Die „Bild“-Zeitung reduziert die Nationalmannschaft der Frauen bei der Fußball-WM augenscheinlich aufs Äußere. Trotz der Kritik in sozialen Medien verteidigt das Boulevardblatt die umstrittenen Überschriften.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Berlin - Dass Sport auch sexy sein kann, keine Frage. Wer denkt, dass Cristiano Ronaldos Bauchmuskeln unter fußballguckenden Frauen nie Thema wäre, lügt sich wahrscheinlich was in die Tasche. Wie die „Bild“-Zeitung allerdings auf die deutsche Nationalmannschaft der Frauenfußball-WM in Frankreich blickt, wirkte für viele Internetnutzer, zurückhaltend ausgedrückt, etwas aus der Zeit gefallen.

 

„Hässlicher Auftakt-Sieg dank unserer Hübschesten“ titelte das Boulevard-Blatt am Samstag nach dem 1:0-Sieg der DFB-Elf gegen China in Rennes – und erntete dafür prompt einen Shitstorm auf Twitter. „Das darf doch nicht wahr sein, Bild“, entfährt es einer Nutzerin:

Ein anderer fragt sich, ob die „Bild“ so über Mats Hummels, Manuel Neuer und die anderen Männer der DFB-Elf schreiben würde.

Ein weiterer Nutzer gratuliert der Bild zu der vermeintlich „hässlichesten Schlagzeile“:

Und es gibt auch Abwendung von solchen, die „sexistische Anspielungen“ in der Überschrift sehen:

Von der Kritik in sozialen Netzwerken reichlich unbeeindruckt, legte die „Bild“-Zeitung am Sonntagmittag augenscheinlich sogar noch mal nach: „Im Team heißt sie ,die Hübscheste’: Gewinn-Garantin Gwinn öffnet ihren WM-Koffer“, heißt es über die Siegtorschützin.

In der „Bild“-Redaktion weist man die Sexismus-Vorwürfe entschieden von sich. „Die Bewertung ,hässlicher Sieg’ ist für ein derart hartes, schwierig erkämpftes Fußballspiel ganz normal“, sagt Carli Underberg, der stellevertretende Chefredakteur für den Bereich Sport gegenüber unserer Zeitung.

Die Bezeichnung „Hübscheste“ für die Spielerin Giulia Gwinn sei keine Bewertung der „Bild“-Redaktion, sondern stamme aus dem Zitat der Kapitänin Alexandra Popp, die in einem früheren Beitrag für die Zeitung alle ihre Mitspielerinnen vorgestellt hatte: „Ihre Beschreibung haben wir aufgegriffen. Hätte das Manuel Neuer über einen Teamkollegen der Männer gesagt, hätten wir es genauso gemacht. Vom DFB oder der Mannschaft hat sich übrigens keiner bei uns über diese Zeile beschwert.“