Mit einem Besuch in Tübingen bekräftigt die Forschungsministerin Anja Karliczek das Engagement des Bundes bei dem Biotech-Unternehmen. Doch diese Form der Industriepolitik ist umstritten.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Ministerbesuche bei Firmen sind oft eher eine zeremonielle Angelegenheit oder ein Wahlkampftermin. Doch der Besuch von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Montagabend in Tübingen ist auch eine Art Solidaritätsadresse. Denn zurzeit ist unsicher, ob Curevac nach relativ enttäuschenden Ergebnissen aus der Praxisstudie seines Corona-Impfstoffes diesen überhaupt zur Zulassungsreife bringen kann. Finale Daten dürften in den kommenden Tagen zu erwarten sein.

 

Bedeutung von Curevac geht über Impfstoff hinaus

Die Ministerin will die Botschaft aussenden, dass der Bund weiterhin an seinem Engagement bei dem Tübinger Unternehmen festhält. Schließlich entwickelt Curevac bereits einen weiteren Impfstoff und hat mit der mRNA-Technologie einen Baustein für andere Medikamente, beispielsweise gegen Krebs.

In einer ungewöhnlichen Aktion hatte sich der Bund über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) im vergangenen Frühjahr mit 300 Millionen Euro zu etwa einem Viertel an dem Tübinger Biotech-Unternehmen beteiligt – nach Gerüchten, dass die USA unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump sich die Rechte am Corona-Impfstoff sichern wollten. Diese Minderheitsbeteiligung beträgt nach Kapitalerhöhungen zurzeit etwa 16 Prozent des Unternehmens. Dazu gab es Förderzuschüsse von rund 100 Millionen Euro zur Entwicklung des Corona-Impfstoffes.

Dietmar Hopp größter Anteilseigner

Größter, langjähriger Anteilseigner ist der SAP-Mitgründer und Investor Dietmar Hopp, der etwa 47 Prozent der Anteile hält. Der Bund liegt mit seinem Anteil auf Platz zwei, daneben besitzen etwa der britische Pharmakonzern GSK und die Gates-Stiftung Aktien.

Trotz eines drastischen Kurseinbruchs nach der Vorstellung der Studienergebnisse ist die Bundesbeteiligung immer noch mehr wert als beim Einstieg des Staates. Dennoch ist diese Industriepolitik umstritten. Der Konkurrent Biontech in Mainz kam ohne Staatsbeteiligung aus – und hatte dennoch mehr Erfolg.