Carla Bruni ist Frankreichs Première Dame, Valérie Trierweiler will es werden. Beide Frauen versichern: Mein Mann ist der beste.

Paris - So verschieden sind sie gar nicht. Sie könnten Freundinnen sein. Carla Bruni (44), die Gattin des konservativen französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy, ist überhaupt nicht konservativ. Und Valérie Trierweiler (47), die Lebensgefährtin des sozialistischen Herausforderers François Hollande, ist alles andere als eine stramme Linke.

 

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich diese zwei feinsinnigen Frauen in trauter Freundschaft vorzustellen. Seite an Seite sähe man sie dann in einem Pariser Park promenieren, beide hochgewachsen, elegant, schön. Bruni trüge vielleicht den schwarzen Mantel, den sie kürzlich für die Fotostrecke in „Paris Match“ angelegt hat. Trierweiler flanierte wieder einmal ganz in Weiß, die obligate Megasonnenbrille auf der schlanken Nase. Und dann verbindet die beiden noch dieses gemeinsame Kredo. „Mein Mann ist der beste“, lautet es, „der beste für das höchste Staatsamt.“

Da allerdings nur einer der beiden Männer aus den Präsidentschaftswahlen am 6. Mai als Bester hervorgehen kann, trennt es die Frauen auch wieder. Die Première Dame und diejenige, die es werden will, sind in Wirklichkeit eben nicht Freundinnen, sondern Rivalinnen. Und beide gehen aufs Ganze. Sowohl das singende Ex-Model italienischer Herkunft als auch die im westfranzösischen Angers geborene Fernsehjournalistin haben dem Erfolg des Partners zuliebe das eigene berufliche Fortkommen hintangestellt.

Sie sind Rivalinnen, keine Freundinnen

Die 44-jährige Bruni ist das bereits gewöhnt. Die Tochter aus wohlhabendem Hause, die vor dem Einzug in den Elysée-Palast auf Laufsteg und Bühne selbst im Rampenlicht stand, übt sich seit Jahren in der Rolle der Begleiterin. Der 47-jährigen Lebensgefährtin Hollandes tut sich mit dem Verzicht dagegen noch schwer. Nach einem politikwissenschaftlichen Studium an der Sorbonne hatte sie bei der Illustrierten „Paris Match“ angeheuert und beim Fernsehsender Direct 8 Politikmagazine moderiert. Wegen mutmaßlicher Befangenheit darf sie an den Redaktionssitzungen von „Paris Match“ nun nicht mehr teilnehmen und gestaltet bei Direct 8 eine Kultursendung im Mittagsprogramm. Im dritten Stock des Pariser Hauptquartiers der Sozialisten hat Trierweiler ein Arbeitszimmer bezogen. An der Tür ist ein kleines Schild angebracht. Allein der Name steht darauf. Eine Berufsbezeichnung fehlt. Immerhin achten die Genossen darauf, dass der Lebensgefährtin Hollandes nicht dessen Ex, Ségolène Royal, über den Weg läuft. Die 2007 im Präsidentschaftsrennen unterlegene Sozialistin war zuvor bereits privat gescheitert. 2006 hatten Trierweiler und Hollande entdeckt, dass sie „total ineinander verliebt waren“, wie es die Journalistin formuliert, die den Spitzensozialisten als Interviewpartner schätzen gelernt hatte. Die Gefühle sind offenbar noch die gleichen. „Mon amour“, scheint auf Hollandes Smartphone auf, wenn die Lebensgefährtin anruft. Und wenn der Präsidentschaftskandidat zehn Kilo abgespeckt und sich eine neue Brille zugelegt hat, ist das auch Trierweilers Verdienst.

Aufs Ganze gehen heißt indes nicht, dick auftragen. Im Fall Brunis gebietet das schon die Klugheit. Bis heute haben die Franzosen Sarkozy nicht verziehen, dass er sein Liebesglück mit Carla einst öffentlich zur Schau gestellt hat. Diskretion ist seitdem oberstes Gebot. Als der Staatschef kürzlich im Fernsehen offiziell seine Kandidatur ankündigte, rückte ihm die Gattin zuvor die Krawatte zurecht, gab ihm einen aufmunternden Kuss. Mehr aktive Wahlkampfhilfe ist nicht. Treuherzig erklärt Bruni die Zurückhaltung damit, dass sie von Politik nichts verstehe. Ihre Lieblingssendungen im Fernsehen seien Casting-shows und „Desperate Housewives“.

Beide Frauen verzichten auf aktive Wahlkampfhilfe

Nach vier Jahren Ehe mit dem politischen Urgestein Sarkozy scheint das etwas geflunkert. Aber die Botschaft der von Élysée-Beratern flankierten Première Dame ist klar: „Liebe konservative, von meinem Mann umworbene Wählerschaft“, lautet sie, „ich bin nicht mehr das männermordende Model von einst, sondern eine brave Gattin ganz nach eurem Geschmack.“

Wie Bruni wahrt auch Trierweiler Diskretion. Bei Wahlkampfveranstaltungen sitzt sie manchmal zwar in der ersten Reihe, meistens aber hält sie sich im Hintergrund. Mal redigiert sie Notizen des Lebensgefährten, dann wieder kümmert sie sich um seinen Terminkalender. Als Journalistin liebe sie die Rolle der Beobachterin, sagt sie. Selbst beobachtet zu werden liege ihr weniger. So vorbehaltlos die beiden Frauen ihren Männern allerdings auch Rückendeckung geben: anders als die öffentlich aufeinander einhackenden Streithähne gehen sie einander nicht einmal mit Samthandschuhen an die Gurgel. „Niemals käme ich auf den Gedanken, Carla anzugreifen“, versichert Valérie Trierweiler. „Ich habe Achtung vor dem, was sie ist.“

Für Carla Bruni gilt das Gleiche. Auch sie schont die Rivalin. Womöglich werden die beiden eines Tages tatsächlich doch noch Freundinnen.