Dustin Hönes aus Stuttgart-Möhringen setzt mit seiner Kamera Flora und Fauna in Szene, seinen wachsamen Augen entgeht nur wenig. Weit reisen muss er für seine Fotos nicht.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Möhringen - Er sieht Dinge, die den meisten Menschen verborgen bleiben. Da ist die nur wenige Millimeter lange Marienkäferlarve auf einem Blatt, dort die dünnen Spinnfäden, die das Sonnenlicht einfangen. Dustin Hönes nimmt sie in den Fokus seiner Kamera und drückt ab. Die Natur hat es dem 29-Jährigen angetan. Für ihn sind seine Streifzüge Abenteuer und Entspannung gleichzeitig. „Es gibt kaum eine Tour, auf der ich nicht etwas Besonderes entdecke“, sagt er, und: „Diese Ausflüge in die Natur sind so erholsam wie ein kleiner Urlaub.“

 

Weit reisen muss er für seine Motive nicht. Meistens ist Hönes in Möhringen und Umgebung unterwegs. Aufgewachsen ist er in Weinstadt, zog später nach Stuttgart. Seit drei Jahren lebt Dustin Hönes nahe des Möhringer Probstsees. Die Enten und Gänse dort hat er ebenso fotografiert wie die Vögel, die er von seinem Balkon aus gesehen hat. 30 verschiedene Arten, berichtet er, habe er gezählt. Und auch ein Eichhörnchen sei ein regelmäßiger Besucher auf seinem Balkon.

Kaum etwas entgeht dem jungen Fotografen

Besonders angetan hat es ihm das Naturschutzgebiet Weidach- und Zettachwald zwischen Fasanenhof, Möhringen und Plieningen. „Es ist toll, dass man in Stuttgart solche Orte quasi direkt vor der Haustür hat“, sagt er. Im Wald und auf den Wiesen gibt es viel zu entdecken. „Wenn man nur einen Moment innehält und genau hinschaut, sieht man überall etwas.“ Kaum eine Bewegung entgeht dem Möhringer. Allerdings sehen Dustin Hönes’ wache Augen nicht nur die schönen Dinge. Die leeren Flaschen, die Plastikverpackungen im Gebüsch fallen ihm ebenfalls auf. „Dass muss doch nicht sein“, kritisiert er das Verhalten derjenigen, die ihren Müll so unbedacht in der Natur liegen lassen.

Der Hobbyfotograf legt sich auf den Boden. Nahe der Körsch hat er auf der Wiese einen Schachbrett-Schmetterling entdeckt. Ungeachtet seiner weißen Kleidung legt sich Hönes bäuchlings ins Gras, um den Falter ins rechte Licht zu rücken. „Ich bin ein Sammler“, sagt er. Über das Sammeln habe er mit Mitte 20 das Fotografieren neu für sich entdeckt. Vor wenigen Jahren war das Handyspiel „Pokémon Go“ beliebt bei Heranwachsenden. Mit ihren Handys in der Hand zogen sie los und fingen die virtuellen Monster ein. „Ich fand, dass es doch viel schöner ist, reale Tiere einzufangen.“ Natürlich nur im Bild. Also hat der Möhringer seine Kamera gepackt und ist in die Natur losgezogen.

Er hat noch andere kreative Hobbys

Heute vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht draußen ist. „Und wenn es nur für ein, zwei Stunden ist“, sagt Hönes, der in der Gastronomie im Betrieb seines Vaters arbeitet und neben dem Fotografieren noch weitere kreative Hobbys pflegt: Er singt und spielt in der Gruppe „Toms Musical Show“, die in unterschiedlichen Theatern in Stuttgart zu Gast ist. Im Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ hat er ebenfalls auf der Bühne gestanden. Außerdem spielt er Tischtennis im Verein.

Die Makrofotografie ist die Leidenschaft des 29-Jährigen. Sie bietet die Möglichkeit, das Kleine ganz groß darzustellen. Details wie die Facettenaugen von Fliegen kommen ebenso zur Geltung wie die feinen Flügel von Libellen. Und für Arachnophobiker sind einige seiner Fotos von Spinnen Stoff für Albträume. Besonders stolz ist er auf seine Bilder von Steinkäuzen mit Nachwuchs, „das war mein Highlight bisher“, sagt er. Die Bilder teilt er auf seinem Facebook- und Instagram-Profil mit der Welt. „In erster Linie fotografiere ich für mich“, sagt Hönes. Positive Reaktionen auf seine Bilder freuen ihn trotzdem. Auch, weil er sich das Fotografieren selbst beigebracht hat. „Was einen begeistert, lernt man auch schnell“, sagt er.

Das Artensterben macht ihm Sorgen

Geld verdient er mit seinem Hobby keines. Für ihn ist es dennoch eine Bereicherung. Er fotografiere immer wieder Tiere, die ihm bis dato unbekannt gewesen seien. Daheim recherchiert er dann, was ihm eigentlich vor die Linse geflogen oder gekrochen ist. „Dadurch lerne ich immer neue Arten kennen“, sagt Hönes. „Die Vielfalt, die wir selbst mitten in der Stadt haben, fasziniert mich.“ Dennoch mache ihm das Artensterben Sorgen, der Umgang des Menschen mit der Natur.

„Nur 2,4 Prozent der Fläche Baden-Württembergs ist Naturschutzgebiet“, hat er recherchiert. In diesen Gebieten hat der Schutz der Natur oberste Priorität. In den ausgewiesenen Flächen darf der Mensch nicht eingreifen. Nur behördlich zugelassene Maßnahmen sind erlaubt, informiert das Umweltministerium auf seiner Internetseite. „So sollen die wertvollsten und wichtigsten Biotope eines Naturraums erhalten werden. Insbesondere gefährdete Tierarten und Pflanzenarten finden in Naturschutzgebieten Rückzugsräume für eine möglichst ungestörte Entwicklung“, heißt es dort. Der Weidach- und Zettachwald ist seit 1990 Naturschutzgebiet. Hier kommt unter anderem der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling vor, ein in Baden-Württemberg auf der Roten Liste stehender Schmetterling.

Hönes macht sich Gedanken über seinen ökologischen Fußabdruck. Er hat kein Auto, sondern fährt mit den Öffentlichen oder dem Fahrrad. Beim Einkauf achtet er auf biologischen Anbau und Regionalität. Fleisch isst er nur noch selten. Trotzdem gönne er sich hin und wieder was, denn „alles richtig machen, kann man nicht“, sagt er. Trotzdem sei es wichtig, sich seines Einflusses auf die Natur bewusst zu sein, um sie zu schützen und zu bewahren. Damit auch künftige Generationen auf den Wiesen und in den Wäldern noch viele verschiedene Pflanzen- und Tierarten entdecken können.