Es war angerichtet, doch technisches Problem an seinem Racing Point hat das Formel-1-Renncomeback des Emmerichers nach 245 Tagen verhindert.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Silverstone - Während 19 Piloten in der Startaufstellung zum Großen Preis von Großbritannien in ihren Boliden saßen und auf das Erlöschen der roten Ampeln warteten, stand Nico Hülkenberg im Fahrerlager, in voller Montur zwar, aber ohne Helm – und er schaute ziemlich bedröppelt drein. „Das ist sehr bitter“, stöhnte der 32-Jährige, „wir haben einfach den Motor nicht anbekommen.“ Bis kurz vor dem Start hatten die Mechaniker von Racing Point in der Garage fleißig am Auto geschraubt. Vergebens.

 

Eigentlich hätte der Rheinländer am Sonntag sein Formel-1-Comeback geben sollen. Eigentlich. Aus der anvisierten Rückkehr des Emmerichers in Silverstone wurde nichts. Wäre Hülkenberg abergläubisch, hätte er mit dieser Portion persönlichen Pechs rechnen müssen – immerhin hatte er im Qualifying Startplatz 13 erreicht. 13, die Unglückszahl. Die Antriebseinheit von Mercedes (mit der Kundenteam Racing Point fährt) streikte. Der Motor blieb störrisch stumm. „Ein krasser Krimi, in dem ich mich befinde. Es ging nix, da war nix zu reparieren“, ärgerte sich Hülkenberg.

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Der Deutsche war vor dem geplanten Comeback 245 Tage im frühen Vorruhestand, nachdem sein Vertrag als Werkpilot bei Renault Ende 2019 nicht verlängert worden war. Man hätte vermuten können, der 177-malige Grand-Prix-Starter müsse lediglich einen Schalter umlegen, dann befinde er sich flugs wieder im Rennmodus – schließlich hatte er sich ordentlich fit gehalten. Von wegen. Hülkenberg machte der Wiedereinstieg als Ersatzmann für den an Corona erkrankten Sergio Perez ziemlich zu schaffen. Vor allem spürte er seinen Nacken als habe er sich beim Schlafen verlegen. „Der Nacken streckt im Moment die Zunge raus. Diese Maschinen sind abartig schnell. Das ist echt Wahnsinn“, ächzte der Racing-Point-Fahrer am Samstag. In Silverstone herrschen harte Verhältnisse, die Kurvenfolgen beanspruchen die Muskeln, besonders die im Hals. Wegen des hohen aerodynamischen Anpressdrucks gehen selbst Kurven wie Copse mit einem bis zum Anschlag gedrückten Gaspedal. Das Fünffache des eigenen Körpergewichtes wirken dann.

Allerdings sind es nicht nur die körperlichen Belastungen, an die Hülkenberg sich gewöhnen musste. Er hatte sich auch mit dem Auto anfreunden müssen. Allein das Lenkrad ist anders als das des Renault – mit vielen Knöpfen mit neuer Bedeutung. „Alles, was ich mache, ist neu“, hatte der Emmericher am Samstag erzählt, „ich muss alles aufsaugen.“ Womöglich bekommt Nico Hülkenberg ja doch noch sein Comeback, am nächsten Sonntag beim zweiten Rennen in Silverstone. Die Chancen stehen ganz gut. Jetzt darf nur nichts mehr schief gehen.