Einer der erfolgreichsten Hörspielproduzenten von Deutschland ist ein Stuttgarter: Florian Fickel hat in Zeiten von Podcasts und Streaming eine gute, alte Schallplatte in Gold erhalten – für „Janosch – Oh, wie schön ist Panama“.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Der vor 89 Jahren geborene Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller Horst Eckert alias Janosch lebt auf Teneriffa. Ist er auf seiner Sonneninsel dem Paradies ein bisschen näher als wir? Um seine Geschichte vom kleinen Tiger und vom kleinen Bären zu erklären, die nach Panama aufbrechen, nachdem sie eine so wohltuend nach Bananen riechende Kiste mit dieser Aufschrift gefunden haben, und am Ende daheim ankommen, hat Janosch einmal gesagt: „Jeder lebte schon immer im Paradies, hat es nur nicht gewusst.“ Vielleicht wollte er damit sagen: Das Paradies ist überall. Du musst nur in dich hineinhören und in das, was deine Mitmenschen umtreibt.

 

„Oh, wie schön ist Panama“ galt für die einen als Manifest der antiautoritären Erziehung, weil das Buch vehement für Freundschaft und Freiheit plädiert. Die anderen glaubten, ein Loblied auf die heimische Scholle herauszulesen, die schöner ist als das Fernweh. Ob so oder so – das Buch gehört zur Grundausstattung beim Erwachsenwerden der Deutschen.

Angefangen hat es mit Liebesgedichten

Der vor 51 Jahren geborene Hörspielproduzent, Autor, Filmemacher und Regisseur Florian Fickel lebt in Stuttgart – in einer Stadt, die zum Paradies werden kann, so wie jeder andere Ort der Welt. Seit 20 Jahren macht er Hörspiele, unter anderen mit Sprechern wie Christoph Maria Herbst, Jochen Vogel und Til Schweiger. Es ging auf und ab. „Ich hab’ gezweifelt, gekämpft, das Kinderhörspiel und die Synchronsprecher aber immer geliebt“, sagt er. Nun gab’s für den kleinen Verlag floff aus Stuttgart die erste Goldene dank des Janosch-Klassikers – das sind 100.000 verkaufte CDs.

Angefangen hat Florian Fickel mit Liebesgedichten, interpretiert von den deutschen Stimmen der Hollywoodstars, weiter über die erste Hörspielreihe „Jerry Cotton“ (mit den deutschen Stimmen von Bruce Willis, Jack Nicholson und John Travolta), über die Reihe „Mitschnitt“, für die er mit dem Stuttgarter Autor Simon Rost den Hörspielpreis Ohrkanus erhielt, bis zu der Reihe „Väter sprechen Janosch“, für die er unter anderem Günther Jauch und Joschka Fischer zu Synchronsprecher gemacht hat.

Mit seinen Kindern erfand er die „Playmos“

Als seine Kinder vier und fünf Jahre alt waren, erfand Fickel die Reihe „Die Playmos“, in der ein Junge immer wieder seine Lieblingsfiguren, die an Playmobil erinnern, in eine neue Welt stellt. Die kleinen Helden, dank Streaming ein Hit im Kinderzimmer, werden lebendig und erleben ein Abenteuer nach dem anderen. Bisher sind 71 Folgen entstanden, die der Stuttgarter in Berlin aufnimmt, weil dort die Infrastruktur mit Sprechern und Studios besser sei als in der Heimat. Gemischt und verarbeitet werden die Aufnahmen dann aber in Stuttgart.

Sein neues Projekt: Sherlock Holmes mit 15 Jahren

Gerade ist Florian Fickel aus Berlin zurückgekehrt, wo er sein neues Projekt einsprechen ließ: Erzählt wird von Sherlock Holmes, als dieser 15 Jahre alt wird.

„Oh, wie schön ist Panama“ – dieser Ausruf hat noch immer einen wunderbaren Klang! Seit dem Skandal um Steuersünder weiß jeder, wo Panama liegt. Wer träumen will, lässt sich von den fernen Panama-Papers der Geldwäscher nicht auf die falsche Fährte locken. Das wahre Paradies – danke, Janosch! – liegt oft überraschend nah.