Ihre Terrortaten liegen Jahrzehnte zurück. Aber nun ist das FBI ein paar längst abgetauchten Radikalen wieder auf den Fersen. Robert Redford spielt einen Mann, der nicht alles bereut.

Stuttgart - „Ja, ich würde es wieder tun. Geschickter, besser, anders.“ Das sind Schlüsselsätze in Robert Redfords Spielfilm „The Company you keep“, und sie werden früh ausgesprochen, von einer Frau, die gerade vom FBI verhaftet worden ist. Susan Sarandon spielt in der Verfilmung eines Romans eine beherrscht und bedacht Auftretende, die jahrzehntelang ein unauffälliges Leben geführt hat, bis sie selbst das FBI rief. Sie war einst Teil des Weather Underground, jener Terrorgruppe, die oft mit der deutschen RAF verglichen wird.

 

Die Medien holen die alten Geschichten wieder hervor, das FBI verfolgt neue Spuren, längst in bürgerliche Existenzen Abgetauchte müssen Festnahme und Verurteilung fürchten. Einige Ex-Terroristen empfinden das als völlig absurd. Mit dem eigenen jungen Ich haben sie nichts mehr gemein. Es kommt ihnen vor, als sollten sie für die Taten einer anderen Person büßen.

Keine Frage der Verjährung

Aber genau um diese Haltung und um eine Debatte über Verjährung und Gnade geht es Redford als Regisseur nicht. Er will die kollektive Distanzierung vom einstigen radikalen Abweichlertum hinterfragen, er will die Motive der Terroristen noch einmal darlegen. Er gesteht ein, dass es Dinge gibt, die man nicht darf, Leben nehmen zum Beispiel. Aber er legt nahe, dass es Dinge gibt, die man tun müsste, extremen Widerstand leisten gegen eine extrem falsche Politik zum Beispiel.

In „The Company you keep“ fragen, anfangs zumindest, nicht die Jungen die Alten: „Wie konntet ihr damals so etwas tun?“ Die Alten fragen die Jungen: „Wie könnt ihr das heute alles zulassen?“ Dass der Film nicht zum Debattierclub verkümmert, liegt an seiner Form der Flucht- und Jagdbewegung. Im einen Handlungsstrang flieht der von Robert Redford selbst gespielte Nick Sloan vor dem FBI. Er will in einer Welt der Überwachungskameras und Abhörprogramme noch einmal Kontakt zu einer Mittäterin von einst aufnehmen.

Schlingen und Fußangeln

Im anderen Handlungsstrang recherchiert ein Journalist (Shia LaBeouf) dem Netzwerk der alten Untergrundgenossen und vor allem Sloan selbst hinterher, er veranstaltet also seine eigene Menschenjagd, bei der ihn wiederum das FBI beobachtet. LaBeouf kann als Journalist all die Fragen, die Redford diskutiert haben will, stellen. Aber Fragen und Antworten sind nun immer mit dem Risiko aufgeladen, zur Fußangel für den Flüchtenden oder gar zur Halsschlinge für den Fragenden zu werden.

Die aktuelle amerikanische Politik und Befindlichkeit zu hinterfragen, ein Augenöffnerkino für jene jungen Menschen zu liefern, die mittlerweile die Welt so akzeptieren, wie die oberflächlicheren Nachrichtenshows sie zeigen, das ist Redford als Regisseur und Produzent schon länger ein Anliegen. Filme wie „Von Löwen und Lämmern“ und „Die Lincoln-Verschwörung“ verweigern sich dabei sehr bewusst dem Tempo und den Rhythmen des aktuellen Blockbusterkinos. „The Company you keep“ ist über weite Strecken altmodisch ruhig, aber nicht bräsig erzählt.

Allerdings scheint Redford ein wenig zu alt für die Rolle, LaBeoufs Figur schaut manchmal ein wenig zu beeindruckt zu den knorrigen Alten auf, und überhaupt sind diese ehemaligen Weathermen meist ein wenig zu milde, weise, abgeklärt. Aber das ist Redfords Konzept, kein Ausrutscher. Er will dem Begriff Terrorist die Qualität zur sofortigen, nicht mehr diskutierbaren Ausgrenzung wieder nehmen.