Fünf Ehrenamtskreise kümmern sich um die Flüchtlinge, die in Leinfelden-Echterdingen leben. Dieses Nebeneinander läuft nicht immer reibungslos ab. Wir erklären hier die Konfliktlinien.

Leinfelden-Echterdingen - Die Menschen, die hier sind, müssen untergebracht und integriert werden – das geht nicht ohne das ehrenamtliche Engagement“, heißt es im Tätigkeitsbericht des städtischen Ehrenamtskoordinators Mario Matrai. Die Helfer müssten unterstützt, motiviert und begleitet werden, damit sie am Ball bleiben. Die Stadt bietet Fortbildungen an, stellt Räume zur Verfügung. Matrai bietet sich als Ansprechpartner an. Peter Löwy, Leiter des städtischen Sozialamtes, sagt: „Wir sind sehr dankbar dafür, was die Ehrenamtlichen hier leisten.“

 

Das Engagement läuft derweil nicht immer reibungslos. Bei einem der fünf Helferkreise ist unklar, wie es weiter geht. Der Freundeskreis LE für Kriegsflüchtlinge läuft derzeit im „Stand-by-Modus“, wie es Mario Matrai formuliert. Daniela Rothkegel, die ehrenamtliche Vorsitzende der Helfergruppe hat ihr Amt aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt. Bisher hat sich niemand gefunden, der an ihre Stelle treten will. Nun wird überlegt, wie es mit dem Verein weitergehen kann.

Es sei schwierig, Freiwillige zu finden

Peter Löwy vom städtischen Sozialamt sagt dazu: „Es ist mittlerweile schwierig, Menschen zu finden, die eine ehrenamtliche Führungsposition übernehmen.“ Die Stadt habe dem Freundeskreis Unterstützung angeboten. Rothkegel betont, dass die Zusammenarbeit im Verein und mit den anderen Kreisen stets offen, kooperativ und kollegial verlaufen sei.

Eine andere Geschichte: Rund um den Helferkreis „Arbeit und Integration“, der zum Verein Lebenswertes L.-E. gehört, gibt es immer wieder Streit. Das liegt zum einem wohl an einem persönlichen Konflikt zwischen zwei Flüchtlingshelfern, der vor Gericht geendet ist. Die Sache liegt Jahre zurück, hat aber Gräben aufgeworfen, die so schnell nicht zuzuschütten sind. Auch wenn Löwy betont: „Wir versuchen, alle Kreise gleich zu behandeln.“ Und: „Die Vergangenheit werte ich nicht.“

Diese Frau stellt unbequeme Fragen

Zudem ärgern sich Helfer über Monika Heilmann, die Leiterin der Gruppe „Arbeit und Integration“. Heilmann ist zunächst einmal eine sehr engagierte Helferin. Sie hat bereits viele Zuwanderer in Arbeit gebracht hat und vielen zu Wohnraum verholfen. Sie war es, die wesentlich dazu beigetragen hat, die Stimmung unter Stettener Bürgern zu beruhigen, als klar wurde, dass sich das ehemalige Hotel Nödinger Hof zu einer Flüchtlingsunterkunft wandeln würde.

Monika Heilmann kann aber auch unbequem sein. Sie wird nicht müde, kritische Fragen zu stellen. Das gefällt nicht jedem. Ein Beispiel: Sie hat an einem Runden Tisch der Stadt für Flüchtlingshelfer gefordert, offen zu legen, für was das Geld des Landes gemäß dem Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) in Leinfelden-Echterdingen genau ausgegeben wird. Zur Erklärung: Mit dem Geld soll der Spracherwerb der Zuwanderer gefördert werden. „Ich bin die Böse, die unbequeme Fragen stellt“, sagt sie selbst. Aber auch: „Es geht hier um öffentliche Gelder“. Heilmann will wissen, wie die Ausgabe des Geldes überprüft wird. Sie wünscht sich zudem eine Gleichbehandlung aller fünf Helfergruppen.

Sie fühlen sich in ihrer Arbeit blockiert

Helfer des stadtnahen Arbeitskreises Asyl LE sind sauer. Sie fühlen sich in ihrer Arbeit blockiert. Zum Verständnis: Der Arbeitskreis verwaltet im Auftrag des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (Awo) das sogenannte FlüAG-Geld. Will heißen: Er bezahlt die Rechnung der örtlichen Volkshochschule, wenn Flüchtlinge dort ihre Deutschkenntnisse verbessern. Das Geld kommt vom Land und wird über den Landkreis und die Awo weitergeleitet. Pro Flüchtling gibt es etwas mehr als 90 Euro. 2017 sollen 40 000 Euro an den AK Asyl LE überwiesen worden sein.

Auch Monika Heilmann fühlt sich schon lange ausgebremst. „Wir müssen um alles kämpfen“, sagt sie. Und tut es. Sie sucht nicht nur einmal das Gespräch mit der Stadt, bleibt hartnäckig. In Sachen FlüAG-Geld sagt Löwy unserer Zeitung: „Wir sind nicht zuständig.“ Ähnlich drückt sich Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell aus. Die Stadt bietet aber jedem Helferkreis an, der denkt Leistungen erbracht zu haben, die gemäß dem Flüchtlingsaufnahmegesetz gefördert werden können, ein Formular ausfüllen und der Stadt zu geben. „Wir fungieren dann als Poststelle und leiten den Antrag weiter“, sagt Kalbfell.