Eine kleine Kommune trägt ein Museum, das Funde von internationalem Rang feiert: Seit langem hofft Eberdingen dafür auf gesicherte finanzielle Unterstützung. Jetzt kommt die lang ersehnte Finanzspritze für das Hochdorfer Keltenmuseum. Sie ist allerdings an Bedingungen geknüpft.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Eberdingen - Eine halbe Million Euro vom Land für das Hochdorfer Keltenmuseum: Es gab Phasen, da wagte Peter Schäfer, seit 20 Jahren Bürgermeister von Eberdingen, nicht mehr zu hoffen, dass das noch einmal wahr werden würde. Obwohl er im Klinkenputzen für das Museum, ebenso wie dessen Leiter Thomas Knopf und seine Vorgängerin Simone Stork, reichlich Übung hat. Jetzt ist es tatsächlich doch passiert: Der Gemeinde flatterte ein Förderbescheid über 500 000 Euro ins Haus: Eine willkommene Entlastung für die Trägerkommune. „Mit Schulterklopfen und ideeller Wertschätzung alleine ist es auf Dauer schwierig“, sagt Schäfer. „Es ist schließlich absolut unüblich, dass eine kleine Gemeinde ein Museum von solcher Bedeutung unterhält.“

 

Das Land hat die bessere Vermarktung seiner reichen keltischen Vergangenheit zur Chefsache erklärt: Die Keltenspuren sollen besser sicht- und erfahrbar gemacht werden. Darauf haben Kommunen, Landkreise, Museen und Vereine mit bedeutenden Keltenstätten allerdings auch jahrelang hingearbeitet – das Hochdorfer Museum etwa bei Besuchen von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer und Staatssekretärin Petra Olschowski.

Ein finanzieller Dauer-Balanceakt

Der Lohn: Hochdorf, Fundstätte eines sensationellen, rund 2500 Jahre alten keltischen Prunkgrabs mit reichen Beigaben, kommt in die erste Fördertranche für die neue landesweite kulturpolitische Konzeption „Baden-Württemberg und seine Kelten“ – wie auch der Heidengraben bei Grabenstetten, der Ipf in Bopfingen und die Heuneburg bei Sigmaringen. Zehn Millionen Euro will das Land für diese und weitere Kelten-„Hotspots“ausgeben.

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Das Museum, das 1991 eröffnet wurde, in Schuss zu halten, ist für die Gemeinde ein finanzieller Balanceakt. Die Trägerschaft in andere Hände zu legen – etwa in diejenigen des Landkreises – scheiterte. 200 000 Euro für die didaktische Rundumerneuerung hier, 200 000 Euro für den Brandschutz da, 80 000 Euro für die Reet-Eindeckung des großen Schwellbalkenhauses auf dem Freiluftgelände dort: Immer wieder ächzt Eberdingen unter den Kosten, steht aber ungebrochen zu seinem Kulturschatz der Extraklasse. Doch auch der Museumsbau selbst macht Probleme: „Im Sommer kriegen wir ihn kaum gekühlt, im Winter kaum geheizt“, berichtet Peter Schäfer. „Die Frage ist, wie wir mit diesen riesigen Glasfronten künftig noch leben können.“

Eine Frage der Würde

Um fit für die Zukunft zu bleiben, braucht das Museum zudem Platz für die Museumspädagogik. In den Sommermonaten wird das Schwellbalkenhaus für Kurse und Aktionen genutzt, „aber mehr als die Hälfte des Jahres“, sagt Museumsleiter Thomas Knopf, „steht uns kein Raum für verschiedene Programmformate zur Verfügung“. Ein Anbau mit Film- und Medienraum soll Abhilfe schaffen. Dort könnten Kindergeburtstage oder gezielte Formate für Schulklassen angeboten werden – sofern diese künftig wieder in größerer Zahl nach Hochdorf kommen. „Dass die Kelten in der Schule keine große Rolle mehr spielen, bekommen wir deutlich zu spüren“, sagt der Bürgermeister, „wir bauen darauf, dass sich die Keltenkonzeption des Landes Baden-Württemberg auch auf die Lehrpläne niederschlägt.“

Thomas Knopf treiben weitere Fragen um: Wie lassen sich virtuelle Elemente wie Augmented Reality in die Museumspräsentation einbauen, bei der auf dem Smartphone- oder Tablet-Display Zusatzinformationen oder Animationen die echte Umgebung ergänzen? Wie soll künftig das Originalskelett des Keltenfürsten präsentiert werden? Soll er mittels Hologrammtechnik in seiner ursprünglichen Pracht wieder auferstehen, während man seine Knochen verhüllt? „Wie er aktuell präsentiert wird, ist in Hinsicht auf Würde und Respekt fragwürdig“, sagt Knopf. Grundsätzlich wünscht er sich mehr partizipative Elemente im Museum. „Die Besucher, gerade die Kinder, wollen heutzutage etwas anziehen, malen oder hämmern.“

Ohne Stiftungsgelder und Spender hätte es schon oft mau ausgesehen

Reichlich Ideen und alles eitel Sonnenschein also? So einfach ist es nicht. Im Gegenzug für die 500 000 Euro Fördersumme vom Land muss Eberdingen auch selbst 500 000 Euro locker machen. Das ist für die 7000-Einwohner-Kommune kein Pappenstiel, die ohnehin ein jährliches Museums-Betriebskostendefizit von 200 000 Euro stemmen muss und ohne die Unterstützung namhafter Stiftungen, Spender und des Museums-Fördervereins schon öfter alt ausgesehen hätte.

Die 500 000 Euro Eigenanteil zur Landes-Finanzspritze hofft die Kommune zumindest in Teilen wiederum über Zuschüsse aufzubringen: „Wir sind mit dem Ortsteil Hochdorf bis 2024 im Landessanierungsprogramm. Öffentliche Maßnahmen wie die für unser Museum passen optimal zu den Zielsetzungen“, sagt Peter Schäfer. „Allerdings lässt das Sanierungsprogramm eigentlich keine Kumulierung von Mitteln zu. Wir müssen schauen, was auf behördlicher und politischer Schiene möglich ist.“

Peter Schäfer: „Das Potenzial müssen wir heben“

Fürs Erste sollen ein Architekturbüro, Fachingenieure und ein Bauphysiker das Museum auf Herz und Nieren prüfen und dem Gemeinderat nach dem Sommer reinen Wein einschenken, was an Investitionen nötig ist. Eines hoffen der Museumsleiter und der Schultes überdies: Dass sich der Landes-Kelten-Hype auch auf die Mitgliederzahl und die Altersstruktur des Fördervereins durchschlägt.

„Das Museum hat ein hervorragendes Standing in der Bevölkerung, es ist etabliert, man ist stolz darauf“, sagt Peter Schäfer. „Dieses Potenzial müssen wir für den Förderverein heben, damit er sicher in die nächste Generation geht.“