Sorgenfalten in den Freibädern, Erleichterung bei Förstern und Waldbesitzern: Das verregnete Wetter in diesem Sommer kommt den Wäldern im Südwesten sehr gelegen.

Stuttgart - Der anhaltende Regen der vergangenen und der kommenden Tage kommt der Forstkammer überaus gelegen. „Der Wald kann im Moment jeden Tropfen Regenwasser gebrauchen“, sagte Forstkammer-Geschäftsführer Jerg Hilt am Dienstag. „Wir sind heilfroh, dass wir nicht das vierte Trockenjahr in Folge haben.“

 

Große Teile des Waldes sind stark geschädigt

Nach dem jüngsten Waldzustandsbericht des Agrarministeriums gelten 46 Prozent der Waldfläche als deutlich geschädigt. Schäden sind laut dem Bericht, der sich auf stichprobenartige Untersuchungen des Nadel- und Blatt-Behangs stützt, auf die Folgen von Hitze und Dürre zurückzuführen. Auch nach Angaben der Forstkammer wirkt das extreme Trockenjahr 2018 noch nach, weil es 2019 und 2020 zu wenig Niederschläge gab. „Der Wald hat ein langes Gedächtnis“, sagte Hilt der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb sollten alle Menschen in Baden-Württemberg, die für eine möglichst intakte Natur sind, dankbar sein, wenn es auch jetzt im Sommer immer mal wieder weiterregnet.“

Bäume benötigten mehr Wasser als allgemein angenommen werde, sagte Hilt. Über ihre rund 800 000 Blätter verdunste eine 150-jährige Buche zum Beispiel täglich bis zu 500 Liter Wasser. „Das ist der Inhalt von etwa vier Badewannen“, sagte er. „Und so viel Wasser braucht eine Buche täglich, um wirklich langfristig vital zu bleiben und ihre Funktionen ausfüllen zu können.“

Forstkammer-Chef erwartet Probleme mit Borkenkäfern

Hilt rechnet auch in diesem Jahr mit einem erheblichen Borkenkäfer-Problem und rief dazu auf, angegriffenes Holz so schnell wie möglich einzuschlagen und abzutransportieren. Allerdings sei der Niederschlag auch im Kampf gegen den Schädling hilfreich. Denn wie stark sich das Borkenkäferproblem fortsetzt, hängt nach Angaben der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt auch vom Harzdruck ab. Die Vitalität gegen Borkenkäferbefall sei eins zu eins abhängig von der Wasserversorgung, hatte die Anstalt bislang argumentiert. Werde ein Baum vom Borkenkäfer angegriffen, laufe sofort Harz aus dem Loch. Fehle der Wasserdruck, könne das Harz nicht ausfließen.

Deutscher Wetterdienst warnt erneut vor Unwettern

Auch in den kommenden Tagen dürfte sich der Wasserhaushalt in den tieferliegenden Bodenschichten schrittweise verbessern. Denn nach den starken Niederschlägen der vergangenen Tage warnen Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bereits vor weiteren Unwettern. Insbesondere im Westen des Landes sei im Laufe des Dienstags heftiger Starkregen möglich, zeitweise auch mit Blitz und Donner. Bis zum Nachmittag könnten dort zwischen 20 und 40 Liter Regen pro Quadratmeter fallen - zusätzlich zu den 20 bis 50 Litern, die dort bereits seit Montagabend gefallen sind. Im Osten des Landes seien auch kräftige Gewitter wahrscheinlich.

Infolge des Dauerregens sind unter anderem Hochwasser an Bächen und kleineren Flüssen sowie Überflutungen von Straßen möglich. In der Nacht zum Mittwoch soll das Gewitterrisiko zunächst abnehmen. Von Mittwochnachmittag an erwarten die DWD-Experten aber bereits erneut ergiebigen Dauerregen. Verursacht wird das unbeständige Wetter von Tiefausläufern, die feuchte Luft nach Baden-Württemberg bringen.