Das Raumschiff Enterprise gerät mal wieder in große Schwierigkeiten. Im dritten Film seit dem Neustart der Reihe durch J.J. Abrams herrscht trotzdem Dauerwitzelei.

Stuttgart - Schwer zu sagen, was man sich von der guten Reisefee wünschen sollte, böte die einem eine Traumreise mit beliebigem Ziel und Vehikel in einer frei wählbaren Epoche der Menschheitsgeschichte an. Leicht zu sagen, wie man sich entscheiden sollte, hätte sie nur noch Gutscheine für eine Passage auf der Titanic und einen Flug auf dem Raumschiff Enterprise übrig. Auf der Enterprise sind die Überlebenschancen weit geringer, wie „Star Trek Beyond“ deutlich vor Augen führt.

 

Das modernste Schiff der Sternenflotte gerät bekanntlich stets in große Nöte. Seine Schutzschilde sind vor allem dazu da, unter Beschuss nicht standzuhalten, sein Warp-Antrieb schwächelt verlässlich im entscheidenden Moment wie ein Gummiaufzugsmotor. Im dritten Abenteuer der von J. J. Abrams verantworteten Neuvariante des Star-Trek-Universums wird sie früh in Einzelteile zerschossen, überleben von der großen Besatzung nur eine Handvoll Leute. Das wird nicht als Tragödie erzählt, sondern als gut gelaunte Rambazamba-Revue, in der wild herumgeballert wird, die Fußböden fortlaufend schräge Ebenen bilden und die Stars launig witzelnd das Bewusstsein ihrer Unangreifbarkeit verströmen.

Kirk in der Krise

Dabei finden wir Captain Kirk (Chris Pine) anfangs tief in der Sinnkrise. Er bewirbt sich um Bodendienst, weil ihn die dauernden Flüge in unbekannte Weiten nicht mehr glücklich machen. Das dient nicht der ernsten Hinterfragung des Sternenflottentreibens, sondern bloß einem bezeichnenden Gag. Sein Leben komme ihm so einzelepisodisch vor, klagt Kirk. Dreist wird so der Grundcharakter von „Star Trek Beyond“ benannt. Dieses 1966 als TV-Serie in die Welt gekommene Popkultur-Franchise tobt hier zwar mit erheblichem Trickaufwand über die Leinwand, wirkt aber trotzdem wie der wilde Zusammenschnitt von Gag- und Actionsequenzen einer Fernsehserienstaffel.

Eine neue TV-Serie soll übrigens 2017 starten, in den USA bei CBS, in Europa bei Netflix. Man hätte also erwarten dürfen, dass der Kinofilm sich absetzen wird von allem Serientypischen. Stattdessen ist der Plot nun ein Notbehelf, den niemand ernst nehmen kann. Hinter einer Trümmerwolke in einem unerforschten Winkel des Alls wird die Enterprise in eine Falle gelockt. Der regierende Finsterling der Gegend, ein gebrochen dahergrunzender Rammbockschädel mit Zahnhygieneproblemen, plant den Generalangriff auf die friedliche Föderation. Mit einer Armada an Kamikazepiloten in fliegenden Zeltheringen will er zunächst eine Raumstation vernichten, eine fragile, multikulturelle Megastadt.

Verjuxte Helden

Weder Stadt noch Bösewicht noch Unterschiede im Denken interessieren sonderlich. Es geht bei den Raumgleiterflitzereien, bei den Nahkämpfen um eine endzeitliche Biowaffe in einer Art futuristischem Chefzimmer-Tischaschenbecher und bei allem weiteren Tinnef nur um Augenblicksreize. Das ist kein Versagen von Drehbuch und Regie. Es ist gewolltes Programm. Schließlich hat der Produzent Abrams, der die Vorgängerfilme selbst inszenierte, Justin Lin auf den Regiestuhl gesetzt. Und Lin hat vier Folgen der Autoraser-Serie „Fast & Furious“ lang bewiesen, dass er mit Hintersinn und Logik umgeht wie die Zentrifuge mit dem Pudding.

Dass Kirk auf einem Motorrad umherrasen darf, ist nur einer von vielen selbstreferenziellen Schlenkern in „Star Trek Beyond“. Die Verjuxung und Banalisierung des bislang Aufgebauten drückt sich im gesamten Habitus der Hauptfiguren aus. Auch wenn die Recken der Kernmannschaft bisher Witze rissen, ein wenig Heldenernst blieb ihnen. Die subversive Figur war Anton Yelchins Chekov, der nie ganz sicher schien, ob er seinen Aufgaben gewachsen sein würde.

Ein neues Vorbild: Jaylah

Nun ist Chekov der würdigste, ernsteste Kämpe, und das eben nicht nur im Auge des Betrachters, weil wir wissen, dass der junge Darsteller mittlerweile bei einem Unfall ums Leben kam. Um Yelchin her hampeln Chris Pine, Zachary Quinto und Karl Urban, als seien sie über das Spielen längst erhaben, als sei das Ganze nur noch ein Charme-Schaulaufen vor den Fans.

Von dieser Attitüde hebt sich neben Yelchin vor allem Sofia Boutella ab, die mit tätowiertem Gesicht und viel Akrobatik die Alien-Kriegerin Jaylah spielt. Sie nimmt ihre Rolle ernst, muss sich erst hineinspielen in die Fanherzen, als Teil dieses Universums noch etablieren. Man wünscht sich sehnlichst, die weiteren Filme möchten sich an ihrer Einstellung, nicht an der Partylaune der Stammbesatzung orientieren.

Star Trek Beyond. USA 2016. Regie: Justin Lin. Mit Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Soldana, Sofia Boutella, Simon Pegg, Karl Urban, John Cho. 123 Minuten. Ab 12 Jahren.