Der Front National bleibt seinem Antiprogramm treu: gegen die EU und gegen Einwanderung. Reicht das, um neue Wähler zu finden? Ein Kommentar unseres Frankreich-Korrespondenten Axel Veiel.

Lille - Das war wohl nichts. So sehr Marine Le Pen auch beteuert, der Front National habe sich von Grund auf erneuert: Die Grundfesten der Partei sind die alten. Gewiss, die Vorsitzende hat beim FN-Kongress einen neuen Parteinamen präsentiert. Das Amt des Ehrenpräsidenten wurde abgeschafft. Der es bekleidende, zu rechtsradikalen Schmähungen neigende Parteigründer Jean-Marie Le Pen ist endgültig auf dem Altenteil gelandet. Aber das Programm ist geblieben. Ein Anti-Programm ist es, gegen die EU und gegen Einwanderer. Und geblieben ist auch diejenige, die es an vorderster Stelle verficht. Die alte Parteichefin ist auch die neue.

 

Genauso falsch, wie die Rede von der umfassenden Erneuerung des FN ist freilich der aus ihrem Scheitern gezogene Schluss, Frankreichs Rechtspopulisten würden bleiben, wo sie sind: ganz unten nämlich. Nach wie vor fühlt sich ein Gutteil der Franzosen vom Fortschritt abgehängt, von den Eliten im Stich gelassen. Die Angst vor unkontrollierter Einwanderung lässt zwei Drittel der Bevölkerung nach Härte rufen. Das Versprechen des Staatspräsidenten Macron, eine EU zu schaffen, welche die Bürger schützt, ist nicht eingelöst. Auch wenn aus der Rundumerneuerung des Front National nichts geworden ist: Mit dem Altbestand lassen sich durchaus neue Erfolge erringen.