Die Sprecherin des Weissacher Forums Asyl, Magdalene Zipperlen,
ist froh, dass die Gemeinde den Container aufgestellt hat.

Weissach - Etwa 25 Bürger engagieren sich seit der großen Flüchtlingsbewegung für die Migranten in Weissach. Magdalene Zipperlen ist eine von ihnen. Nicht nur der WC-Container, der schon für viele Diskussionen gesorgt hat, auch der mangelnde Wohnraum ist ein großes Problem, berichtet sie.

 

Frau Zipperlen, sind die fehlenden Toiletten ein Problem in der Flüchtlingsunterkunft in Flacht?

Es sind in der Flüchtlingsunterkunft viele Einzelpersonen untergebracht. Da belegt man natürlich nicht – wie vielleicht in einer Familie – mal zu zweit oder zu dritt gemeinsam ein Bad. Das ist also schon eine schwierige Situation. Wir haben daher angestoßen, dass das von der Gemeindeverwaltung geprüft wird.

Nun steht der Toiletten-Container. Schafft der Abhilfe?

Der Container ist natürlich keine ideale Lösung. Wer geht schon gerne nach draußen, vors Haus, auf die Toilette? Aber er entspannt die Situation, einfach weil die Bewohner wissen: Das ist eine Möglichkeit, auf die man im Notfall ausweichen kann.

Hätten Sie sich von der Gemeinde eine größere, bauliche Lösung erhofft? Dass zum Beispiel zusätzliche Toiletten eingebaut werden?

Die Flüchtlingsunterkunft ist momentan voll belegt, daher ist es derzeit kaum möglich, zusätzliche Toiletten einzubauen – denn dadurch gehen ja Zimmer verloren. Der Container ist aber ein Signal, dass der Gemeinde das Problem nicht egal ist. Wenn sich die Belegung entspannt, wäre es aus meiner Sicht aber sinnvoll, Alternativen zu prüfen.

Wie wohl fühlen sich die Bewohner in der Flachter Unterkunft?

Es ist doch sehr eng dort, gerade wenn sich zwei fremde Personen ein Zimmer teilen müssen. Zum Teil funktioniert das super gut, zum Teil entstehen Konflikte. Daher wünschen sich alle, dass sie eine größere Wohnung finden und ausziehen können. Aber im Großen und Ganzen ist die Atmosphäre in der Unterkunft nach meiner Beobachtung sehr harmonisch.

Wie viele finden eine reguläre Wohnung?

Das ist ein großes Problem. Die Flüchtlingsunterkunft gibt es jetzt schon seit fast zwei Jahren, aber diejenigen, die eine eigene Wohnung gefunden haben, kann man an einer Hand abzählen. Wie jeder weiß, ist günstiger Wohnraum bei uns hier in der Gegend absolute Mangelware. Wir unterstützen da, wo wir können.

Inwiefern?

Gerade erst vor zwei Wochen haben wir Postkarten im Ort verteilt. Wir bitten die Bevölkerung, ihre Wohnungen zur Verfügung zu stellen – wenn zum Beispiel die Kinder ausziehen und die Einliegerwohnung frei wird. Es kann nämlich richtig bereichernd sein, Menschen aus einer fremden Kultur bei sich zu haben. Die Jungs können dann zum Beispiel auch beim Renovieren helfen.

Beobachten Sie viele Vorbehalte bei den Einheimischen?

Es gibt bei uns in Weissach ein großes Engagement und viele offene Reaktionen. Aber wir beobachten auch, dass das Engagement etwas weniger wird, gerade wenn Medien über Vorfälle berichten. Da versuchen wir vom Forum Asyl zu vermitteln und so die Ängste abzubauen. Denn natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Kulturen.

Haben Sie ein Beispiel?

Es ist für uns natürlich gewöhnungsbedürftig, wenn die Menschen alle Tische in ihren Zimmern zur Seite gerückt haben. Aber sie sitzen eben gerne auf dem Boden. Das ist eine Kleinigkeit, bei der sich die kulturellen Unterschiede bemerkbar machen.

Was raten Sie Interessierten, die Flüchtlinge kennenlernen wollen?

Wir vom Forum Asyl veranstalten regelmäßig unseren Treffpunkt International, da kann man unverbindlich und auf neutralem Boden ins Gespräch kommen. Wir begleiten Interessierte aber auch gerne in die Flüchtlingsunterkunft. Das ist auf jeden Fall bereichernd, diese Menschen kennen- zulernen.

Das Gespräch führte Florian Mader.