Gerlinde Kretschmann erzählt im Bürgertreff was ihr wichtig ist – als „First Lady“ und „normale“ Frau.

Nürtingen - Eigentlich hatte sich Gerlinde Kretschmann ihren Ruhestand anders vorgestellt. Doch nach der Wahl ihres Mannes Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten Baden-Württembergs hat sich die jetzt 69-Jährige mit ihrer Rolle als „First Lady“ angefreundet – auch wenn sie diesen Begriff nicht mag.

 

Zu dieser Rolle gehört es, öffentliche Termine wahrzunehmen – wie jetzt am Donnerstag bei einem Besuch im Wahlkreis ihres Mannes, genauer gesagt im Bürgertreff der Stadt Nürtingen. Bei einem Eckbankgespräch hat Gerlinde Kretschmann verraten, was sie unter anderem eigentlich hätte machen wollen, nachdem sie aufgehört hatte als Grundschullehrerin zu arbeiten.

Es gibt auch weniger temperamentvolle Pferde

„Ich wollte mit dem Reiten anfangen“, sagt Gerlinde Kretschmann. Bei ihrem Mann sei die Idee auf Skepsis gestoßen. „Sag mal, du in deinem Alter. . .“, habe er entgegnet. Doch ihr Orthopäde bestärkte sie darin, dass sie selbstverständlich mit dem Reiten anfangen könne. An dieser Stelle wirft eine Zuhörerin in dem mit rund 70 Menschen fast voll besetzten Bürgertreff ein: „Es gibt auch ganz lahmärschige Gäule.“ Gerlinde Kretschmann nimmt den Ball auf und antwortet: „So einen hätte ich genommen.“

Doch es kam anders, und Gerlinde Kretschmann absolviert jetzt eben offizielle Termine. Sie wurde dafür kritisiert, dass sie ein traditionelles Frauenbild verkörpere. Doch dies ficht sie nicht an. „Ja, soll ich etwas machen, das ich nicht kann?“, sagt Gerlinde Kretschmann in den Raum und interpretiert ihre Rolle in der ihr eigenen bodenständigen und gänzlich unglamourösen Art.

Offen zu sein bedeutet der 69-Jährigen sehr viel

Ein Heimchen am Herd ist die Gattin des Ministerpräsidenten freilich nie gewesen. Nach dem Abitur wurde sie Lehrerin und mischte später als Gemeinde- und Kreisrätin in der Kommunalpolitik mit. Sich zu engagieren und einzubringen in die Gesellschaft hält sie für selbstverständlich und für unverzichtbar. Und noch etwas betont sie: „Freude am Lernen zu haben und offen zu sein: das ist das Wichtigste.“

Auf die Frage der Moderatorin Felicitas Wehnert, ob sie schon wisse, was sie tun werde, wenn ihr Mann nicht mehr Landesvater ist, antwortet Gerlinde Kretschmann: „Ich warte, bis die Situation eingetroffen ist, dann wird man sehen.“ Zeit für’s Reiten bleibt dann ja immer noch.