Aus Sorge vor einer besonders ansteckenden Mutation des Coronavirus gilt seit Mitternacht ein Flugverbot von Flügen aus England nach Deutschland. Aus Stuttgart geht ab sofort auch kein Flug nach London mehr raus. Zu den Betroffenen gehört der Flughafenchef selbst.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Corona bringt vieles durcheinander. Walter Schoefer, Sprecher der Geschäftsführung am Flughafen, wollte seine neugeborene Enkelin in London besuchen.

 

Herr Schoefer, Sie hatten sich darauf gefreut, am 27. Dezember nach England zu fliegen. Daraus wird nichts.

Leider ja. Meine Frau und ich sind glückliche Großeltern geworden und hatten fest geplant, unsere vor drei Wochen geborene Enkeltochter Emily-Maeve zu besuchen. Es ist unser erstes Enkelkind. Die Geburt war nicht unkompliziert, und meine Tochter, die in der Nähe des Londoner Flughafens Heathrow lebt, könnte die Unterstützung durch meine Frau gut gebrauchen.

Das Flugverbot kam überraschend?

Ja, irgendwann am Sonntag war schließlich klar, dass wir definitiv nicht werden fliegen können. Das war kein leichter Tag für uns. Aber Corona verlangt gerade vielen Menschen vieles ab.

Hatten Sie seit der Verhängung des Flugverbots schon Kontakt mit Ihrer Tochter?

Klar, wir schicken uns laufend Whatsapps und skypen und nehmen so Anteil an der Entwicklung unserer Enkeltochter.

Wie beschreibt Ihre Tochter die aktuelle Situation in London?

Die Regelungen dort sind nochmals verschärft worden. Man darf in London jetzt keine Leute aus anderen Haushalten im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung mehr treffen und sich nur mit einer Person eines anderen Haushalts im Freien verabreden. Es herrscht dort jetzt also ein sehr reduzierter Personenkontakt. Homeoffice wird dringend empfohlen.

Aus England-Reisen wird wohl so schnell nichts werden . . .

Die Bundesregierung hat entschieden, dass zunächst bis zum 31. Dezember ein Flugverbot besteht. Die belgische Regierung hat den Zug unter dem Ärmelkanal unterbrochen, der Fährhafen Dover ist geschlossen. Reisen von und nach England sind also erst mal nicht mehr möglich.

Wie wird Ihr Weihnachten jetzt aussehen?

Unser Sohn, der in Freiburg lebt, wird kommen, und wir werden zu dritt zu Hause feiern. Meine Tochter wird digital aus London zugeschaltet sein. So können wir sie und unsere Enkelin wenigstens am Bildschirm sehen. Das ist trotzdem sehr bitter, besonders für meine Frau.