Rosina Kopf ist eine der dienstältesten Stadträtinnen im Ludwigsburger Gemeinderat. Die 74-Jährige CDU-Politikerin kam Anfang der 80er-Jahre in das Gremium. Frauen? Sollten sich ihrer Meinung nach stärker engagieren. „Da müssen sie aber selbst drauf kommen.“

Ludwigsburg - Am Vortag ist Rosina Kopf von einer Reise zurückgekehrt. Weil nichts Süßes mehr im Haus war, hat die Ludwigsburger CDU-Stadträtin Kuchen gebacken, um dem Besuch etwas anbieten zu können: Biskuitrolle mit Himbeermarmelade. „Einen Kaffee, auch ein Glas Wasser?“, fragt die 74-Jährige. Viel Mühe macht sich die Kommunalpolitikerin für den Besuch, von dem sie zunächst nicht recht wusste, ob sie ihn einladen sollte. Ihre Skepsis hatte keinen persönlichen Grund, vielmehr: „Ich hatte überlegt, ob ich bei der Serie mitmachen soll“, sagt die Kommunalpolitikerin. Der Kuchen ist verteilt, Rosina Kopf hat Platz in einem Sessel in ihrem Wohnzimmer genommen. Die Frage, ob mehr Frauen in die Kommunalpolitik sollten, beantwortet sie mit einem nachdrücklichen „Ja!“. Aber anlässlich der Kommunalwahlen gleich eine Porträtserie daraus machen? „Warum diese Sonderrolle?“, hält Rosina Kopf dagegen. „Machen sich Frauen damit nicht zum Nischenprodukt?“, fragte sie sich. Sie jedenfalls will nicht als jemand aus der Nische wahrgenommen werden. „Ich habe immer geglaubt, dass Frauen es selbst begreifen müssen, warum es sich lohnt, aktiv zu werden“, sagt Rosina Kopf. Ganz ohne Artikelserien.

 

1982 rückte sie in den Gemeinderat nach

Im Jahr 1982 rückte sie, damals Anfang 40, in den Ludwigsburger Gemeinderat nach. Zuvor hatte Kopf einige Jahre im Ortschaftsrat im Ludwigburger Stadtteil Neckarweihingen gesessen. 1982 gab es im Ludwigsburger Gemeinderat eine Handvoll Frauen. Heute, 30 Jahre später, sind es zwölf. Rosina Kopf lächelt und schweigt. Dieses Zahlenverhältnis, dieses „Zwölf aus 40“, habe sie umgestimmt, doch mitzumachen.

Sie sehe in den Frauen kein Allheilmittel, stellt die 74-Jährige klar. Frauen hätten ein geringeres Bedürfnis, sich reden zu hören. „Manches wird mit ihnen einfacher“, findet Kopf. Aber manches werde mit ihnen auch komplizierter. Zudem: nach ihrer Ansicht gibt es kaum noch Frauenthemen. „Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie sind längst Familienthemen.“ Einzig die Situation alleinerziehender Frauen sieht sie als Spezialthema. Und dennoch: die Kommunalpolitik, so Kopf, sollte die Verhältnisse in der Gesellschaft widerspiegeln. Und dazu gehöre, dass sich mehr Frauen in die Kommunalpolitik wagten. „Es lohnt sich“, sagt sie. Wie wird ein Bebauungsplan aufgestellt, wie funktioniert der Haushalt? Die studierte Sozialarbeiterin, die Jahrzehnte im Dienst der Caritas mit dem Schwerpunkt frühkindliche Bildung gearbeitet hat, empfindet ihre kommunalpolitische Arbeit wie eine Art unendliche Fortbildung.

Haben Frauen den längeren Atem?

Und sie ist überzeugt, dass Frauen oft den längeren Atem haben, um Dinge durchzusetzen. Wie? Man muss bohren, bis Rosina Kopf bereit ist, ein Beispiel zu nennen, in dem sie selbst diesen langen Atem bewiesen hat. Es ist ein Beispiel aus ihrem Spezialgebiet, der frühkindlichen Bildung. Rosina Kopf kam damals, Anfang der 90er-Jahre, frisch von einem Seminar. Sie plädierte dafür, dass ein Kindergarten in Hoheneck, dessen Bau bereits beschlossen war, mehr Raum bekommen sollte. Zunächst seien alle gegen sie gewesen, erinnert sich Kopf. „Nicht nur die CDU“, sagt sie mit einem Lächeln. Auch die anderen Parteien zeigten sich skeptisch. „Keiner wollte für so etwas mehr Geld ausgeben.“ Zunächst. Kopf warb mit Nachdruck dafür, den Kindern mehr Platz als den Gruppenraum zuzugestehen. Die Eltern aus dem Stadtteil wusste sie hinter sich. „Vier Wochen später waren die Pläne geändert und die Mehrkosten genehmigt“, sagt Kopf.