in Münster schon deutlich weiter. Dort ist der Tunnel, durch den von 2016 an die Stadtbahnzüge der Linie U 12 fahren sollen, nun in Gänze ausgebrochen. Waltraud Ulshöfer, Gattin von OB Fritz Kuhn und Patin des Tunnels in Münster, hat am Nachmittag symbolisch die letzten Brocken aus dem Weg geräumt.

 

100 000 Kubikmeter Erde sind bisher angefallen

Davon kann Matthias Breidenstein nur träumen. Der Projektleiter des 9468 Meter langen Fildertunnels steht am Vormittag mit einem Schild in der Hand auf einem Parkplatz im Gewerbegebiet Fasanenhof-Ost und versichert, dass 45 Meter unter seinen Füßen jene Tunnelbohrmaschine arbeitet, die sich nach langer Anlaufphase seit dem 27. Januar durch den Untergrund fräst. Die Stelle ist nicht nur wegen der 1000-Meter-Marke bemerkenswert. Dort sollen von 2021 an Züge der Bahn durchrauschen, U 6-Stadtbahnen der SSB tun es heute schon. Die beiden Röhren trennt 29 Meter Erdreich. „Wir sind stolz, dass wir nun diese Marke erreicht haben“, sagt Breidenstein. Die Tunnelbohrmaschine arbeite kontinuierlich mit gelegentlichen Standzeiten, wenn etwa das Förderband wieder verlängert werden müsse, das die abgegrabene Erde heraustransportiere. Gut 100 000 Kubikmeter sind in der Röhre angefallen, die bis kurz vor den Kreisverkehr Heigelinstraße reicht. Abgefahren wird der Aushub von Lastwagen, die auf den öffentlichen Straßen unterwegs sind. Den Antrag, eine temporäre Ausfahrt von der Autobahn 8 aufs Baustellengelände herstellen zu dürfen, hat die Bahn noch nicht eingereicht. Immerhin sein man sich nun aber mit dem Eisenbahn-Bundesamt, dem Regierungspräsidium und der Stadt einig über das weitere Verfahren.

U12 fährt von 2016 an von Remseck nach Dürrlewang

Genehmigungen müssen sich die Mineure der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) nicht mehr einholen. Ihr Geschäft in Münster ist gemacht. Am späten Nachmittag feierten sie zusammen mit der Tunnelpatin Waltraud Ulshöfer den Durchschlag des Tunnels, durch den U-12-Züge vom Hallschlag ins Neckartal gelangen. Gut 200 Meter lang ist der bergmännische Teil der Röhre, daran schließen sich am Anfang und am Ende noch Abschnitte an, die in offener Bauweise entstehen. Auf der gesamten Tunnellänge planen die SSB bis Ende des Jahres den Rohbau abzuschließen, dann rücken die Gleisbauer an sowie die Fachleute für die Signale und die weitere notwendige technische Ausrüstung.

Bei der Feier in der Baugrube erinnerte der SSB-Vorstand Wolfgang Arnold an den schweren Arbeitsunfall, der sich zu Beginn der Arbeiten ereignet hatte, als ein Arbeiter zum Teil verschüttet wurde. So etwas zeige die Grenzen des menschlichen Tuns auf. Der Chef des städtischen Nahverkehrsunternehmen richtete den Blick auch nach vorne und forderte die politisch Verantwortlichen – bei aller Dankbarkeit für das schon geflossene Geld – auf, möglichst rasch eine Anschlussregelung für das auslaufende Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zu schaffen. Dass dieses Geld gut angelegt sei, machte Arnold an den Zahlen der U 12 deutlich. Den 2013 eröffneten Abschnitt bis zur Haltestelle Hallschlag nutzen im Schnitt fast 6000 Fahrgäste täglich – nahezu eine Verdreifachung im Vergleich zu den Zeiten, als die Strecke noch von Bussen bedient wurde.

Im neuen Streckenabschnitt, der an der bisherigen U-12-Endhaltestelle Hallschlag beginnt und an der Aubrücke ans bestehende Stadtbahnnetz anknüpft, entsteht an der Kreuzung Löwentor-/Bottroper Straße eine neue Haltestelle. Die U 12, die jüngste der SSB-Linien, soll nach Abschluss aller Bauarbeiten von 2016 an von Remseck (Kreis Ludwigsburg) via Hallschlag und Europaviertel (neue Haltestelle Budapester Platz) bis in den Vaihinger Stadtteil Dürrlewang fahren. Ob die Strecke in einem eröffnet wird, ist noch unklar.