Zum Jahresende hat die Fitness Company ihr Studio beim Hauptbahnhof geschlossen. Die Branche kämpft mit Mitgliederschwund. Das „Home Gym“ könnte die Zukunft sein.

Stuttgart - Die Fitness Company hat Corona nicht überlebt. Das Stuttgarter Unternehmen hat seine Trainingsfläche an der Heilbronner Straße nach fast 20 Jahren zum 31. Dezember für immer geschlossen. „Die letzten Jahre waren für uns mit vielen Erschwernissen verbunden, zuletzt geprägt durch die Coronapandemie, welche für uns zu einer unbezwingbaren Herausforderung wurde und uns schließlich zu dieser Entscheidung gezwungen hat“, schreiben die Betreiber Heidrun und Helmut Malchow auf der Homepage. Auf die Anfrage unserer Zeitung hin wollten sie sich nicht äußern. Das bis zuletzt eigenständige Unternehmen Fitness Company GmbH wurde 1994 als „Livestyle Club“ gegründet, seit 2003 bezeichnete man sich als „gesundheitsorientiertes Fitnessstudio“.

 

Die Schließung eines der ersten Studios der Stadt wirft ein Schlaglicht auf die Fitnessbranche, die sich vom monatelangen Lockdown nur mühsam erholt und immer wieder neue Coronaregeln umsetzen muss. Zwar sind die Erfahrungen damit offenbar von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich. Aber klar ist, dass sich die ohnehin übliche Fluktuation durch die Pandemie verstärkt hat, während gleichzeitig wegen des Lockdowns keine Neukunden geworben werden konnten. Das bemerken auch jene, die wieder trainieren. Das Tableau an Kursstunden ist vielerorts zusammengestrichen, in den Mittagsstunden ist die Fläche oft menschenleer.

Situation ist schwierig

„Das ein oder andere Stuttgarter Studio wird noch schließen müssen“, befürchtet Jörg Echtermann vom Fit- und Wellnessclub Puls, der im Stadtgebiet vier Standorte betreibt. Seit Beginn der Coronapandemie habe man bei Puls knapp 1800 Mitglieder verloren. Das entspreche einem Anteil von rund 19 Prozent. Allein von Juli 2021, also nach dem Ende des zweiten Lockdowns, bis zum Jahresende habe man einen Verlust von fast 500 Kunden verzeichnen müssen, sagt Echtermann, der die aktuelle Situation als „sehr schwierig“ beschreibt. Aktuell reichten die Umsätze nicht aus, um die Kosten zu decken. Mitgliedern, die aktuell wegen der 2G-plus-Regel nicht trainieren können oder wollen, hat man bei Puls das Angebot gemacht, den Vertrag kostenfrei stillzulegen. So hofft man, die Kunden so lange zu halten, bis es wieder Lockerungen gibt.

„Corona hat unsere Expansionspläne geändert“, sagt Timo Goldhacker, einer der beiden Geschäftsführer von Jonny M. Unter dieser Marke gibt es fünf Standorte in Stuttgart sowie je einen in Ludwigsburg, Bietigheim und Karlsruhe. Immerhin sei das neue Jahr positiv gestartet. Schwierig sei es aber nach wie vor für die „Pendlerstandorte“. Wer im Homeoffice arbeite, komme nicht mehr beim Weg ins Büro und zurück am Studio vorbei.

Das mag auch der Grund dafür sein, dass die europäische Fitnesskette McFit jüngst ein Studio im Stadtbezirk Mühlhausen eröffnet hat. Damit biete man allen Bewohnern die Möglichkeit, eine regelmäßige und flexible Trainingsroutine zu finden, ohne dass ein längerer Anfahrtsweg benötigt werde, so ein Unternehmenssprecher.

Trainingsfläche zu vermieten

Auch bei Jonny M. ist man nicht untätig: Statt weitere Flächen zu eröffnen, baut man bestehende um. So entsteht laut Timo Goldhacker in Bietigheim ein „Riesenstudio“ mit 3000 Quadratmeter Fläche. Und im Stuttgarter Westen am Hölderlinplatz soll bald ein neues Konzept an den Start gehen. Das 200-Quadratmeter-Studio kann künftig privat gemietet werden, als Trainingsfläche für eine Person oder einen Haushalt. Die Idee kam zum einen durch Corona – zeitweise durften sich hier sowieso nur drei Personen gleichzeitig aufhalten. Zum anderen habe man in Gesprächen festgestellt, so Goldhacker, dass gerade im dicht besiedelten Stuttgarter Westen der Bedarf nach einem „Home Gym“ groß sei. „Bei vielen passt ein Laufband gar nicht in die Wohnung.“ Wer sich doch entscheidet, daheim Platz zu schaffen: Alle Geräte im Studio kann man auch kaufen.

Daniela Stickroth, die das Elements Studio an der Paulinenbrücke leitet, blickt optimistisch auf 2022. „Die Stammkunden halten uns die Treue und sind in erster Linie dankbar, dass wir bisher nicht wieder geschlossen wurden“, sagt sie. Daher werde auch das inzwischen vorgeschriebene Tragen von FFP2-Masken auf den Laufwegen im Studio „ohne Murren“ akzeptiert. Das Überprüfen der Impfnachweise – es gilt in Fitnessstudios wie im Einzelhandel die 2G-plus-Regel – funktioniere, auch wenn es für die Mitarbeiter aufwendig sei.