In Zeiten des Coronavirus ist Flexibilität gefragt. Trigema kann sich die Produktion von Schutzmasken vorstellen, der Autozulieferer ZF produziert in China bereits in Eigenregie. Das hat einen zentralen Grund.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Burladingen - Noch ist nicht klar, ob Trigema grünes Licht für eine Produktion von Atemschutzmasken bekommt. Man habe Muster genäht, die in Kliniken getestet würden, heißt es bei Trigema. Krankenhäuser seien auf den Sport- und Freizeitbekleidungshersteller mit entsprechenden Anfragen zugekommen. Der Atemschutz muss schließlich ganz bestimmte Schutzrichtlinien erfüllen. Am Donnerstag will sich Trigema-Chef Wolfgang Grupp näher dazu äußern, weil dann Ergebnisse vorliegen müssten. Geht es nach ihm, stünde einer Produktion nichts im Wege. Man könne ja schnell reagieren, so Grupp. Trigema produziert im Inland und hat den gesamten Prozess in der Hand – vom Faden bis zum Fertigprodukt. Für die Kliniken in Tübingen und Ludwigsburg etwa fertigt der Sport- und Freizeitbekleidungshersteller Trigema bereits seit Längerem spezielle Frühchenmützen.

 

Krankenhäuser fragen bei den Firmen an

Als Reaktion auf die Engpässe bei Produkten wie beispielsweise Atemschutzmasken haben sich viele Krankenhäuser von sich aus an Hersteller gewandt. „Die Kreiskliniken Reutlingen haben angefragt, ob wir angesichts der Materialengpässe nicht auch Masken herstellen könnten“, sagt auch Dennis Fischer, Inhaber und Geschäftsführer des Kissenherstellers Dean Living in Pfullingen (Kreis Reutlingen). „Wir selber sind dazu nicht in der Lage“, sagt er. Es sei ja auch eine entsprechende Zertifizierung nötig.

Dank seiner guten Kontakte in die Türkei konnte Fischer aber einen Partnerlieferanten vermitteln. Fischer koordiniert jetzt die Aufträge der Kunden und des Lieferanten. „Wenn man durch gute Kontakte die Möglichkeit hat, hier zu unterstützen, muss man doch helfen“, sagt er. In der eigenen Manufaktur werden Luxusdekokissen und Kinderbekleidung hergestellt, zudem gibt es noch eine Partnerproduktion in Rumänien.

ZF stellt 100 000 Masken täglich her

Atemmasken sind auch ein Thema beim Familienunternehmen Fritz Moll Textilwerke in Altshausen (Kreis Ravensburg). Der Mittelständler entwickelt und produziert textile Bänder – unter anderem für Atemmasken. Dabei geht es allerdings um Beatmungs- beziehungsweise Atemmasken für Schlafapnoe-Patienten, also Menschen, die unter Atemstillständen während des Schlafens leiden. Mit dem Coronavirus habe das nichts zu tun, sagt Carola Schultheiss von der Geschäftsleitung. Sie will nicht spekulieren, inwieweit solche Masken in dem Zusammenhang mit dem Coronavirus noch eine Rolle spielen könnten.

Der Autozulieferer ZF ist gleich selbst in die Produktion von Mundschutz eingestiegen – allerdings nur in China. Hintergrund ist, dass das Tragen von Masken bei der Arbeit in Zeiten des Coronavirus dort behördlich vorgeschrieben ist. Ohne die Hygieneartikel hätte ZF die Produktion nach den chinesischen Neujahrsfeiern und den verlängerten Betriebsruhen wegen der Pandemie nicht aufnehmen dürfen. „Nachdem absehbar war, dass unsere Vorräte im März ausgehen, weil eben alle solche Masken tragen wollen und müssen, hat ZF kurzerhand beschlossen, eine Maschine zur Herstellung solcher Masken anzuschaffen und die benötigte Menge für rund 14 000 ZF-Mitarbeiter in den etwa 40 Werken in China selbst herzustellen“, sagt ein ZF-Sprecher. Seit Anfang März produziert ZF täglich 90 000 bis 100 000 Mundschutzmasken, damit die eigenen Mitarbeiter diese spätestens alle vier Stunden wechseln können. Was über den Bedarf hinaus produziert wird, werde an die Gemeinden gespendet, in denen die ZF-Werke stehen, so der Sprecher.

Paul Hartmann verurteilt „beschämende Preistreiberei“

Maske ist nicht gleich Maske – die ZF-Masken sind nicht mit den sogenannten FFP-Masken fürs Klinikpersonal zu vergleichen, die unter anderem von Moldex-Metric in Walddorfhäslach (Kreis Reutlingen) hergestellt werden. Der Mittelständler hat – wie bereits berichtet - angesichts der enormen Nachfrage in den vergangenen Tagen seine Produktion massiv aufgestockt.

Auch andere Unternehmen fahren Sonderschichten – allen voran auch Hersteller von Hygieneprodukten, wie etwa der Sagrotan-Hersteller RB Hygiene Home Deutschland GmbH mit Sitz in Heidelberg oder Bode Chemie, eine Tochter der Heidenheimer Paul Hartmann AG und Hersteller des Desinfektionsmittels Sterillium. Zu Anfragen und Produktionsmengen will sich Paul Hartmann nicht äußern. „Wir befinden uns aktuell in einer Situation, die immer noch durch eine hohe Dynamik geprägt ist“, so eine Sprecherin. Man habe deshalb die Produktion von Desinfektionsmitteln kurzfristig hochgefahren. Auf der Internetseite wird das Unternehmen etwas deutlicher. „Um eine möglichst flächendeckende Versorgung sicherzustellen, sind wir in einen Zuteilungsmodus übergegangen“, ist da zu lesen. Man fokussiere sich auf Partner aus gesellschaftspolitisch sensiblen Gesundheitsbereichen und sei auch im direkten Kontakt mit dem Gesundheitsministerium. Eine klare Absage erteilt man Preistreiberei. Einige der eigenen Produkte seien bei Online-Händlern zu absoluten Wucherpreisen angeboten worden. „Wir distanzieren uns klar von dieser beschämenden Preistreiberei und sind dabei, mit unseren Partnern gegen diese Krisentrittbrettfahrer vorzugehen“, heißt es weiter.