Wie lebt es sich auf kleinstem Raum? Die Studentin Jasmin Sessler hat fürs Natur-Visions-Filmfest in Ludwigsburg einen Film über das Mikrohofhaus gedreht.

Ludwigsburg - Jasmin Sessler ist ein Fan von Minimalismus. Tiny Houses und die Idee dahinter, nämlich das Leben auf möglichst kleinem Raum, faszinieren die 26-jährige Studentin schon länger. Dass sie für ein Praktikum beim Natur-Visions-Filmfestival in Ludwigsburg einen so umfassenden Einblick in das Leben auf knapp sieben Quadratmetern bekommt, hätte sie zuvor auch nicht gedacht. „Ich war erstaunt, dass es sogar noch kleiner geht als in den Dokumentationen, die ich mir im Vorfeld des Praktikums angeschaut habe“, sagt sie.

 

In Ludwigsburg steht nämlich zurzeit das sogenannte Mikrohofhaus. Das Mini-Haus mit 7,3 Quadratmetern Wohnfläche steht direkt an der Sternkreuzung, mitten auf der B 27. Es ist Teil des Projekts „Raumpioniere“ des Ludwigsburg-Museums MIK. Und dank Sessler gibt es nun auch einen Kurzfilm über das Haus, genauer: über seine Bewohner. Die Bewohner filmem sich selbst mit ihrem Smartphone

Die Medienwissenschafts-Studentin hat das Projekt dem Natur-Visions-Team vorgeschlagen. Der Film soll Einblicke in den Alltag auf sieben Quadratmetern bieten. Die Bewohner des Hauses – überwiegend Studenten, die für ein paar Tage Teil des Projekts werden, indem sie darin wohnen – filmen sich mit dem eigenen Smartphone und schildern besondere Erlebnisse. Noch ist der Film nicht fertig geschnitten, seine Premiere wird er auf dem Naturvision-Filmfestival feiern. Aber ein Trailer zeigt bereits ein paar Probleme, die Tiny-House-Bewohner haben können.

So schildert ein Bewohner, wie ein Pizzabote das Haus verzweifelt gesucht hat. Oder eine Bewohnerin liegt apathisch neben dem Ventilator und klagt über die Hitze in dem von der Sommersonne aufgeheizten Block. Andere veranstalten einen Filmeabend und werfen mit einem Beamer einen „Tatort“ an die Holzwände des Innenhofs. Und wieder eine andere Bewohnerin wurde zum Nachdenken darüber veranlasst, mit wie wenig man eigentlich im Alltag auskommen kann. Ihr Fazit: „Ich werde daheim jetzt mal ein bisschen ausräumen, was ich wirklich gar nicht mehr brauche.“ Immer wieder laufen Neugierige ins Bild

Für Sessler war der persönliche Blick der Bewohner wichtig: „Man bekommt noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel, wenn der Bewohner selbst der Kameramann ist“, sagt Sessler. Fünf Leute, inklusive sie selbst, haben beim Film mitgemacht. Sessler hat auch vier Tage im Mikrohofhaus gewohnt – und das nicht nur wegen des Films. Sie hat die Wohnungsnot, die derzeit in der Stadt herrscht, am eigenen Leib erfahren. Für ihr fünfmonatiges Praktikum suchte sie vergeblich eine Wohnung hier. Nun pendelt sie jeden Tag von Tübingen nach Ludwigsburg.

Die Zeit im Mikrohofhaus hat sie sehr genossen, „auch wenn immer mal wieder Neugierige in den Hof kamen und meine Aufnahmen gefotobombt haben“, sagt sie. Aber das Verschwimmen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit sei eben auch Teil des Konzepts des Hauses. „Manchmal fühlt man sich wie eine Figur im Theater, die diesen Raum bespielt“, sagt Sessler.

Sie könne sich dennoch vorstellen, in einem solchen Tiny House zu wohnen, „nur eben nicht auf einer Verkehrsinsel“, sagt sie. Für ihre nächste Station wird das jedoch nicht nötig sein: Sie geht für zwei Auslandssemester nach Kanada – und da ist ja bekanntlich viel Platz vorhanden.