Ferrari lässt im 2014 Fernando Alonso und Kimi Räikkönen aufeinander los. Damit bekommt der Ferrari-Star Alonso es im nächsten Jahr im eigenen Team mit einer echten Herausforderung zu tun. Und nun fragen sich alle: Geht das gut?

Sport: Dominik Ignée (doi)

Es ist der übliche Formel-1-Reflex: Wird die WM zum Langweiler, konzentriert sich die Szene auf die Krawallgeschichten am Rande der Bande. Die nächste steht im Jahr 2014 ins Haus. Und sie bewegt die aufgeregte Branche auch vor dem Großen Preis von Singapur am Sonntag, weil sie wirklich nicht schlecht ist: Ferrari lässt 2014 Fernando Alonso und Kimi Räikkönen aufeinander los. Und nun fragen sich alle: Geht das gut?

 

Michael Schumacher ist nicht der einzige Bedenkenträger. „Ferrari mit Fernando und Kimi, das klingt nach einer explosiven Mischung“, urteilt der Rekordweltmeister aus der Ferne. Er kennt ja noch die anderen Zeiten bei den Italienern. Damals durfte der Deutsche seinen Status als Nummer eins hegen und pflegen, weil ihm in Eddie Irvine, Rubens Barrichello und Felipe Massa zwar aufmüpfige, doch in erster Linie ungefährliche Helfer zur Seite standen. Alle mit ein und demselben Prädikat: gut, aber nicht gut genug für Schumi.

„Fernando wird er Erste sein, der davon profitiert“

So kann man Titel sammeln. Diesen Supermannstatus ist Alonso nun los. „Er wird der Erste sein, der davon profitiert“, sagte der Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo zwar nach dem Transferhammer, doch dieser Versuch, das mögliche Himmelfahrtskommando kleinzureden, scheitert schon im Ansatz. Wenn einer keine Motivationsspritze benötigt, dann Alonso, der sich hobbymäßig in der Welt der Samuraikämpfer zu Hause fühlt. Viel eher darf Räikkönens Vertrag als pädagogisches Mittel verstanden werden, mit welchem der von sich überzeugte Spanier eingebremst werden soll. Anders ausgedrückt: Luca di Montezemolo zeigt Alonso auf, wer mächtiger ist als jeder Fahrer: Ferrari.

Der Pilot aus Oviedo hat sich den starken Mann an seiner Seite selbst eingebrockt. Seine provokanten Äußerungen, wonach er gerne mal ein Red-Bull-Auto fahren würde, empfanden die Italiener als Majestätsbeleidigung. Man fährt nicht Ferrari und schielt nach einer anderen Braut. Die erzieherische Maßnahme kostet die Rennwagenbauer aus Maranello nicht nur einen Batzen Geld, weil Räikkönen einer der bestbezahlten Piloten ist. Sie birgt tatsächlich auch die große Gefahr, dass es von 2014 an gewaltig knirscht im Gebälk.

Erinnerungen an das Duell Senna gegen Prost

Alonso weiß, wie es ist, wenn sich zwei Topleute in einem Team bekämpfen. Im Jahr 2007 raubten sich der Spanier und Lewis Hamilton bei McLaren gegenseitig erst die Punkte und anschließend die Nerven – die allgemeine Unzufriedenheit gipfelte in der Spionage-Affäre, in deren Folge das britische Team die Rekordstrafe von 100 Millionen Dollar auf den Tisch blättern musste. Es mit zwei Alphatieren und Ausnahmekönnern zu versuchen, hat den McLaren-Chef Ron Dennis derweil schon immer gereizt. Er ließ auch Alain Prost und Ayrton Senna aufeinander los, mit dem Ergebnis, dass es immer wieder Stunk gab in der Hütte – aber eben auch WM-Titel. Zwei Jahre ging es gut mit den beiden: 1988 wurde Senna Champion, 1989 Prost – danach zog es den Franzosen zu Ferrari.

Fernando Alonso hieß seinen neuen Kollegen denn auch verbal mit angezogener Handbremse willkommen. „Ich begrüße meinen neuen Reisebegleiter“, sagte der Spanier ein bisserl schnippisch, aber im vollen Bewusstsein darüber, dass ihm Räikkönen nicht das Gepäck von Terminal A zu Terminal B irgendeines Flughafens tragen wird – sondern ihm auf der Rennstrecke alles abverlangt. Für das Publikum sind Fahrerpaarungen dieser Qualität ein Hochgenuss. Auch könnte dieser direkte Vergleich zweier Weltmeister im gleichen Fabrikat endlich einmal die in der Formel 1 nicht leicht zu beantwortende Frage klären, wer denn der Bessere ist.

Keine Lust auf die klammen Briten von Lotus

Alonso oder Räikkönen? Dem Finnen ist das erst einmal egal. „Ich kann es nicht erwarten, mit Fernando zu arbeiten und dem Team den Erfolg zu verschaffen, den es verdient“, lässt sich Räikkönen in der offiziellen Verlautbarung zitieren, doch so staatstragend äußert sich der Eisblock aus Espoo sonst nie. Er will im fortgeschrittenen Rennfahreralter von 33 Jahren noch einmal in einem siegfähigen Auto sitzen. Der Lotus, mit dem er noch unterwegs ist, wäre auch nicht die schlechteste Adresse gewesen, aber die schleppenden Gehaltszahlungen der klammen Briten haben zuletzt selbst den coolen Finnen genervt.

Dass er nun zu Ferrari zurückkehrt, ausgerechnet dorthin, wo sie ihn 2009 vom Hof jagten, es schert ihn wenig. Die Abfindung war damals so unfassbar hoch, dass bei den Italienern mit unregelmäßigen Lohnzahlungen nicht zu rechnen sein wird. Eher mit Räikkönen-Siegen. Di Montezemolo plant mit ihnen. Alonso fürchtet sie.