Korntal-Münchingen nutzt weiter auch privaten und städtischen Wohnraum, damit Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung nicht in Sporthallen leben müssen. 

Strohgäu - In wenigen Tagen ziehen 45 Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung in der Ludwigsburger Straße 44 ein. Am Korntaler Friedhof sind für 1,8 Millionen Euro 15 Wohneinheiten mit 26 Zimmern entstanden – unter heftigem Protest der Bürger. Ein Bürgerentscheid ist aber zu Gunsten der Baupläne Korntal-Münchingens ausgefallen.

 

Zudem hat die Stadt im Dezember beschlossen, ein Gebäude in Privatbesitz anzumieten. Im Netzbrunnen in Münchingen sollen rund 40 Flüchtlinge Platz finden. Und im November hatte der Gemeinderat unter anderem dafür gestimmt, als Zwischenlösung Container für circa 36 Flüchtlinge an der Kornwestheimer Straße aufzustellen, bis die Einrichtung im Esslinger Weg in Münchingen fertiggebaut ist.

Die Liste der realisierten, im Bau befindlichen und geplanten Unterkünfte in Korntal-Münchingen ist mit mehr als 14 lang – dennoch hinkt die Stadt bei der Anschlussunterbringung von Flüchtlingen hinterher. Sie muss in diesem Jahr 250 Flüchtlinge unterbringen, hat aber nur Platz für 220 Personen. Im Jahr 2019 sieht es noch dramatischer aus.

Flüchtlingsunterbringung ist vorrangig

Die Gründe sind nicht zu beschleunigende und verzögerte Bauarbeiten und die neue Prognose des Landratsamts Ludwigsburg bei den Zuweisungszahlen. Diese sind, auch wegen des Familiennachzugs, für 2019 wohl ähnlich hoch wie für 2017 und 2018. Korntal-Münchingen hatte weniger Flüchtlinge erwartet. Die Zuweisungsquote für die Stadt für 2018 liegt bei etwa 150 Flüchtlingen. Der Rückstand bei der Aufnahme wird 2019 dann geschätzt bei 90 Flüchtlingen liegen. Der Bürgermeister Joachim Wolf beschreibt die Situation so: „Uns steht das Wasser bis zum Hals.“

Damit Flüchtlinge nicht in Sporthallen wohnen müssen, belegt die Stadt nun auch städtische Mietwohnungen, die eigentlich für Obdachlose und andere Bedürftige vorgesehen sind. Diese Puffer werde man vorübergehend nutzen müssen, sagt Regina Neuhöfer, die Bereichsleiterin für Familie und Soziales. „Wenn der Druck wie aktuell entsprechend hoch ist, müssen Pflichtaufgaben Vorrang haben.“

Partner für Vermietungen finden

Mit Hilfe vom Landratsamt kann die Stadt kaum rechnen. Laut Bürgermeister Wolf wolle die Behörde die Probleme Korntal-Münchingens nicht zu ihren machen. Aus Sicht des CDU-Fraktionschefs Martin Hönes müsse die Stadt Partner finden, die Gebäude stellen, die dann die Kommune mietet. Bereits im Oktober hatte der Gemeinderat beschlossen, ein Wohnhaus für 22 Flüchtlinge zu mieten. Die Miete für die fünf Wohnungen im Brüder-Grimm-Weg in Korntal kostet rund 40 000 Euro im Jahr plus Nebenkosten.

Auch Ditzingen hat Platzmangel und stellt für Flüchtlinge Container im Gewerbegebiet auf. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten an kleinen zentralen Standorten sind im Bau, in zwei Stadtteilen verzögern Einwendungen von Nachbarn die Genehmigung. Das Landratsamt hatte der Stadt angekündigt, monatlich 35 Flüchtlinge zuzuweisen – unabhängig davon, ob Wohnraum vorhanden ist. Das Landratsamt begründete dies damit, dass Ditzingen seine zugewiesene Quote nicht erfüllt habe.

Gerlingen hat frühzeitig gehandelt

Dagegen ist die Lage in Gerlingen entspannt. Die Stadt hat sich des Themas Flüchtlinge früher als andere Kommunen angenommen und rechtzeitig genug Wohnraum geschaffen. „2018 werden uns vermutlich nur 17 Personen zugewiesen“, sagt Stefan Fritzsche, der Amtsleiter für Jugend und Familie. Die Zahl sei so gering, „weil wir unsere Quote für 2017 mehr als erfüllt haben“. Gerlingen hat bereits 2016 mehr Flüchtlinge als nötig aufgenommen, und hätte daher 2017 keine weiteren Personen unterbringen müssen. „Letztendlich haben wir aber trotzdem 25 Flüchtlinge zusätzlich aufgenommen“, sagt Fritzsche. Auch Hemmingen meldet keine Platzprobleme. Die Gemeinde bekommt dieses Jahr etwa 57 Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung zugewiesen. „Wir werden unserer Verpflichtung zur Gewährleistung nachkommen“, sagt Daniel Grömminger vom Ordnungsamt.

Besichtigung Korntal-Münchingen lädt Bürger für Dienstag, 9. Januar, zum Tag der offenen Tür in die Ludwigsburger Straße 44 im Stadtteil Korntal ein. Von 17 bis 19 Uhr kann man sich die Flüchtlingsunterkunft am Friedhof anschauen.