Schlabber. Schmatz. Grunz. Die US-amerikanische Künstlerin Sage Sohier fotografiert allerlei Tiere und ihre menschlichen Retter. Nach der Sichtung des wundervollen Bildbandes kann man schlussfolgern: Es gibt sie noch, die große Liebe!

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Rich steht in einem Stall in Jamestown, einer Stadt in Tennessee, und schaut voller Hingabe einem mächtigen Schwein beim Fressen zu. Er ist ein Typ mit kräftigen Oberarmen und Tattoos. Vielleicht ist der Amerikaner in der coolen Schmuddelkluft ein ehemaliger Soldat, zumindest trägt er eine Mütze mit einer Veteranen-Aufschrift. Wer Rich nicht kennt, der könnte bei einer flüchtigen Begegnung ein bisschen Angst bekommen. Doch wie er da neben diesem geretteten Schwein posiert, erscheint der rustikale Kerl unglaublich liebevoll.

 

Sind wir Tiere?

Die amerikanische Fotografin Sage Sohier fotografierte in Rettungsstationen für Wildtiere, die wieder in die freie Natur entlassen werden sollen, aber auch in Tierheimen für Hunde und Katzen oder auf Gnadenhöfen für Tiere von Bauernhöfen. Ihre Modelle sind nur selten possierliche Kuschelwesen, das gilt für die Viecher wie für ihre Halter. Sohiers herrlich witzige, auch ironische Bilder wirken auf den ersten Blick banal. Tier und Mensch in trauter Zweisamkeit, schon klar.

Zärtlich und glücklich

Doch Sohiers Interesse geht tiefer, ihr gelingt es, mit den intimen Kompositionen Fragen zu stellen. Sind wir Tiere? Sind uns Tiere ähnlicher, als wir glauben? Und: Machen uns Tiere menschlicher? All die abgebildeten Leute, die immer auch etwas suspekt oder im besten Sinne verrückt wirken, erscheinen erst im Beisein ihrer Affen, Hunde, Vögel und Reptilien zärtlich, aufs Wesentliche konzentriert, ja glücklich. Ganz bei sich. Oder anders formuliert: Ohne das Tier ist der Mensch kein Mensch.