Wer über Hollywoods Monumentalfilme spricht, kommt schnell auf William Wylers „Ben Hur“ von 1959. Timur Bekmambetow hat sich an ein Remake des Klassikers gewagt, das in den USA ziemlich gefloppt ist. Trotzdem darf es auch bei uns die Rennpferde über die Leinwand jagen.

Stuttgart - Und los geht’s: Die Vierergespanne brechen aus ihrer Startbox, die Fahrer schwingen die Peitsche über den Pferden, die zweirädrigen Rennkarren der altrömischen Formel-1 rasen nicht nur nebeneinander her, sondern bald auch ineinander hinein. Timur Bekmambetows Remake des Klassikers „Ben Hur“ von 1959 hat natürlich wie das Original ein arenenerschütterndes Wagenrennen zu bieten. Aber selbst in dieser Passage, die sich mit einer der beliebtesten Spektakelszenen des alten Hollywood messen muss, schlingert Bekmambetow („Wächter der Nacht“, „Abraham Lincoln Vampirjäger“) ins Peinliche.

 

Erzählt wird von der zu tödlicher Feindschaft verkommenden Adoptivbrüderschaft des römischen Karriereoffiziers Messala (Toby Kebbell) und des judäischen Jungadligen Ben Hur (Jack Huston). Die soll ihre finale Klärung im Wagenlenkerduell finden. Wie dabei in braver Farbdramaturgie Ben Hur, der Champion der Unterdrückten, in weißem Wägelchen, mit vier weißen Gäulen und im weißen Leiblein durch die Staubwolken prescht und auch halbwegs weiß bleibt, nachdem er durch den Dreck geschleift wurde, während der dräuende Messala, Repräsentant des Unterdrückersystems, mit Gäulen, Karren und Gedanken in Schwarz und Blutrot dahinrast, das ist simpel bis zur Albernheit.

Dreister Dopingversuch

Aber „Ben Hur“ schaut eben auf der Suche nach Inspiration nicht etwa auf die beeindruckende HBO-Serie „Rome“, die vorgemacht hat, wie man heute aus einer fernen Zeit erzählen kann. Nein, dieser so dreiste wie ungelenke Versuch des Dopings eines alten Stoffes klatscht uns einfach eine groteske Pampe hin. Ein wenig „Fast & Furious Unplugged“ kommt da hinein, Rennen ohne Motor. Ein wenig prätentiöse Politschmiere obendrauf, denn die römischen Soldaten im Israel von einst sollen, hochkritisch natürlich, die US-Präsenz in Afghanistan und Irak spiegeln. Und als Sättigungsbeigabe gibt es evangelikale Blut-und-Wunden-Drastik, denn zu Ben Hurs Zeiten wird ja gerade Jesus Christus (Rodrigo Santoro) verhaftet und gekreuzigt.

Der geschundene Heiland darf eindringlich vergebend dreinschauen. Besser, weil kürzer als der Auftritt von Morgan Freeman als gütig-schlitzohriger Rennstallsponsor ist das allemal. Abgesehen von einer wirklich bedrückenden Sequenz auf dem Rudersklaven-Unterdeck einer Galeere ist „Ben Hur“ eine der überflüssigsten Zuckungen des Remake-Wahns.

Ben Hur. USA 2016. Regie Timur Bekmambetow. Mit Jack Huston, Toby Kebbell, Nazanin Boniadi, Morgan Freeman, Rodrigo Santoro. 124 Minuten. Ab 12 Jahren.