Im Weltall ist die Hölle los. Die Space-Maut ist nur noch eine Frage der Zeit. Und was passiert eigentlich mit dem ganzen Weltraumschrott?

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Schon 1979 beschäftigte sich der britische Autor Douglas Adams in seinem Bestseller „Per Anhalter durch die Galaxis“ mit den Folgen des wachsenden Verkehrsaufkommens im Weltraum. Seinerzeit musste die Erde einer galaktischen Hyperraum-Umgehungsstraße weichen. Die Bewohner erfuhren erst so spät davon, dass sie keinen Einspruch mehr einlegen konnten. Denn die Weltraumbehörde hatte die Planungsunterlagen leider nur in einem kleinen Büro im Sternsystem Alpha Centauri öffentlich ausgelegt. Auch einen Volksentscheid wie bei Stuttgart 21 hat es nicht gegeben. Adams Buch war natürlich Science-Fiction und zudem Satire. Trotzdem hat der Autor einige aktuelle Entwicklungen erstaunlich treffsicher vorweggenommen – etwa den Babelfisch, den man sich ins Ohr steckt und der Fremdsprachen in Echtzeit übersetzt. Dieses Wunderwesen wird demnächst in digitaler Form wiederauferstehen. Und seit Hinz und Kunz Raketen in den Orbit oder darüber hinaus schicken, ist auch die Verkehrswegeplanung im All zu einem relevanten Problem geworden.

 

Hinzu kommt immer mehr Weltraumschrott, der nicht nur eine wachsende Gefahr für alle anderen Raumvehikel darstellt, sondern auch ein ganz schlechtes Bild auf unsere Zivilisation wirft. Was sollen denn da die Außerirdischen denken, falls sie doch mal bei uns vorbeischauen sollten? Tesla-Chef Elon Musk hat zu Werbezwecken sogar ein Elektroauto ins Weltall befördert, das nun sinnlos dort herumschwebt und irgendwann auf einem illegalen intergalaktischen Autofriedhof enden wird. Ein zukunftsweisendes Entsorgungskonzept sieht anders aus.

Was kostet eine Weltraum-Haftpflichtversicherung?

Es braucht also dringend Regeln für die Nutzung des Weltalls, was die Vereinten Nationen dieser Tage dazu bewog, in Wien eine internationale Konferenz zu diesem Thema abzuhalten. Dort ging es zum Beispiel um die Frage, wer eigentlich haftet, wenn einer der zahlreichen Satelliten in der Erdumlaufbahn einen anderen rammt. Braucht man für solche Fälle eine Weltraum-Haftpflichtversicherung mit vermutlich astronomisch hohen Prämien? „Das Universum ist der einzige Verkehrssektor, in dem es keine richtigen Verkehrsregeln gibt“, sagte der Weltraum-Jurist des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Bernhard Schmidt-Tedd der Nachrichtenagentur dpa. Bis sich die Experten auf eine einheitliche Weltraumverkehrsordnung verständigen, dürfte allerdings noch einige Zeit vergehen. Bis dahin bleibt Raumschiffkommandanten wohl nichts anderes übrig, als sich an die gute alte Rechts-vor-Links-Regel zu halten.

Auch ein Tempolimit für Raketen existiert bislang nicht. Zum Glück, denn sonst hätte es für den deutschen Astronauten Alexander Gerst ziemlich teuer werden können, als er kürzlich mit 28 000 Sachen in Richtung der Raumstation ISS unterwegs war. Wäre Astro-Alex in eine irdische Radarfalle geraten, hätte ihm das ein Bußgeld von 500 000 Euro eingebracht sowie 70 Jahre Fahrverbot und 1120 Punkte in Flensburg, hat das Polizeipräsidium Oberbayern Süd ausgerechnet. Prognosen zufolge soll der Verkehr im All noch deutlich zunehmen – nicht zuletzt durch die gewaltigen Schwärme von Mini-Satelliten, die einige Raumfahrtingenieure in den Orbit schießen wollen. Die Einführung einer Space-Maut ist nur eine Frage der Zeit.

Das Problem mit den Mülltonnen

Bleibt das Müllproblem. Um dem achtlosen Wegwerfen abgenutzter Raumfahrt-Gerätschaften entgegenzuwirken, könnte man zum Beispiel ein Raketenpfand nach dem Vorbild des deutschen Dosenpfands erheben. Zu bürokratisch? Dann bleibt wohl nur die Einführung einer Weltraum-Müllabfuhr. Allerdings ist noch offen, wo man die passenden Mülltonnen beantragen kann. Wir wüssten da so ein kleines Büro im Sternsystem Alpha Centauri . . . .