Sommer, Sonne, niedrige Inzidenzen – deshalb lädt der Württembergische Kunstverein am Wochenende zu einem Festival rund um den Flamenco.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - „Nächtliche Sonne“ nennt sich das Festival am Wochenende, bei dem sich der Württembergische Kunstverein Stuttgart dem Flamenco als Tanz und als Widerstandsform widmet. Die Direktorin Iris Dressler erklärt die Hintergründe.

 

Frau Dressler, beim WKV-Festival am Wochenende dreht sich das meiste um Flamenco. Ist Stuttgart die richtige Stadt für so ein Thema?

Absolut. Stuttgart ist eine Musik- und Tanzstadt, und zeitgenössischer Flamenco hat das hiesige Publikum bereits im letzten Oktober in der Stuttgarter Oper mit Israel Galván begeistert. Flamenco ist keineswegs auf Sevilla abonniert. Er hat die modernen Avantgarden überall beeinflusst: auch die afrikanische Tänzerin Yinka Esi, der wir in einem Film begegnen.

Es gibt auch Vorträge zu Romnja-Gemeinschaften. Was hat Sie daran interessiert?

Uns interessiert Flamenco auch als Widerstandsform. So hat Mario Maya bereits 1976 ein Tanzstück geschrieben, das die jahrhundertelange Verfolgung der andalusischen Romnja beklagt. Die Tänzerin Leonor Leal übersetzt es in die Gegenwart. Romnja sind bis heute nirgends vor rassistischer Gewalt sicher. Diese Gewalt und die Kämpfe dagegen sind ein wichtiges Thema.

An wen richtet sich das Festival? Künstler? Die Wissenschaft? Flamenco-Experten?

An alle, die Musik und Tanz lieben und sich nach den vielen Wochen des Lockdowns nach Liveevents und Begegnung sehnen – und die mit uns ein Fest im Freien feiern möchten, bei dem die Grenzen zwischen Freude und Trauer, Fest und Kampf, Stärke und Verletzlichkeit fließend sind: etwas, das sehr in diese Zeit passt.

Vieles findet im Hof hinterm WKV statt, also direkt neben dem Partytreiben. Wird das das Publikum nicht ablenken?

Der Ort ist unsere neue temporäre Außenplattform, die wir bis September mit weiteren Partnerinnen und Partnern und zugleich mit den diversen Öffentlichkeiten rund um den Eckensee teilen werden. Auf beides freue ich mich sehr. Ansonsten vertraue ich auf unsere Tontechnik.

Das Gespräch führte Adrienne Braun.