Mark Helprins Fantasy-Roman „Winter’s Tale“ war 1983 ein großer Erfolg. Die späte Verfilmung über einen Räuber, seinen todkranke Liebe und allerlei Engel und Dämonen ist leider ziemlich missglückt.

Stuttgart - Im Jahre 1916 dringt der attraktive Dieb Peter Lake (Colin Farrell), dem immer eine schwarze Locke ins Gesicht fällt, in das Anwesen eines New Yorker Zeitungsmagnaten ein, vergisst aber sofort das Räubern, als er die rothaarige Tochter des Hauses beim Klavierspielen beobachtet. Die von einem weißen Nachtgewand umwallte Beverly (Jessica Brown Findley) ist ja auch wunderschön, und gleich trinken die beiden zusammen Tee, schauen sich tief in die Augen und sind unsterblich verliebt. Sehnsuchtsvoll schaut sie ihm nach, als er auf sein Pferd steigt und . . .

 

Ein Pferd? Jawohl, dieser Peter Lake reitet jetzt durch New York. Und das kam so: Als er sich von seinem dämonischen Ziehvater Pearly (Russell Crowe) losgesagt hat und dessen schwarz gekleidete Bande ihn in die Enge treibt, steht da ein unbenutzter Schimmel herum, mit dem unser Held über ein drei Meter hohes Tor setzt. Später wird das schutzengelhafte Wundertier auch noch schlecht getrickste Flügel ausbreiten. Okay, jetzt ist es raus: Der auf einem Bestseller von Mark Helprin basierende Film „Winter’s Tale“ bewegt sich im Reich von Märchen und Fantasy.

Dickens-Look und Schwurbelei

Er tut dies allerdings sehr unbeholfen, zelebriert etwa einen viktorianischen Dickens-Look, löst sich aber völlig von dessen sozialen Bezügen, schwurbelt sich dann mit erzählerischer Willkür an die Gegenwart heran und verliert sich dabei auch noch zwischen den Zeitebenen.

Einen unbedingten Willen zum Kitsch aber kann man dieser von streichersatter Pathosmusik ummantelten Wintergeschichte nicht absprechen. Wie silbrig ein Schloss an einem vereisten See leuchtet, wie dekorativ die fiebrige Beverly barfuß durch den Schnee läuft, wie sanft der Beischlaf mit ihrem Peter vollzogen wird! Dieser Film steckt in der Poesie-Zwangsjacke und will da auch nie mehr raus.

Winter’s Tale. USA 2013. Regie: Akiva Goldsman.Mit Colin Farrell, Jessica Brown Findley,Russell Crowe. 129 Minuten. Ab 12 Jahren.