Der Freundeskreis Killesberg setzt sich weiter für Flüchtlinge ein. Dafür braucht er Geld und hofft auf einen Zuschuss vom Bezirksbeirat Stuttgart-Nord.

Stuttgart-Nord - Die Container an der Roten Wand, in denen einst die Flüchtlinge untergebracht waren, sind geräumt, die Bewohner auf andere Unterkünfte verteilt. „Ein bisschen schwer ums Herz wird es mir schon, wenn ich an den Containern vorbeilaufe“, sagt Bärbel Mohrmann und denkt an die schönen Feste, die der Freundeskreis, Bürger und Flüchtlinge zusammen gefeiert haben. Mohrmann ist Mitbegründerin des Freundeskreises Killesberg – eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die die Flüchtlinge unterstützt.

 

In der letzten Sitzung des Bezirksbeirats im vergangenen Jahr hat der Freundeskreis einen Zuschuss von 3000 Euro beantragt. Der Antrag wurde vertagt. Im Raum stand die Frage, ob sich die Arbeit der Ehrenamtlichen mit dem Wegzug der Flüchtlinge nicht erledigt hat. „Überhaupt nicht. Wir machen natürlich weiter“, erklärte Mohrmann auf Nachfrage. Mit dem Zuschuss von 3000 Euro will der Freundeskreis eine Töpferwerkstatt vor allem für Flüchtlingskinder weiterführen. Die gibt es seit zwei Jahren. „Die Kinder sind begeistert dabei. Beim Arbeiten mit den Händen kommen sie nach oft traumatischen Erlebnissen zur Ruhe.“

Das ist nicht das einzige Projekt, das weitergeführt werden soll. Das Café Welcome ist nach wie vor geöffnet: immer montags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr. Dann wird dort gelernt. Mohrmann: „Rund 60 Flüchtlinge sind jeweils da. Sie werden von etwa 20 Ehrenamtlichen beim deutsch Lernen unterstützt.“ Viele der Besucher machen einen Sprachkurs, bekommen aber im Café Welcome noch mehr Praxis. Wichtig ist das Angebot aber auch für Auszubildende. Mohrmann: „Fachlich haben die keine Probleme, aber spätestens im dritten Lehrjahr hapert es im Theoretischen wegen mangelnder Deutschkenntnisse.“ Und immer sonntags bekommen die Flüchtlinge Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. Als neues Projekt planen Mohrmann und der Freundeskreis Schwimmunterricht. „Den Eltern ist mittlerweile klar, dass ihre Kinder schwimmen können sollten“, sagt Mohrmann. Der erste Kurs beginnt an diesem Dienstag. Ein Mädchen und vier Jungen aus Afghanistan nehmen teil.

Schwimmkurs für Flüchtlingskinder geplant

Gegründet hat sich der Freundeskreis im Oktober 2015. Im Juni 2016 sind die ersten Flüchtlinge an der Roten Wand eingezogen. Damals gehörten dem Freundeskreis rund 380 aktive Ehrenamtliche an. „Die Not war so groß, dass viele spontan geholfen haben.“ Jetzt sind es immer noch rund 60 Mitglieder. Mohrmann: „Das Schöne ist, dass viele Experten wie Lehrer, Anwälte, Ärzte, Richter dabei sind.“ Mohrmann hatte gehofft, dass das Engagement sich auf die Initiative „Anbandeln“ ausdehnen könnte. Das ökumenische Projekt im Stuttgarter Norden will älteren Menschen durch einen Besuchsdienst aus der Einsamkeit helfen. „Darauf ist bislang noch niemand angesprungen. Die Mitglieder bleiben ihren Flüchtlingen treu“, sagt Mohrmann.

Auch wenn die auf andere Unterkünfte verteilt sind, nehmen viele nach wie vor die Angebote des Freundeskreises wahr und besuchen auch ihre Patenfamilien. „In den drei Jahren sind Freundschaften mit den Flüchtlingen, aber auch in der Nachbarschaft entstanden“, sagt Mohrmann. Und deshalb werden Bärbel Mohrmann und ihre Mitstreiter auch künftig Feste mit ihren Flüchtlingen feiern.