Die britische Marke gibt auf allen Ebenen Gas – im Seriengeschäft und ab 2021 auch als Rennteam in der Königsklasse des Motorsports. Ins Konzept passen würde da auch die Verpflichtung des bei Ferrari geschassten Weltmeisters Sebastian Vettel.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - James Bond fährt Aston Martin. Die Nachricht, dass bald auch Sebastian Vettel Aston Martin fahren könnte, sie lupfte in dieser Woche die Aktie der britischen Sportwagenmarke in die Höhe. Mit etwa 60 Cent pro Papier liegt der Börsenwert des Herstellers zwar immer noch eher am Boden, doch geht es auch seit den Vettel-Spekulationen tendenziell nach oben. Ohnehin soll von vielen Seiten der Marke ein neues Leben eingehaucht werden. Der Name Sebastian Vettel könnte ein weiterer Baustein sein für einen erhofften Aufwärtstrend.

 

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Dieser Tage sind die ersten neuen Serien-SUV vom Band gerollt, auch eine limitierte Auflage eines nachgebauten Bond-Boliden findet verspielte Käufer – das sind erste Bemühungen für eine erhoffte Wende. Im kommenden Jahr wird, und das soll wirklich der große Sprung ins Rampenlicht sein, das Formel-1-Team Racing Point in Aston Martin umbenannt – da wird jetzt richtig geklotzt mit dem Markennamen. Dahinter steckt der kanadische Mode-Milliardär Lawrence Stroll, der ein Investoren-Konsortium anführt, das 16,7 Prozent des Unternehmenswertes hält. Stroll ist darüber hinaus Besitzer von Racing Point, das bald Aston Martin heißt, sein Sohnemann Lance sitzt in einem der beiden Rennwagen. Dick eingekauft hat sich auch der Mercedes-Sportchef Toto Wolff, der ein guter Kumpel von Stroll ist. „Ich glaube an die Marke“, sagt Wolff über seine Aston-Martin-Beteiligung.

Wolff sorgte für Irritationen

Nach Informationen der „Daily Mail“ erwarb der Österreicher Anteile im Wert von umgerechnet rund 42 Millionen Euro. Das sorgte vor einigen Wochen für gewaltige Irritationen im Formel-1-Business. Hört Wolff bei Mercedes auf? Wird er Aston-Martin-Boss? Was ist da eigentlich los? Ein Mercedes-Sprecher bestätigte daraufhin eilig, dass Wolff einen 0,95-prozentigen Anteil an dem britischen Hersteller übernehme, es sich dabei allerdings um „ein Finanzinvestment“ als Privatmann handele. Wolffs geschäftsführende Rolle bei Mercedes bleibe von der Transaktion unbeeinflusst, hieß es weiter. Darüber hinaus werde der Teamchef auch in den kommenden Jahren Mercedes die Treue halten. Doch könnte die Zusammenarbeit zwischen Aston Martin und Mercedes künftig enger werden, als man glaubt.

Das Team, dass noch Racing Point heißt, bekommt Mercedes-Motoren geliefert, dazu Getriebe und Hydraulik-Systeme. Deshalb ist Racing Point zurzeit auch so schnell. Nun würden sie am liebsten noch den viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel als Frontfigur verpflichten, marketingtechnisch wäre das ein Hauptgewinn für Stroll und seine großen Pläne. „Im Moment ist alles möglich“, sagte Vettel der Schweizer Zeitung „Blick“ zuletzt über einen möglichen neuen Job. „Sie hinterlassen einen starken Eindruck und ich kenne auch einige Teammitglieder ziemlich gut“, lobt der deutsche Pilot den aufstrebenden Formel-1-Rennstall.

Die britische Nischenmarke und der Stuttgarter Konzerngigant sind schon jetzt miteinander verbunden. Daimler hält bereits fünf Prozent der Anteile an Aston Martin. Dass der AMG-Chef Tobias Moers ab 1. August Vorstandsboss des britischen Unternehmens wird, ist kein Zufall deutet wohl auf eine noch engere Zusammenarbeit hin. Aston-Martin-Modelle der Serienproduktion könnten Plattformen von Mercedes-Sportwagen bekommen, und vielleicht wummert in den britischen Autos ja auch mal ein beim Mercedes-Tuner AMG aufpolierter Zwölfzylinder. Alles Spekulation – aber nicht unmöglich.

Kein B-Team von Mercedes

Das Aston Martin mal das B-Team von Mercedes in der Formel 1 werden könnte, wird offiziell noch ins Reich der Fabeln verwiesen. Der als Racing Point geführte Rennstall sei ein komplett eigenständiges Team, das gewisse Dienstleistungen von Mercedes einkauft, sagt ein Sprecher der Mercedes-Mannschaft in Budapest, wo am Sonntag das dritte Formel-1-Rennen der Corona-Saison stattfindet. Auch den Wechsel des „Mercedes-Mannes“ Moers zu Aston Martin wollen die Stuttgarter zumindest öffentlich noch nicht überbewerten. Seine Ernennung soll nach Angaben von Mercedes „nicht als ein Signal einer erweiterten Zusammenarbeit interpretiert werden“, schließlich werde er Chef der Automarke, nicht des Formel-1-Teams. Moers sei geholt worden, um die Autofirma wiederzubeleben. „Auch dass Racing Point ab kommendem Jahr als Aston Martin an den Start geht, gilt natürlich der Revitalisierung der Marke. Trotzdem ist hier natürlich zwischen der Autofirma und dem Formel-1-Team zu unterscheiden“, sagt ein Mitarbeiter von Mercedes.

Der einmalige DTM-Ausflug von Aston Martin im vergangenen Jahr war derweil nicht geglückt. Als Lizenzgeber gab die Marke ihren Namen an ein Schweizer Team, das zwar Achtungserfolge erzielte, finanziell aber an seine Grenzen kam. Nun klebt das Aston Martin Logo bald an einen Formel-1-Boliden. Noch heißen die Rennwagen Racing Point, zuvor hieß das Team Force India, davor Spyker, anfangs Jordan. Das neue Engagement sieht ein bisschen Etikettenschwindel aus. Lawrence Stroll und sein Freund Toto Wolff setzen dennoch alles auf Aston Martin – und Sebastian Vettel würde da als James Bond des Rennsports ins Konzept passen. Die Frage ist nur noch, ob er es will.