Stuttgarter Schüler haben Hitlers Hauptquartier Wolfsschanze besucht. Ein Filmteam hat sie begleitet. Nun ist der Film Teil der Ausstellung über Stauffenberg im Haus der Geschichte – und regt an, über Protest in der heutigen Zeit nachzudenken.

Volontäre: Julika Wolf (jwo)

Stuttgart - Erst ist nur Wald zu sehen. Dann ein Fels. Nach und nach wird klar: Das hier ist keine unberührte Natur. Die Rede ist von der Wolfsschanze, einem der Führerhauptquartiere während des Zweiten Weltkriegs. An diesem Ort im Nordosten Polens, nahe der Grenze zu Litauen, hatte Adolf Hitler folgenschwere Entscheidungen getroffen. Elf Schüler des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums haben sich den Ort angeschaut – ein professionelles Filmteam hat sie begleitet. Der Film ist nun Teil der Ausstellung „Attentat Stauffenberg“ im Haus der Geschichte. Vier Protagonisten des Films haben die 15-minütige Dokumentation „Wolfsschanze“ dort dieser Tage vorgestellt.

 

In dem Film besichtigen die jungen Leute gemeinsam mit Schülern ihrer polnischen Partnerschule das Quartier, interviewen Besucher und schildern ihre Eindrücke. Auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg widmen sie einen Teil: Was halten die Leute von ihm? Waren seine Handlungen gerechtfertigt? Ein britischer Befragter spricht positiv von ihm, viele polnischsprachige Besucher zeigen sich sehr kritisch – immerhin war er kriegsbegeisterter Soldat und soll Hitler zu Beginn des Krieges motiviert gefolgt sein.

Handgranaten aus Plastik im Souvenirshop

Nach der Vorführung schildern die Schüler ihre Eindrücke von dem Besuch. Schnell kommen sie auf den Widerstand durch Stauffenberg zu sprechen: Egal, welche Meinung man ihm gegenüber vertrete, von seinem Handeln könne man etwas mitnehmen. Nicht unbedingt den Widerstand, den brauche man in einer Demokratie nicht. Zum Protest aber rufen die Jugendlichen auf: „Die Erwachsenen schweigen viel zu oft. Wir müssen aktiv werden“, finden sie. „Wir müssen bei uns anfangen, wenn wir die Welt verändern wollen“, sagt eine Schülerin und „Nur zusammen können wir wirklich etwas verändern“, eine andere. Themen wie Umwelt und Menschenrechte fallen.

„Wir wollten, dass Jugendliche sich mit Stauffenberg auseinandersetzen“, sagt die Projektleiterin Natalia Kot. Die Idee zum Projekt kam durch Zufall auf: Bei einem Besuch der Stuttgarter und der polnischen Schüler im Haus der Geschichte. Sie beschlossen, ein Wochenende lang die Wolfsschanze zu besichtigen. Von März bis Juli waren sie mit dem Projekt beschäftigt. „Am Anfang waren wir skeptisch“, sagt Julia Häußer, eine der Schülerinnen. Doch die Gymnasiasten haben viel mitgenommen. Das Projekt habe ihnen gezeigt, wie froh sie sein können, in einer Demokratie zu leben. Ein Grund, sich zurückzulehnen, ist das für den Austauschschüler Giovanni Guitti aber nicht: „Wir haben noch viel zu tun.“