Den meisten hat der Sommerflohmarkt an den Wagenhallen gefallen. Doch es gab auch etwas Kritik.

S-Nord - Samstagmittag. Die Sonne brennt auf den Hof vor den Wagenhallen. „Zum Glück hat uns eine freundliche Dame diesen Sonnenschirm geliehen“, zeigt sich Kalina (34) dankbar. Sie hat mit ihrer Freundin Katja (27) einen Stand beim großen Sommerflohmarkt ergattert. „Die einzige Auflage, die wir bekommen haben, stammt von unseren Männern“, bemerkt sie gut gelaunt. „Wir dürfen nicht mehr Klamotten mit nach Hause bringen, als wir hergeschleppt haben. Bis jetzt hatten wir zum Glück noch gar nicht viel Zeit, uns umzusehen“ Wie bestellt passiert just in diesem Moment ein Herr mit längerem grauen Haar den Stand, der einen beeindruckenden Stapel Kleidungsstücke unter dem Arm trägt.

 

Bezahlung mit PayPal möglich

„Ich finde, es könnte ruhig mehr klassische Stände mit Kleinkram geben“, sagt Kai (41). „Es gibt sehr viel Auswahl an gebrauchter Kleidung, aber gar nicht so viel zum Stöbern“, moniert er. Andere Besucher genießen die große Auswahl an günstigen Textilien. Gerade auch jüngere Klientel. „Ich hatte das bislang gar nicht so extrem wahrgenommen“, überlegt Lea, die mit Freundinnen einen Gebraucht-Kleider-Stand unter dem Motto „Vintage und mehr“ aufgebaut hat. „Scheinbar gibt es aktuell einen gewissen Trend, auf solchen Veranstaltungen verstärkt Kleidungsstücke zu verkaufen.“ Eine kleine Teekanne und andere Accessoires hat die 30-jährige Lehrerin sicherheitshalber auch ins Angebot integriert. Nicht ohne Stolz verweist sie auf eine Besonderheit des Stands: Alles kann per PayPal bezahlt werden. „Wir bieten zwar stylische Sachen aus vergangenen Jahrzehnten an, aber wir leben im 21. Jahrhundert“, erklärt ihre Standkollegin und greift sich den bereitstehenden Spiegel, um einer Kundin die Anprobe zu erleichtern. Für die Damen ist der Spaß am Event wichtiger, als der Erfolg in harter Münze. „Wir waren schon häufiger auf Flohmärkten“, so Lea. „Im Vergleich muss man einfach sagen: Hier ist das Gesamtpaket etwas Besonderes.“

„Ich habe schon mehr gefunden, als ich gesucht habe“, gesteht Lorenz (37) und deutet auf seinen gut gefüllten Transportbeutel. Er genießt neben der Möglichkeit, das eine oder andere Schnäppchen zu machen, auch das Catering und die Atmosphäre rund um die Verkaufsstände. Während ein DJ aus einem ausgedienten Bus heraus den Hof beschallt, laden allerhand Sitzmöbel dazu ein, bei Roter Wurst oder Kichererbsensalat und Kaltgetränken zu entspannen, die Erfolge beim Feilschen zu bilanzieren oder sich Kaufentscheidungen nochmals durch den Kopf gehen zu lassen.

Besonderes Ambiente und gute Qualität

„Ich bin eigentlich ohne Erwartungen hergekommen“, gibt Thomas zu verstehen, an dessen Stand alles vom Schlumpf bis zum Porzellanteller zu finden ist. „Die Großeltern gehen auf den 100. Geburtstag zu, und wir dachten uns, es wäre eine gute Idee, den Keller auszuräumen und zu schauen, was sich noch veräußern lässt.“ Mit der Resonanz ist der 44-Jährige zufrieden. „Es ist richtig was los, und die Leute sind interessiert“, konstatiert er. „Ich habe schon einiges verkauft, und ich hatte viele sehr nette Gespräche.“

Sven (46) stellt dem Flohmarkt ein positives Zeugnis aus: „Ich will nicht hochnäsig klingen“, sagt er, „aber oftmals gibt es auf Flohmärkten etliche Stände, die einfach nur Schrott anbieten. Das ist hier nicht der Fall“. Neben dem besonderen Ambiente des Verkaufsevents vor und in den Wagenhallen zieht auch die Qualität der Waren die Besucher an.

„Ich genieße die entspannte Stimmung hier“, sagt Svenja. „Die potenziellen Käufer sind offen und haben Freude, faire Preise auszuhandeln, wenn sie an etwas interessiert sind.“ Sie verbinde etwas mit dem verkauften Gegenstand, den andere künftig zu einem Teil ihrer Lebensumgebung machten, fügt die 35-Jährige hinzu. „Ich mag es, zu sehen, wer meine Sachen mitnimmt“, resümiert sie. „Ich habe den Eindruck, dass hier Leute kommen, die auch Spaß am Event an sich haben. Das empfinde ich als sehr angenehm.“