Noch immer sind die wilden Inselkrieger und die Drachen, die wir aus dem Animationshit „Drachenzähmen leicht gemacht“ kennen, Freunde. Aber in der Fortsetzung tauchen rücksichtslose Drachenjäger von außen auf, die dem Idyll ein Ende machen. Zielgruppe des auf rasante Flugszenen in 3-D setzenden Films sind eher Teenager als ganz kleine Kinder.

Stuttgart - Da ist diese Stoßbewegung aus der Schulter heraus, da ist die kompakte kleine Metallkugel: Dass das Kugelstoßen Kugelstoßen heißt, geht schon in Ordnung. Aber es Drachenfliegen zu nennen, wenn sich einer an einem Fetzen Plastik hängend mehr oder weniger schnell erdwärts gleiten lässt, das dürfte seit einiger Zeit manchem Kind seltsam vorkommen. Jenen Glücklichen jedenfalls, die den Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ sehen durften. Der hat keinen Zweifel gelassen, dass zum Drachenfliegen ein echtes Ungetüm aus Fleisch, Blut und Schuppen gehört.

 

In der Produktion aus dem Hause Dreamworks musste aber zunächst die Schwierigkeit überwunden werden, dass die Menschen – knorrige Wikingertypen mit Äxten und viel Drachenhass – und die feuerspeienden Ungeheuer Todfeinde waren. Der junge Mensch Hicks und ein kleiner Drache mussten sich erst einmal aneinander gewöhnen, Vertrauen fassen und sich gegen die Traditionen der eigenen Seite durchsetzen, bevor das gemeinsame Fliegen selbstverständlich wurde.

Prothesen als Abenteuersouvenir

Einen solch schönen Einstieg hat „Drachenzähmen leicht gemacht 2“ nicht zu bieten, wie die Fortsetzung überhaupt erzählerisch hinter dem ersten Teil zurückbleibt. Die Produzenten haben ihre Figuren ein wenig altern lassen und als Publikum eher Teenager ins Auge gefasst. Man könnte auch sagen, dass sie Rücksicht auf die älter gewordenen Fans aus dem Jahr 2010 nehmen.

Das heißt nicht, dass „Drachenzähmen leicht gemacht“ ein missglückter Film wäre. Wie viele 3-D-Spektakel sucht er Möglichkeiten, seine stereoskopischen Fähigkeiten in der Luft auszutoben. Aber das Drachenfliegen ist eben majestätischer und fantasiekitzelnder als das Flugzeug- oder Insektengeflitze, das man sonst so zu sehen bekommt. Und noch immer sind Hicks und sein schwarzer Drache Ohnezahn gezeichnet vom vorigen Abenteuer, Prothesenträger beide. Ohnezahn fehlt die lenkende Schwanzflosse, Hicks ein Bein. Diese Serie mutet ihren Figuren etwas zu, hinterlässt Spuren bei ihnen.

Noch mal in der Luft gehalten

Auch im neuen Abenteuer, in dem böse Drachenfänger auftauchen und sowohl Tiere als auch Menschen entführen, gibt es keine Alles-wird-gut-Garantie. Einige Sympathieträger kommen gar zu Tode, was für Kindertränen sorgen wird. Ohne erwachsene Begleitung sollten sensiblere Knirpse nicht vor der Leinwand sitzen.

Neben dem großen Kampf um Freiheit und Selbstbestimmung gibt es auch Liebeshändel unter Teenies, aber die Filmemacher denken daran, dass Kleinere derlei nicht sonderlich schätzen. Also treiben die Drachen stets Possierliches im Hintergrund, wenn vorne zuviel geredet wird. In einigen Szenen, in denen das Verhalten der Drachen ganz besonders dem von Hunden ähnelt, in denen sie sehr verständig mit den Menschen interagieren, blitzt der Charme des Vorgängers auf. Charme wird zwar ab und an durch Technik, Tempo und Gags ersetzt, aber dieses Mal stürzen die Macher damit noch nicht ab.

Drachenzähmen leicht gemacht 2. USA 2014. Regie: Dean DeBlois. Animationsfilm. 103 Minuten. Ab 6 Jahren.