Kornwestheim bereitet die Ansiedlung des Konzerns vor – und die Ludwigsburger sind verärgert: Jetzt bemängeln sie den Bebauungsplan.

Ludwigsburg - Das Unternehmen Wüstenrot und Württembergische (W&W) sieht seine Zukunft in Kornwestheim, und Ludwigsburg trägt offenbar schwer daran: Nachdem der Gemeinderat der Nachbarstadt im November den Entwurf zu einem Bebauungsplan für die Gewerbeansiedlung beschlossen hat, übt Ludwigsburg jetzt scharfe Kritik. Öffentlich. Der Kornwestheimer Baubürgermeister kann sich das nicht erklären: „Wir sind doch sowieso im Gespräch“, sagt Daniel Güthler. Der W&W-Konzern ist bemüht, sich aus dem Streit herauszuhalten. Das Bebauungsplanverfahren sei Sache der Kommunen, sagt der Pressesprecher Immo Dehnert.

 

Mehr Mitarbeiter, mehr Verkehr

Man wolle nur frühzeitig auf Probleme aufmerksam machen, sagt dagegen der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. Es sei unklar, wie die erwartete Verkehrsflut bewältigt werde. Denn wenn das Unternehmen alle Optionen ausschöpfe, sei mit einem Plus von 1500 Mitarbeitern zu rechnen. Bisher arbeiten am gemeinsamen Standort Kornwestheim-Ludwigsburg 3200 Personen. „Die Pläne von Wüstenrot sehen aber vor, die Zahl der Stellplätze auf dem derzeitigen Stand zu belassen“, heißt es in einer Presseerklärung der Stadt Ludwigsburg. Außerdem vermisse man Aussagen zu den Auswirkungen auf den Verkehrsknoten Hohenzollern- und Friedrichstraße. „Da haben wir heute schon ein enormes Fahrzeugaufkommen“, sagt Ilk.

Als im Sommer des vergangenen Jahres bekannt wurde, dass sich W&W für Neubauten auf Kornwestheimer Markung entschieden hat, bedauerte Ilk das sehr: „Die Firma liegt uns am Herzen, wir würden sie außerordentlich gern behalten“, sagte er. Letztlich aber habe Ludwigsburg wohl nicht ausreichend große Flächen zur Verfügung stellen können. Kornwestheim dagegen kann das: Es plant für Wüstenrot auf einem 6,8 Hektar großen Areal, das im Norden an Ludwigsburg und im Süden ans Autokino angrenzt. Auch wenn es die W&W-Zentrale bisher nicht bestätigt hat, scheint der Standort Ludwigsburg nur noch ein Auslaufmodell zu sein. Die Nutzung des Hochhauses auf der Markung der Barockstadt könnte 2024 auslaufen – falls der Konzern alle Möglichkeiten nutzt, die Kornwestheim anbietet.

Auch Ludwigsburg muss nachbessern

Entschieden ist bisher nur, dass noch in diesem Jahr mit dem Bau zweier Bürohäuser in Kornwestheim begonnen werden soll. Dort werden ein Rechenzentrum und Büros für 1200 weitere Mitarbeiter entstehen. Aber Wüstenrot hat die Option auf den Bau eines zwölfgeschossigen Gebäudes. Der bestehende Turm aus den Siebzigern hätte dann ausgedient. Darüber will Wüstenrot aber frühestens 2017 entscheiden.

„Es geht um einen Bebauungsplan, darum müssen wir schon jetzt den möglichen Endausbau berücksichtigen“, sagt Ilk. Schon bisher sei der Verkehr im Bereich von Wüstenrot stark, aber noch tragbar. „Wir werden die Hinweise aus Ludwigsburg mit unserem Verkehrsgutachter auswerten und gewichten“, sagt Güthler. Er ist sich sicher, dass die Planer ein funktionierendes Verkehrskonzept rund um das Unternehmen hinbekommen werden. Allerdings müsse „nicht nur Kornwestheim allein an den Stellschrauben drehen“. Ludwigsburg müsse sich etwa um eine adäquate Radweg-Achse vom Firmenstandort zum Bahnhof kümmern. „W&W hat an beide Städte den Wunsch herangetragen, die Anbindung des Betriebsgeländes an die jeweiligen Bahnhöfe zu prüfen und nach Möglichkeit auszubauen“, sagt auch Wüstenrotsprecher Dehnert. Ludwigsburg wünscht sich außerdem, dass Kornwestheim das Busangebot erhöht. Das sei längst auf der Agenda, versichert Güthler.