Wer vom Finanzamt auf eine Steuer-Rückzahlung hofft, wartet ungeduldig auf den Bescheid. Doch wie lange dauert die Bearbeitung der Steuererklärung? Und wie können Bürger die Bearbeitungszeit beeinflussen?

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Steuerrückzahlungen können hoch sein. Aber auch wer weniger erwartet, hat das Geld gerne rasch auf dem Konto. In Baden-Württemberg dauert es zum Beispiel von der Abgabe bis zur Rücksendung einer Steuererklärung derzeit im Schnitt 46 Tage. Das teilt die Oberfinanzdirektion Karlsruhe mit.

 

Die Oberfinanzdirektion sammelt die Angaben der Finanzämter im Land, veröffentlicht die einzelnen Werte aber nicht. Der Trend gehe zu kürzeren Bearbeitungszeiten, wobei vor allem die steigende Zahl der elektronisch abgegebenen Steuererklärungen eine Rolle spiele, heißt es.

Bürger können selbst Einfluss nehmen

Bürger können die Bearbeitungszeit auf diese Weise selbst verkürzen. Denn in Papierform verschickte Steuererklärungen müssen erst eingescannt werden. Auch wer die Steuererklärung nicht kurz vor Abgabefrist einreicht, erhält meist schneller Bescheid. Denn in dieser Zeit ist das Aufkommen besonders hoch.

Von Vorteil ist auch, wenn die Steuererklärung von den Prüfern gut nachzuvollziehen ist und sich keine widersprüchlichen Angaben finden. Es kann auch sinnvoll sein, große Abweichungen im Vergleich zu den Vorjahren zu erklären. Wenn zum Beispiel das neue Arbeitszimmer die Werbungskosten erhöht hat.

Hinzu kommt der persönliche Fall selbst. Ist der Einreicher angestellt und macht als größte Besonderheit hohe Fahrtkosten bei den Werbungskosten geltend, ist die Erklärung auch schnell bearbeitet. Wer zusätzlich Mieteinnahmen oder einen Nebenerwerb hat, gibt auch eine ausführlichere Erklärung ab.

In den Großstädten dauert es meist länger

Doch es gibt auch Faktoren, auf die die Bürger keinen Einfluss haben, wie man beim Finanzamt Stuttgart I betont. Hier beträgt die durchschnittliche Bearbeitungszeit – Durchlaufzeit genannt – momentan 56 Tage, sagt Pressesprecher Lothar Knaus. Oft seien die Steuererklärungen in den Großstädten komplexer als in ländlichen Regionen, weil es beispielsweise viele internationale Firmen gebe.

Dazu können allgemeine Umstände kommen, die die Bearbeitungszeit in die Länge ziehen – Personalmangel und Umstrukturierungen etwa. Finanzämter in Grenzgebieten haben es der Pendler wegen oft mit aufwendigeren Fällen zu tun. Dagegen haben die steuerlichen Sonderfälle im Zuge der Coronapandemie laut Oberfinanzdirektion die Bearbeitungszeit nicht verlängert.

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Das Steuerportal lohnsteuer-kompakt.de hat für das Jahr 2021 mehr als 300 000 Steuererklärungen und 502 Finanzämter ausgewertet, die über das Portal eingereicht worden waren. Demnach war das Finanzamt Warburg mit einer Bearbeitungszeit von 32,2 Tagen am schnellsten. Am längsten mussten Steuerpflichtige in Mannheim-Neckarstadt auf ihren Bescheid warten. Hier betrug die Bearbeitungszeit im Schnitt 83,2 Tage.

Berlin führt das Steuer-Ranking an

Im Ranking der Bundesländer lag laut Portal mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 42,7 Tagen Berlin vorn. Für Baden-Württemberg nennt das Portal eine Bearbeitungszeit von im Schnitt 54 Tagen, während hier die Oberfinanzdirektion im Schnitt 46 Tage erfasst.