An vielen Stellen gleicht die Rems in Waiblingen einem Kanal. Nun wird der Fluss auf einigen hundert Metern ökologisch aufgewertet.

Waiblingen - Ein Anfang ist gemacht – jetzt darf die Natur ran. Und auch die hat schon angefangen, sich das neu angelegte Terrain am Remsufer zwischen der Galerie Stihl Waiblingen und der Waldmühle zu erobern. „Wasservögel wie beispielsweise Gänsesäger, Grau- und Silberreiher haben die neu modellierte Flachwasserzone sofort in Beschlag genommen“, hat Werner Boßler vom Grünflächen- und Friedhofsamt der Stadt Waiblingen beobachtet.

 

Dass auf der mit Hilfe von Baggern angelegten Uferzone sowie der ein oder anderen neu geschaffenen kleinen Insel im Fluss noch keine Pflanzen wachsen, scheint die Vögel nicht zu stören. „Dieser Bereich wird sich wohl von selbst begrünen, der Boden ist sehr nährstoffreich“, sagt Werner Boßler. Zunächst werde man daher erst einmal abwarten, welche Pflanzen sich ansiedeln, und dann eventuell noch Schwertlilien und Gräser wie Binsen pflanzen.

Fluss soll ökologisch wertvoller werden

„Das ist ein Experiment“, sagt Boßler über die Renaturierungsmaßnahme, in welche die Stadt Waiblingen rund 70 000 Euro investiert. Das Ufer der Rems soll dabei auf einigen hundert Metern Strecke flussabwärts – im Bereich zwischen dem Wohngebiet Wasen und der Kläranlage – ökologisch wertvoller werden. „Die Sache läuft unter dem Begriff Unterhaltungsmaßnahme“, sagt Werner Boßler über das Projekt, das die Kommune gemeinsam mit dem Wasserverband Rems und dem Landesbetrieb Gewässer ausgeheckt hat. Das habe den Vorteil, dass keine aufwendigen und zeitraubenden Genehmigungsverfahren nötig seien. Ein wichtiger Grundsatz bei dieser Maßnahme sei gewesen, dass das Hochwasser nach der Baumaßnahme genauso schnell abfließen kann wie davor.

Neue Uferbereiche statt Monotonie

„Wir bauen nichts Neues, sondern arbeiten mit Material aus dem Flussbett“, sagt Werner Boßler. Die Idee, die dahinter stecke, sei, zu zeigen, wie man mit einfachen Mitteln die Ökologie des Flusses und die Uferstruktur verbessern könne. Ein Bagger hat dazu zunächst im Bereich des Wohngebietes Wasen das Steilufer abgetragen. Mithilfe des dabei anfallenden Erdreichs sowie unter Verwendung von Kies und einigen größeren Felsbrocken sind entlang der in den 1930er-Jahren begradigten Rems neue Uferbereiche geschaffen worden. „Es ging darum, die Monotonie zu unterbrechen“, erklärt Boßler. Der Fluss fließt nun nicht mehr in einem kanalartigen Korsett, sondern schlängelt sich an Inselchen, Sand- und Kiesbänken vorbei. Die Natur werde die Flusslandschaft noch weiterentwickeln, ist Boßler sicher – bei Hochwasser werde ein Teil des Materials dann ein Stück weitertransportiert.

Derzeit ist der Bagger bei der Waldmühle zugange. Wie weit flussabwärts das Steilufer abgeflacht wird, hängt laut Werner Boßler auch davon ab, ob die Maschine arbeiten kann: „Ab der Waldmühle ist die Rems voll Sand. Wir müssen testen, ob der Bagger dort überhaupt fahren kann.“

Renaturierung bei Winterbach

Pläne
Die Rems soll auf einer Länge von 1,1 Kilometern auch zwischen Winterbach und Hebsacker Brücke bei Remshalden wieder fließen dürfen, wie sie möchte. Auf einer Breite von bis zu 100 Metern soll es Zonen mit verschiedenen Wassertiefen geben, dazwischen Inseln, Sand- und Kiesbänke. Es sollen geschützte Bereiche und Steilufer, aber auch Uferbereiche mit großen Wiesen geschaffen werden.

Verfahren
Mit der Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens ist das Vorhaben einen wichtigen Schritt vorwärts gekommen – für die Genehmigungsunterlagen waren zahlreiche Voruntersuchungen nötig. Seit dem 30. Januar liegen die Pläne in den Rathäusern Winterbach und Remshalden sowie im Landratsamt aus. Etwaige Einwendungen können bis Mitte März erhoben werden. Eingesehen werden können: Lagepläne und Schnitte, die Umweltverträglichkeitsstudie, das Bodenmanagementkonzept, eine Fischbestandserhebung sowie hydraulische und geologische Untersuchungen.