Eine Firma aus Filderstadt hat einen Innovationspreis des Landkreises bekommen, weil sie eine Methode entwickelt hat, um Bestandteile von Kunstrasenplätzen umweltschonend vor Ort zu recyceln.

Filderstadt - Wenn sich Gemeinden oder Sportvereine für den Bau einer Kunstrasenfläche entscheiden, müssen sie tief in die Taschen greifen. Im Schnitt liegt der Preis solcher Anlagen im sechsstelligen Bereich, nach oben gibt es keine Grenzen. Damit nicht genug, denn diese Art von Sportplätzen müssen nach einem Produktzyklus von 15 Jahren geprüft und in den meisten Fällen erneuert werden, was nicht nur die Auftraggeber teuer zu stehen kommt. Auch die Umwelt zahlt ihren Tribut. Bei jeder Sanierung entstehen nämlich tonnenschwere Abfallprodukte, die mittels Schwerlasttransport entsorgt werden müssen.

 

Mit der mobilen Anlage auf den Sportplatz

Das Familienunternehmen PR Recycling aus Filderstadt, das von Philipp Raff und Markus Deimling geführt wird, hat sich seit der Gründung 1994 auf den Bau und Recycling-Methoden von solchen künstlichen Rasen spezialisiert. „Als erstes Unternehmen weltweit verfügen wir jetzt über eine mobile Anlage, mit der wir vor Ort die bestehenden Kunststoffschichten aufbereiten und wiederverwerten können“, sagt Markus Deimling. Zwei Jahre und über 200 000 Euro habe man dafür in die Entwicklung investiert.

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Das hat sich nun ausgezahlt, denn der schwäbische Erfindergeist wurde mit einem von insgesamt elf Innovationspreisen vom Landkreis Esslingen ausgezeichnet. „Wir haben es zwar nicht auf das Podest geschafft, aber dafür Aufmerksamkeit geerntet“, sagt Deimling.

Das frische Granulat wird vor Ort wiederverwertet

Und so funktioniert die eigens entwickelte Konstruktion aus Filderstadt: Die mobile Maschine dient als überdimensional großer Fleischwolf für den zentimeterdicken Kunststoffbelag, auf dem der eigentliche Kunstrasen aufliegt. Die elastische Tragschicht wird dann zu feinem Granulat verarbeitet, aufbereitet und vor Ort für denselben Zweck wieder eingesetzt. „Durch den Einsatz unserer Spezialmaschine entfallen pro Sanierung 280 Tonnen Abfall“, erklärt Deimling. „Und somit sparen wir 26 LKW-Fahrten mit bis zu 13 000 Kilometern Fahrstrecke ein.“ Dadurch würde man die CO2-Emission aber auch die Kosten für die Auftraggeber um ein Vielfaches verringern.

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Nach kurzer Einführungsphase der Recycling-Maschine wurden die Betreiber der rund 5000 Kunstrasenflächen in Deutschland hellhörig. „Die Branche hat nun verstanden, was wir leisten können“, sagt Deimling. „Zurzeit werden wir mit Aufträgen überrollt.“ Unter den ersten Auftraggebern sei die Stadt Berlin gewesen.

Sie arbeiten an einer neuen Erfindung

Das Unternehmen ruht sich aber nicht auf Lorbeeren aus, sondern arbeitet an einer neuen Erfindung. In dem in der Fachsprache genannten Teppich verbirgt sich nämlich zwischen den künstlichen Grashalmen ein Sand-Gummi-Gemisch, das nach 15 Jahren Benutzung ebenfalls erneuert werden muss. Eine Anlage mit spiralförmigen Durchlauf soll einen Bachlauf simulieren, der den schweren Sand von dem leichteren Gummi trennen soll. „Testläufe zeigen, dass wir dabei eine Trenngenauigkeit bis zu 99 Prozent erzielen können“, sagt Deimling. Die beiden voneinander getrennten Rohstoffe würde man dann an Firmen verkaufen, die diese wiederum weiterverarbeiten können. Leider sei diese Konstruktion aber noch nicht mobil einsetzbar. „Die ständig benötigte Wasser- und Stromzufuhr sind noch Problemfaktoren, die wir lösen müssen.“ Aber wer weiß, eventuell schafft man es dann mit dieser Erfindung bei der nächsten Innovationspreisverleihung auf den ersten Platz.