An der Universität Hohenheim wird drei weitere Jahre lang THC-armes Cannabis erforscht. Für die Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetik sei die Pflanze interessant, sagt die Teamleiterin.

Stuttgart - Das zunächst auf 18 Monate bewilligte von der Universität Hohenheim koordinierte Forschungsnetzwerk, das daran arbeitet, Cannabis ohne Rauschmittel-Eignung für den Markt zu erschließen, ist mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums um drei Jahre bis Ende 2023 verlängert worden. Laut Simone Graef-Hönninger, der Leiterin des Netzwerks „Medizinisch phyzocannabinoid-reiches (PCR) Cannabis“ werde in den Gewächshäusern der Uni Hohenheim unter anderem daran geforscht, wie mittels Licht und Dünger optimale Bedingungen für den Anbau von geeigneten Hanfsorten für Arzneimittel- und Kosmetikhersteller geschaffen werden können.

 

Bestimmte Cannabioide genannte Inhaltsstoffe der Cannabispflanze würden sich im medizinischen Bereich für die Behandlung von Depressionen, Entzündungen und Epilepsien eignen, so Graef-Hönninger. Die Kosmetikbranche könne Cannabioide etwa für Produkte gegen Akne und Neurodermitis nutzen. Obwohl diese Cannabis-Sorten nahezu ohne den berauschenden Inhaltsstoff THC auch Potenzial für die Nahrungsmittelbranche habe, stehe die EU-Klassifizierung etwa von Bier und Schokolade mit Hanf-Anteil als „Novel-Food“ und die damit verbundenen Verkaufsbeschränkungen dem breiten Markteinsatz derzeit entgegen.

Partner aus Deutschland und Kanada

Das Forschungsnetzwerk wurde 2019 mit vier kanadischen und sieben deutschen Partnern gegründet. Mittlerweile sei die Zahl der deutschen laut Graef-Hönninger auf 22 angestiegen. Weil Cannabis aufgrund des langen Anbauverbotes kaum erforscht ist, sei die Pflanze für Wissenschaftler spannend. „Cannabis hat 500 Inhaltsstoffe, von denen wir 100 kennen“, so die Pflanzenwissenschaftlerin. Selbst bei diesen 100 Inhaltsstoffen sei oft nicht bekannt, wie sie gebildet werden und wie sie wirken. Der Anteil des Inhaltsstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) sei bei den Cannabis-Pflanzen, an denen in Hohenheim geforscht wird, so gering, dass sowohl der Missbrauch zur Berauschung als auch der Einsatz in der Schmerztherapie bei schwerkranken Patienten ausgeschlossen sei.