Vorausgesetzt der Gemeinderat stimmt zu, befindet sich das F3 von 1. August an in kommunaler Hand. Für die Stadt Fellbach gehört die Bereitstellung eines Bades zur „Daseinsvorsorge“. Der Betrieb geht nahtlos weiter.

Fellbach - Ein Bad für alle Bevölkerungsgruppen, für Sportler, planschende Kinder und solche, die schwimmen lernen. Für Vereine, Spaß- und Erlebnis-Suchende oder Wellness-Genießer, die in der Sauna Entspannung suchen – einen solch komfortablen „Badetempel“ besitzt die Stadt Fellbach, seit im September 2013 das Familien- und Freizeitbad, kurz F3, eröffnet wurde.

 

Bei sechs weiteren Bädern ist die Lage angespannt

Höchst erfolgreich sei das Konzept gelaufen, berichtete Marcus Steinhart, Gesellschafter der G 1 Beratungs- und Einkaufsgesellschaft für Bäder GmbH. Diese Gesellschaft war bereits in die Planungsphase des F3 miteinbezogen und bisheriger Pächter des Bades. 15 Jahre sollte dieser Pachtvertrag mindestens laufen – dann kam Corona. Drei Monate lang war das Bad – wie alle anderen öffentlichen Bäder auch – geschlossen, ein finanzielles Desaster für die Betreibergesellschaft.

„Eine solche Situation konnte sich damals wirklich niemand vorstellen, ein solcher Fall ist deshalb in dem höchst umfangreichen Vertragswerk auch nicht berücksichtigt“, sagte OB Gabriele Zull am Donnerstag bei der Pressekonferenz zur Übernahme des Badbetriebs durch die Städtische Holding Fellbach. Die Gesellschaft G 1 besitze weitere sechs Bäder, berichtete Steinhart. Auch dort sei die finanzielle Lage durch die lange Schließungszeit angespannt, aber er könne diese Bäder einfacher „belasten, um Liquidität zu schöpfen“, sprich leichter Bankkredite erhalten. Das ist bei einem gepachteten Bad nicht möglich. Bereits im Juni regte Steinhart deshalb die Übernahme des Bades durch das Beteiligungsunternehmen Städtische Holding Fellbach an.

In einer Rekordzeit von drei Wochen war die Übernahme verhandelt worden

Einfach einen neuen Pächter zu suchen, sei in dieser schwierigen Zeit ausgeschlossen, sagte Johannes Berner, Erster Bürgermeister, der gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach, Gerhard Ammon, die Geschäfte der Städtischen Holding führt. Man habe den „unbedingten Anspruch, das Bad geöffnet zu halten und auch den kompetenten Mitarbeiterstab zu halten“, sagte Oberbürgermeisterin Zull. Gerade im Bäderbereich sei es schon in „normalen“ Zeiten sehr schwer, ausreichend gute Mitarbeiter zu bekommen. Lediglich ein neuer Geschäftsführer für das F3 werde gesucht.

Johannes Berner bezeichnete diese Aufgaben als große Herausforderung. „Nach Corona werden sich die Gästepräferenzen neu verteilen“, sagte er. Und eine hohe Gästefrequenz sei der Schlüssel für den weiteren Erfolg des Bades. Man gehe diese Aufgabe „mit Respekt und Zuversicht“ an. In einer Rekordzeit von drei Wochen war die Übernahme verhandelt worden, über den Inhalt des Kaufvertrags und die darin vereinbarten Konditionen wurde Stillschweigen vereinbart. Zusätzliche Schulden müsse die Stadt aber nicht aufnehmen, versicherte Zull.

Die Stadtwerke sind wieder für Wasserspaß in Fellbach mit zuständig

Für alle Freibad- und Sauna-Besucher geht es am 1. August also nahtlos so weiter, wie es am 31. Juli war, eine erneute Schließzeit werde es nicht geben – außer Corona überziehe im Herbst das Land mit einer zweiten Welle. Dieses Szenario im Hintergrund war wohl auch für Marcus Steinhart bedrohlich und hätte vielleicht sogar zu einer Insolvenz führen können. „Das F3 gehört für uns zur öffentlichen Grundversorgung – eine Schließung wäre der Super-GAU“, sagte Gabriele Zull. Allerdings bleiben das Sportbad und der Erlebnisbereich geschlossen, die Zeit wird genutzt, um Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. Eine Öffnung sei hier noch nicht abzusehen.

Die Stadtwerke, die vor zehn Jahren erleichtert waren, den Badebetrieb outgesourct zu haben, sind nun über die Städtische Holding also wieder für Wasserspaß in Fellbach mit zuständig. „Wenn man in andere Kommunen schaut, ist das ja nicht unüblich“, sagte Gerhard Ammon. Jedenfalls betrachte er das F3 künftig „dauerhaft“ als kommunales Bad. Damit habe man gleichzeitig eine Entscheidung getroffen, die für „die Zukunft des Bades richtig“ sei. Das wird die Stammgäste vom kleinen Wasserplanscher bis zu den Stammschwimmern freuen – dazu gehört eine 96-jährige Dame, die regelmäßig das Freibad besucht und bei der Wiederöffnung am 18. Juni total begeistert war, endlich wieder schwimmen zu können.

Im Jahr 2019 kam mehr als eine halbe Million Gäste ins F3

Bis ins Jahr 2013 gab es in Fellbach ein Frei- und ein Hallenbad. Vor allem das Hallenbad war schwer sanierungsbedürftig. So wurde schon länger über ein Kombibad nachgedacht, das wegen des Aufwands und der kompetenten Führung möglichst nicht mehr in kommunaler Hand sein sollte. In der im österreichischen Gmünd beheimateten G1 Beratungs- und Einkaufsgesellschaft Bäder fand man einen Partner, der in die Planung miteinbezogen wurde und mit dem man am 1. April 2010 entsprechende Verträge – auch zur Pacht über zunächst 15 Jahre – schloss. Die Bauarbeiten begannen 2011, am 28. Februar 2012 war Richtfest. Am 15. September 2013 wurde das F3, das zu den größten und attraktivsten der rund 7000 Bäder in Deutschland gehört, mit einem großen Fest eröffnet.

Das F3 entwickelte sich zum Besuchermagnet – nicht nur aus Fellbach und Umgebung stammen die Besucher, auch über die Region hinaus lockt es Gäste an. Die Besucherzahlen wuchsen stetig. Waren es 2014 rund 380 000, so kamen im Jahr 2019 rund 550 000 Gäste.

Corona-bedingte Vorgaben ließen die Zahlen nach der Freibaderöffnung Mitte Juni und der Saunaöffnung am 1. Juli stark zurückgehen. Zählte man früher an einem beliebigen Schönwetter-Werktag im Juli um die 3600 Besucher, waren es nun lediglich 980.