Im düsteren Thriller „Sicario“ gibt Emily Blunt eine FBI-Agentin, die sich an die Fersen einen mexikanischen Drogenbosses heftet. In Cannes startet der Film im Rennen um die Goldene Palme.

Cannes - Emily Blunt als FBI-Agentin, die einem Drogenkartell das Handwerk legen will: Der düstere Thriller „Sicario“ des kanadischen Regisseurs Denis Villeneuve geht in Cannes auf Palmen-Jagd. Blunt spielt eine junge US-Agentin, die zusammen mit einem CIA-Mann (Josh Brolin) in Mexiko an einen Drogenboss (Benicio del Torro) gelangen will. Doch schon bald merkt sie, dass die Grenzen zwischen Böse und Gut verschwimmen - keine wirklich neue Erkenntnis dieses auch ansonsten eher konventionell gefilmten Werks.

 

Mit einem ungewöhnlich inszenierten Inzestdrama katalpultierte sich indes die französische Regisseurin Valérie Donzelli an die Spitze der Anwärter auf den Goldene Palme. Lose basierend auf wahren Begebenheiten erzählt Donzelli in „Marguerite et Julien“ die Geschichte der Geschwister Marguerite und Julien de Ravalet. 1603 wurden sie wegen Ehebruchs und Inzest in Paris zum Tod verurteilt.

Die Französin Donzelli ergreift überraschend klar Partei für die Geschwister, die sich schon als Kinder lieben. Die Eltern, der Onkel, sie alle sind gegen diese verbotene Liebe und werden im Film damit zur Bedrohung für die Liebe zwischen Julien und der etwas jüngeren Marguerite.

Ungewöhnlich erzählter Kostümfilm

Was den Film aber vor allem aus den anderen, bisherigen Cannes-Beiträgen herausstechen lässt, ist Donzellis Erzählform. Ihr Werk ist in Teilen zwar als historischer Kostümfilm inszeniert, enthält aber auch moderne Elemente - und wirkt zugleich sehr zeitlos. Der Regisseurin gelingt so ein universalgültiges Plädoyer für die Liebe, egal gegen welche gesellschaftlichen und moralischen Konventionen.

Das Thema soll schon Regielegende François Truffaut interessiert haben. Ihm lag dazu wohl einst ein Drehbuch vor, das er aber in den 1970er Jahren verwarf. Nun ließ sich die Französin Donzelli von eben diesem Script inspirieren, schrieb es neu und verfilmte es. In einer kleinen Nebenrolle ist Geraldine Chaplin zu sehen. Donzelli ist eine von zwei Frauen, die im diesjährigen Cannes-Wettbewerb ihre Werke zeigen.

Die Goldene Palme wird am 24. Mai vergeben. 19 Filme konkurrieren um den begehrten Hauptpreis des Festivals von Cannes.