Das städtische Krankenhaus in Esslingen feiert sein 150-jähriges Bestehen. Grund zur Freude ist auch eine Top-Position unter den Kliniken in Deutschland.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - „Ich bin wirklich stolz auf unser Klinikum.“ Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger hat momentan gleich zweifach Grund, sich zu freuen. Zum einen feiert das 662-Betten-Haus am 10. November mit einem großen Tag der offenen Tür die Tatsache, dass das Krankenhaus seit 150 Jahren in städtischer Regie geführt wird. Zum anderen ist Anfang dieser Woche die neue Focus-Bestenliste zu den Top-Kliniken in Deutschland erschienen.

 

Zwar hat das Klinikum Esslingen im Vergleich zum Vorjahr das Ludwigsburger Krankenhaus und das Stuttgarter Marienhospital an sich vorbeiziehen lassen müssen. Mit Platz elf hat das seit Jahren erfolgreich von Bernd Sieber geleitete Haus aber erneut einen Spitzenplatz unter den rund 250 Kliniken im Land belegt – und das, obwohl Esslingen zwar ein Haus der Zentralversorgung, anders als die noch besser platzierten Universitätskliniken, aber kein Maximalversorger ist. Den ersten Platz in Baden-Württemberg hat wieder einmal die Uniklinik in Heidelberg erobert. Im Bundesvergleich belegt Esslingen in diesem Jahr Platz 61 unter mehr als 2200 Mitbewerbern.

Das Klinikum Esslingen liegt bundesweit auf Platz 61

Besonders hebt die Fachjury die Kompetenz des Esslinger Klinikums bei der Behandlung von Brust- und Darmkrebs hervor. Auch bei der Behandlung von Herzproblemen, Lungenkrebs und bei der Betreuung von Risikogeburten schneidet das Klinikum überdurchschnittlich ab. Zum Vergleich: Die kreiseigenen Medius-Kliniken erreichen in diesem Jahr die Plätze 49 – das Haus in Ostfildern – und 57 (Nürtingen), Kirchheim taucht in der auf Platz 62 endenden Liste nicht auf.

An solche Auszeichnungen hat Carl Weiss, der Teilhaber der Sektkellerei Kessler, gewiss nicht gedacht, als er auf die Notlage der medizinischen Versorgung auswärtiger Arbeiter und Dienstboten, die Mitte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung nach Esslingen kamen, aufmerksam machte. Im Jahr 1845 regte Weiss die Gründung eines „mildtätigen Vereins“ für die Errichtung eines Privatkrankenhauses an. Den Antrag, die Stadt möge das Projekt unterstützen, lehnte der Stadtrat zunächst ab.

Ein Krankenhaus mit maximal 40 Betten

So dauerte es bis zum Jahr 1862, bis das neue Arbeiter- und Dienstbotenkrankenhaus in der Ebershaldenstraße zwar mit finanzieller Unterstützung der Stadt aber zunächst in privater Trägerschaft eröffnet werden konnte. Das dreistöckige Gebäude in der Ebershaldenstraße konnte bei normaler Belegung 32, im Notfall auch 40 Patienten aufnehmen und hatte separate Räume für „syphilitisch Kranke und Krätzkranke“. Vor sechs Jahren hat das Klinikum deshalb bereits einmal ein 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Das nun anstehende Fest bezieht sich auf die Tatsache, dass exakt am 10. November 1868 das Krankenhaus in den Besitz der Stadt überging. Dort ist es seither – auch wenn es vor vier Jahren beinahe zur Fusion mit den Kreiskliniken gekommen wäre – geblieben.

Noch heute bedauert Jürgen Zieger die Entscheidung des Bundeskartellamts, den geplanten Zusammenschluss zu untersagen, als „die dümmste und falschestes Entscheidung, die ich in meiner 20-jährigen Zeit als Esslinger Oberbürgermeister erlebt habe“. Alle Beteiligten hätten die Fusion gewollt, weil alle davon profitiert hätten. Doch diese Chance sei vertan. Deshalb stelle man sich nun wieder dem Wettbewerb – und sei dafür nicht nur organisatorisch sondern auch – die Focus-Bestenliste belege das – medizinisch hervorragend aufgestellt. Aber nicht nur deshalb ständen die Esslinger Stadtverwaltung und der Gemeinderat zur Trägerschaft, auch wenn diese nach wie vor eine reine und oft nicht ganz billige Freiwilligkeitsleistung sei. Aber das Klinikum Esslingen sei, so Jürgen Zieger „ein Teil der Stadtgeschichte und für viele Bürger auch ein wichtiger Teil der Identifikation mit ihrer Stadt“.

Der Tag der offenen Tür am 10. November

Am 10. November 1868 hat die Stadt das Klinikum Esslingen übernommen. Auf den Tag genau, am Samstag, 10. November, feiert das Klinikum dieses Ereignis mit einem großen Tag der offenen Tür von 11 bis 17 Uhr.

Besichtigungen

Unter anderem können sich die Besucher einen Operationssaal anschauen, das Herzkatheterlabor, das neu eingerichtete Schlaflabor und die Räume der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Um 14 und 15 Uhr gibt es Technikführungen durch das gesamte Haus.

Kinder

In der Kinderklinik gibt es eine Teddy- und Puppensprechstunde. Dort können Kinder auch beim Kindergipsen erleben, wie es sich anfühlt, wenn man einen Gips bekommt. Der Nachwuchs kann Rettungswägen von innen besichtigen und am Quiz „Was erkennst du auf dem Röntgenbild?“ teilnehmen.

Untersuchungen

Es gibt die Möglichkeit einen Ultraschall zur Schlaganfallvorsorge, Lungenfunktionstests, 3-D-Ultraschall für Schwangere, Untersuchungen der Schilddrüse und Leberscreenings sowie Blutzucker-, Cholesterin- und Blutdruckmessungen durchführen zu lassen.

Operationen

Unter dem Titel „Minimalinvasive Chirurgie – probieren Sie es selbst aus“ besteht die Möglichkeit, die neuen Technologien an Modellen auszuprobieren.

Mittmachaktionen

Es gibt ein Nachhaltigkeitsquiz. Man kann in einen Altersanzug schlüpfen und Fotos in Arztkleidung machen lassen. Wer Lust hat, heilsames Singen zu erleben, kann in der Psychosomatik vorbeischauen.