Weil sie keine Wohnung finden, müssen insbesondere Familien mit Kindern bis auf Weiteres in Flüchtlingsunterkünften bleiben. Dort stagniert die Flächenerweiterung pro Person.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Flüchtlingsfamilien mit mehreren Kindern finden auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt kaum eine Wohnung. Was angesichts des starken Mangels nicht überrascht, erweist sich in der Flüchtlingsbetreuung als Problem. Weil zu wenige Geflüchtete aus den insgesamt noch 104 städtischen Unterkünften ausziehen können, stagniert die laufende Umstellung von 4,5 auf sieben Quadratmeter Wohnfläche pro Person.

 

Laut dem 39. Flüchtlingsbericht der Stadt, der am Montag im Sozialausschuss des Rats diskutiert wurde, leben derzeit noch rund 6100 Geflüchtete in Heimen der Stadt. Zu den Hochzeiten im Jahr 2016 waren es mehr als 8100. Nach der Vorgabe des Landes ist die Stadt dabei, die Wohnfläche pro Person zu vergrößern. „Das schafft eine spürbare Entspannung“, sagte Stefan Spatz, der Leiter des Sozialamts. Rund 4550 Personen haben bereits diese etwas größere Wohnfläche (dazu kommen noch Gemeinschaftsflächen wie etwa Küche und Aufenthaltsräume). Rund 1550 müssen aber weiter mit der geringeren Fläche auskommen.

Im Schnitt ziehen 60 mehr aus als neu ein

Zwar ist der Saldo zwischen Neueinzügen (im Schnitt etwa 100 pro Monat) und Auszügen vor allem in private Mietwohnungen (im Monat etwa 160) noch immer negativ, die Auszüge liegen also um 60 über den Einzügen. Die Umstellung auf die größere Wohnfläche tritt bei dieser Zahl und bei Vollbelegung aber auf der Stelle, sagte Marco-Oliver Luz, der Abteilungsleiter Flüchtlinge beim Sozialamt. Alleinstehende, die eine Arbeit haben, fänden zwar WG-Zimmer oder auch Appartements. „Aber für Familien mit zwei oder drei Kindern ist es praktisch aussichtslos, die Unterkunft zu verlassen“, betonte Luz. In den Unterkünfte würden überdies jeden Monat im Schnitt 25 Kinder geboren. Rund zwei Drittel der in städtischen Heimen untergebrachten Geflüchteten sind Familien.

Und das Sozialamt gibt regelmäßig auch Unterkünfte an Stellen wieder auf, die von der Verwaltung für Wohnungsbau vorgesehen sind, aktuell etwa das Areal an der roten Wand auf dem Killesberg, wo bisher Wohncontainer für Geflüchtete gestanden haben. Dadurch und wegen der Wohnflächenerweiterung für die Geflüchteten hat die Stadt bereits eine große Zahl von Unterbringungsplätzen weniger. Im Jahr 2018 waren es rund 2100 Plätze weniger, im laufenden Jahr rund 930, sagte Stefan Spatz. „In Summe haben wir 3000 Plätze verloren.“ Im Jahr 2017 hielt die Stadt noch gut 10 100 Plätze vor.

Kritik von Linksbündnis und SPD

Die meisten Fraktionen betonten vor allem, wie gut bisher die Unterbringung und Integration der Geflüchteten in der Stadt gelungen sei. Man hofft, dass es mit dem Einmarsch der Türkei nach Syrien nicht zu einer neuerlichen Flüchtlingswelle kommt. Und die Ratsmehrheit wie die Verwaltung machten deutlich, dass man den jetzigen Stand auch dank der noch immer etwa 2100 ehrenamtlichen Helfer erreicht habe. Gerade auch bei der Wohnungssuche ist die Vermittlung der Ehrenamtlichen sehr wichtig. Kritik gab es aber an der stagnierenden Umsetzung der Wohnflächenvergrößerung. Luigi Pantisano (Linksbündnis) sagte, das Vorgehen der Stadt sei „zu defensiv“. Er erwartet von der Verwaltung einen Plan, wie das alles schneller gehen könnte, gegebenenfalls auch mit neuen Standorten für weitere Flüchtlingsheime. Auch Jasmin Meergans (SPD) befand: „Das dauert viel zu lange.“