Das Filmfestival von Locarno zählt mit seinen Freiluftaufführungen weltweit zu den schönsten seiner Art. Nach einer pandemiebedingt kleinen Online-Ausgabe 2020 lockt es von diesem Mittwoch (4. August) an wieder an den Lago Maggiore.

Locarno -

 

Kino-Zauber unter freiem Himmel, eine der größten Filmleinwände der Welt und kühle Cocktails zum Filmgenuss: Mit seinen Aufführungen unterm Sternenzelt bietet das Internationale Filmfestival im Schweizer Städtchen Locarno Einmaliges. Nach der pandemiebedingt nur für ein Fachpublikum interessanten kleinen Online-Ausgabe im Vorjahr lädt das Festival in diesem Jahr vom 4. bis 14. August wieder Publikum ans Ufer des Lago Maggiore.

Dort präsentieren sich auch deutsche Filmproduzenten. Unter den 17 Filmen, die am Hauptwettbewerb um Goldenen Leoparden teilnehmen, laufen vier mit deutscher Beteiligung entstandene internationale Gemeinschaftsproduktionen. Unter ihnen wird mit besonderer Spannung der Thriller „Zeros and Ones“ des US-amerikanischen Regisseurs Abel Ferrara („Bad Lieutenant“) mit Hollywoodstar Ethan Hawke („Boyhood“) in der Hauptrolle erwartet.

In vielen Filmen agieren deutsche Schauspieler

Deutschland zeigt sich im Wettbewerb vor allem als starke Schauspielernation. In mehreren Filmen aus anderen Ländern agieren Prominente des deutschen Kinos. So verkörpert etwa Franz Rogowski („Undine“) eine der Hauptrollen im österreichischen Spielfilm „Luzifer“, einem Drama um eine Teufelsaustreibung. Und Luna Wedler („Auerhaus“) spielt in der Schweizer Großstadtballade „Soul of a Beast“ mit.

Hauptanziehungspunkt des Festivals dürften auch in diesem Jahr die Freiluftaufführungen sein. In der Regel finden dabei bis zu neuntausend Filmfans auf der malerischen Piazza Grande von Locarno Platz. Auf Grund der Corona-Regeln ist die Zahl der Plätze in diesem Jahr reduziert. Im Piazza-Programm treten mit Julia Jäger („Karniggels“) und Hannah Herzsprung („Babylon Berlin“) gleich zwei prominente deutsche Schauspielerinnen in dem Kostümfilm „Monte Verità“ (Schweiz/ Österreich/ Deutschland) auf. Liv Lisa Fries („Babylon Berlin“) spielt im Schweizer History-Thriller „Hinterland“.

Ein deutscher Dokumentarfilm über eine äthiopische Sängerin

In der Nachwuchs-Sektion „Cineasti del presente“ („Filmemacher der Gegenwart“) bewirbt sich die aus Kassel stammende deutsch-iranische Regisseurin Sabrina Sarabi mit ihrer Adaption von Alina Herbings Bestseller „Niemand ist bei den Kälbern“ um eine Auszeichnung. In der Geschichte um eine junge Ehe spielt Saskia Rosendahl („Werk ohne Autor“, „Fabian oder der Gang vor die Hunde“) die Hauptrolle.

In der renommierten „Semaine de la Critique“ hat der deutsche Dokumentarfilm „Stand Up My Beauty“ von Heidi Specogna („Cahier Africain“) eine Preischance. Die in Berlin lebende Schweizer Filmemacherin begleitet darin eine äthiopische Sängerin auf ihren Lebens- und Karrierewegen.

Die Filme sind die Stars

Das Festival von Locarno gilt als eine der weltweit wichtigsten Tribünen engagierter Filmkunst. Das Motto ist „Hier sind die Filme die Stars!“. Junges Kino dominiert. Nach dem Rücktritt der erst 2019 angetretenen Französin Lili Hinstin als künstlerische Leiterin will ihr Nachfolger, der 1966 in Zürich geborene Italiener Giona A. Nazzaro, die Tradition fortführen. Neben Anspruchsvollem offeriert der bisherige Leiter der Kritikerwoche der Filmfestspiele von Venedig viel kommerzielles Kino. Abends auf der Piazza gibt es entsprechende Star-Power. Erwartet werden zum Beispiel aus Hollywood John David Washington („Tenet“), der Sohn des Oscar-Preisträgers Denzel Washington („Malcolm X“). Angekündigt hat sich auch die Regielegende John Landis („Blues Brothers“). Er wird vom Festival für sein Lebenswerk geehrt.

Die diesjährige Festival-Ausgabe zeigt mehr als 200 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme. Eröffnet wird das 74. Internationale Filmfestival Locarno an diesem Mittwoch, 4. August, mit dem italienischen Action-Thriller „Becket“. Die Werbung zum Film verspricht eine kluge Balance von Publikumswirksamkeit und Anspruch. Wenn es stimmt, entspricht der Eröffnungsfilm genau dem bewährten Erfolgsrezept von Locarno.