Wie erleben die Menschen den Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden. Heute: die Stuttgarter Choreografin Nina Kurzeja.

Stuttgart - Wie erleben die Menschen den neuen Teil-Lockdown? Unser Fragebogen will das erkunden und erscheint in lockerer Folge – bis auf Weiteres . . .

 

Wie geht’s, Frau Kurzeja?

Ich bin müde vom Um- und Neudenken, -konzipieren, -anpassen, -planen, damit ich wie viele Kolleginnen und Kollegen aus der freien Szene wirtschaftlich durch diese Krise komme und einfach meiner Arbeit nachgehen kann. Es fällt schwer, unter diesen Umständen kreativ zu sein – also das zu tun, was unsere eigentliche Aufgabe ist: Kunst zu schaffen!

Und wie steht’s im Beruf?

Ich habe ja zwei Hüte auf: Ich arbeite als Künstlerin, zudem bin ich Geschäftsführerin der Blomst! gUG, die sich für kulturelle Teilhabe einsetzt. Mit Blomst! haben wir zwei tolle Projekte, die wir auch unter Corona im virtuellen Raum verwirklichen können. Ich selbst habe zwei Stipendien erhalten: eines von der Stadt Stuttgart „10 qm/Corona-Katalyse“ und eines vom Dachverband Tanz im Programm „Dis-Tanzen-Solo“. Ich bin dankbar.

Gibt es etwas, was Ihnen im Alltag gerade besonders hilft?

Immer und immer wieder: meine Familie und viele sehr tiefe Freundschaften. Es ist toll, einen Mann zu haben, der für mich kocht und der mir morgens Tee ans Bett bringt, während ich meinen Kater kraule.

Was wünschen Sie sich heute am meisten von Ihren Mitmenschen?

Nichts anderes, als was ich mir auch ohne Pandemie wünschen würde: Achtsamkeit im Miteinander und Respekt vor dem Umstand, der immer deutlicher wird, nämlich dass Egoismus etwas hervorbringt, was in einer Gesellschaft sich niemand wünschen kann: fehlende Empathie für die Schwächsten. Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte viel verändern.

Irgendwann ist das Virus besiegt! Worauf freuen Sie sich für die Zeit danach schon jetzt am meisten?

Den Rechner zwei Wochen am Stück auszulassen, ohne zu befürchten, dass ich etwas Wesentliches verpasse. Ich freue mich auf analoges Theater und auf Umarmungen, die mit großer Intensität und ohne Masken stattfinden können.

Nina Kurzeja ist seit vielen Jahren als freie Tänzerin und Choreografin in der Stuttgarter Szene verwurzelt.