Sie sitzen in der Falle: Den Flüchtlingen zwischen Polen und Belarus ist jeder Weg versperrt. Hilfsorganisationen versuchen, das schlimmste Leid zu lindern. Doch der Frost wird zur tödlichen Bedrohung. Und die Helfer treibt noch etwas anderes um.

Michalowo - Curmi Abu kann nicht mehr gehen. Die alte Frau sitzt auf einer vom Regen durchweichten Plane im Wald unweit des Ortes Narewka außerhalb der von der polnischen Armee abgeriegelten Sperrzone an der Grenze zu Belarus. Zwei ihrer sieben Enkelkinder schmiegen sich an die Großmutter. Körper an Körper suchen sie in ihren nassen Jacken die Wärme des anderen. Ihr Atem bildet Dampfwolken in der Novemberkälte. Curmis vier Monate alte Enkelin sitzt neben der Oma auf dem Schoß der Mutter. Das Baby schaut aus tiefen Augenhöhlen auf die absurde Szenerie um sich herum: Da ist die kurdische Familie aus dem nordirakischen Duhok, schmutzig und frierend auf dem Boden des polnischen Waldes. Und eine Traube von Kamerateams aus Japan, Nordamerika und europäischen Ländern richtet ihre blitzenden Apparate auf die vor ihnen zitternden Menschen auf dem mit Laub bedeckten Waldboden.