Bei der Kreissynode hat Frank Nopper einen denkwürdigen Auftritt, der die Bindung zwischen Stadt und Kirche festigt. „Stuttgart ohne Kirche“, sagt der Oberbürgermeister, „wäre ein unwirtliches Zuhause. Deshalb brauchen wir die Kirche in der Stadt.“

Stuttgart - Wann hat es das zuletzt gegeben? Wann machte ein Oberbürgermeister zuletzt seine Aufwartung bei einer Synode des Kirchenkreises Stuttgart? Die Frage konnte selbst Stadtdekan Søren Schwesig nicht mit Gewissheit beantworten. Sicher ist nur: Der Besuch des seit 4. Februar amtierenden Oberbürgermeisters Frank Nopper (CDU) am Freitagabend im Hospitalhof löste bei den Synodalen große Freude aus. Noppers symbolträchtige Anwesenheit samt seinen richtungweisenden Worten drängten sogar die guten Nachrichten aus der Finanzabteilung in den Hintergrund: Der Rechnungsabschluss für das Jahr 2020 schließt mit einem Überschuss in Höhe von 140 910,31 Euro.

 

Damit lässt sich ebenso in die Zukunft blicken wie mit den Zusagen Noppers. Die wichtigste vorneweg: „Die Rolle der Kirche ist ein ganz fundamentaler Bestandteil der Stadt.“ Mehr noch: „Auch die christliche und evangelische Werteorientierung ist fundamental für die Stadt.“ Zusammengenommen hat dieses Fundament für Nopper sogar eine verbindende Komponente bei der Trennung zwischen Staat und Religion – wenn nicht faktisch, so doch gefühlt. Nopper sieht in der Verbindung der Kirche zur Stadt ein „Kooperations- und Partnerschaftsmodell“. Denn die Kirchen haben aus seiner Sicht „nach wie vor eine große Bedeutung“. Sie seien das kulturelle und ethische Rückgrat der Gesellschaft, die eine freundschaftliche Partnerschaft verdient hätte.

Kirche als Partner

Worte, die bei den Delegierten in Zeiten, in denen die Kirche allenthalben an Bedeutung verliert, ermutigend wirkten. Denn Nopper widersprach diesem „Bedeutungsverlust“ sogar ausdrücklich: „Ich behaupte das Gegenteil“, rief er den Synodalen zu, „Sie sind für die Stadtgesellschaft wichtig. Wir brauchen Sie als Brückenbauer, Versöhner, Verbinder und bei der Integration.“ Denn in Zeiten von wachsender sozialer Kälte sorgten die Kirchen laut Nopper für Wärme: „Wir brauchen Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben.“ Nicht zuletzt deshalb widersetzt sich der Oberbürgermeister dem ideellen und materiellen Ausverkauf der Kirche. „Stuttgart ohne Kirche“, so schloss der promovierte Jurist sein 20-minütiges Impulsreferat, „wäre ein unwirtliches Zuhause. Deshalb brauchen wir die Kirche in der Stadt.“

Mit Rührung bedankte sich im Anschluss Bad Cannstatts Dekan Eckart Schultz-Berg beim OB: „Diese große Würdigung tut uns gut.“ Der Schuldekan für Bad Cannstatt und Zuffenhausen, Uwe Böhm, sprach sogar von einer „weitblickenden Liebesbeziehung“ zwischen der Rathausspitze und dem evangelischen Kirchenkreis. Nopper versprach daraufhin, seine Besuche bei den Protestanten regelmäßig zu wiederholen.

Die allgemeine Feststimmung konnte auch der kritische Beitrag der Diakonie-Pfarrerin Gabriele Ehrmann nicht trüben: „Ich will Stachel im Fleisch sein“, sagte sie und forderte für die Schwächsten der Gesellschaft eine stärkere Unterstützung.

OB zitiert Manfred Rommel

Frank Nopper parierte jedoch auch dies souverän und gewann viele Herzen, indem er darauf ein Gedicht des populären Manfred Rommel, ehemals Stuttgarter OB, vortrug: „Wird nicht geholfen, nur gepredigt, dann sind die Schwachen bald erledigt. Wenig Wert ist die Moral, die sich äußert nur verbal.“ Danach fragte sich jeder: Wann hat es das zuletzt gegeben?